Bill Mossion gilt als Vater der Permakultur und hat viele Bücher über Permakultur geschrieben.
Derzeit ist Stuart Muir Wilson, der Enkel von Bill Mollison, in Deutschland.
Bei dem Workshop lernte ich Stuart kennen. Er sprach dabei auch über die weltweite Permakulturbewegung. Er kommt ja viel rum und kennt so auch die Vielfalt der Menschen, die sich mit Permakultur beschäftigen.
Zum einen empfahl er wiederholt, dass wir uns immer wieder auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren mögen und nicht so sehr auf die Unterschiede. Er kam allerdings auch auf Unterschiede zu sprechen.
So sprach er von einem grundlegenden Unterschied zwischen der Permakultur in sogenannten Entwicklungsländern und der Permakultur in den Industrieländern (wie z.B. in Deutschland).
In den Entwicklungsländern würde Permakultur ein Weg zum Überleben sein. In meinen Worten erkläre ich diese Aussage: Die Menschen bauen ihr Essen an, versorgen ihre Tiere, ernten Feuerholz und kommen wegen Anwendung der Permakultur über die Runden.
In den Industrieländern ist Permakultur ein Lifestyle, also Hobby, Freizeitbeschäftigung.
Seine Aussage hat mich überrascht. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass es diesen Unterschied gibt.
Ich habe mal gegoogelt zum Begriff „Liefstyle“, den Stuart nutzte, und dies bei wikipedia gefunden:
„Lebensstil erscheint hier als eine Bezeichnung für spezifisch wiedererkennbare Kombinationen von Freizeitpräferenzen (z. B. welche Musik man hört), aber auch beruflich oder familiär für einen Stil, der die soziale Distanz zwischen den jeweiligen diesen Stil Pflegenden verringert (bzw. das Vertrauen auf die Reaktionen der anderen erhöht) oder gegenüber anderen vergrößert (die sogenannten „unsichtbaren Schranken“ errichtet). Das bezieht sich auf Merkmale wie Wohnstil, Kleidung, Sprachgestus oder Aufenthaltsorte. Ein Beispiel eines ausgeprägten Lebensstils war z. B. der Dandy. Heute wird neben der Schwarzen Szene z. B. der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) als neuer Lebensstiltyp angeführt.
Mit dem Lebensstil sind Attribute verbunden, die einen Menschen von anderen abgrenzen oder mit anderen verbinden. So kann ein Lebensstil Teil einer Kulturbewegung sein, sogar Ausdruck eines politischen Protests.“
Zitat Ende (https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensstil)
Was mich so dermaßen berührt, ist der Umstand, dass ich dadurch vielleicht erkannt habe, warum ich seit Jahren immer wieder schwere Missverständnisse und Streit mit anderen Menschen erlebte, die sich auch mit Permakultur beschäftigen. Ich habe mich laufend gefragt, was denn los ist. Wieso denn laufend Differenzen entstanden, bei doch dem selben Thema.
Es ist jedoch so, dass ich Permakultur NIE als Lifestyle oder Freizeitpräferenz gesehen habe, sondern als Weg des Überlebens, als Hauptbetätigung um dadurch selbst überleben und leben zu können und auch um der Mitwelt und Nachwelt ein Überleben und sinnvolles Leben zu ermöglichen.
Ich würde also wohl mit meiner inneren Einstellung besser bei den ‚Permies‘ in Entwicklungsländern aufgehoben sein.
😉
Ich bleibe jedoch hier, denn ich sehe Deutschland als ein schwer rückständiges Entwicklungsland. Es ist so viel auf High-Tech-Abhängigkeiten aufgebaut, wenn da nur mal zwei Wochen lang der Strom ausfällt, ist es hier in weiten Teilen zappenduster…
(mit Ausnahme von ganz wenigen Stellen, z.B. autarken Permakultur-Höfen).
Es ist auf jeden Fall nun für mich verständlich, warum Permakultur-Lifestyler sich beschäftigen mit Abgrenzung von „Rechts“ oder Abgrenzung von diesem oder jenem, weil es eben, siehe Wikipedia-Zitat, genau und zentral darum geht, sich abzugrenzen von anderen Freizeitbeschäftigungen.
Ich will es überhaupt nicht bewerten. Permakultur als Lifestyle kann ja machen, wer das will.
Und laut Stuart ist das in den Industrieländern wohl normal.
Mich hatte jedoch nie interessiert zu einer Gruppe zu gehören mit gleichem Lebensstil als Freizeitbeschäftigung, mit Interesse sich von irgendwas abzugrenzen. Ich wollte und will mit Menschen zusammenarbeiten, die mit Permakultur leben und überleben wollen. Ich wollte und will wissen, auf wen ich mich im Fall der großen Krise verlassen kann.
Bei all dem, was derzeit schon passiert und was auf uns alle hier in naher Zukunft zukommen dürfte (Humusverlust, Insektensterben, Wasserknappheit, Umweltgifte, Stromausfall, Kollaps des Bankensystems, Zerfall der staatlichen Ordnung, etc.) wage ich zu behaupten, dass Hobby und Freizeitgestaltung nicht ausreicht.