Seit über zehn Jahren ist Bernhard Heuvel für mich eine wertvolle Inspirationsquelle zum Thema Imkerei. So habe ich beispielsweise 2008 hier im Blog über die Warré-Beute geschrieben, die Bernhard wieder bekannt gemacht hat. Auch bei meinen Schritten mit Einraumbeuten und Klotzbeuten hatte ich all die Jahre wiederholten Kontakt und fachlichen Austausch mit ihm.
Nun hat Bernhard ein Buch veröffentlicht, in dem er sein Wissen, seine Erfahrung im Umgang mit den Bienen schriftlich niedergelegt hat:
Bienen im Kopf, Vom Bienen-Hippie zum Erwerbsimker
Das Buch ist mit über 400 Seiten ein so umfassendes Werk geworden, daß ich unmöglich alle Aspekte benennen kann. Für mich liest es sich wie ein intensiver und tiefer Einblick in den Beruf des Imkers. Der Eindruck ist so hautnah, daß ich beim Lesen eintauchte mitten in Bernhards Arbeit, seine Gedanken, seine Sorgen und Erfolge.
Das Buch ist für mich Ausdruck von gelebter, produktiver Permakultur. Deshalb ist es nun in unserem OnlineShop aufgenommen:
https://www.waldgartendorf.de/shop/artikel/bienen-im-kopf/
Ein paar Zitate aus dem Buch:
Einer meiner Mentoren, der Permakulturlehrer Joe Polaischer (✞) aus Neuseeland, hat mir als Lebensaufgabe mitgegeben: „Bringe Europa wieder zum Summen, Bernhard“
Seite 8
DIE NEUE MODE
In der heutigen Zeit sind die Bienen durch das Insektensterben sehr ins Bewusstsein der Gesellschaft getreten. Von verschiedenen Stellen wird oft behauptet, dass es sehr einfach ist, Bienen zu halten. Honig spiele eine Nebenrolle und es genügt, den Bienen eine bienengemäße Behausung zu bieten. Auf dem Balkon, auf dem Dach oder im Garten.
Die Vertreter dieser neuen Bienenhaltung missachten geflissentlich, dass die Bienen eben nicht in einer Bienenbeute wohnen, sondern in einer Landschaft. Es reicht erfahrungsgemäß nicht, eine angeblich naturgemäße Behausung hinzustellen, wenn die umgebende Landschaft nicht natürlich ist. Eine natürliche Landschaft findet sich in unseren Breiten schon lange nicht mehr. Ohne diese natürlichen Lebensbedingungen aber kann die natürliche Lebensweise der Bienen nicht greifen.
Ich kann den Wunsch nach Natürlichkeit nachvollziehen und ich begeistere mich ebenfalls für die Wildnis, für Natur und für das Leben im Allgemeinen. Jedoch muss ich realistisch bleiben, wenn ich den Bienen tatsächlich helfen will.
Seite 32
Das erste Bienenjahr ist geeignet, alle romantischen Vorstellungen von Bienenhaltung auszutreiben. […]
GEDULD
Gerade in den ersten fünf Jahren braucht der Anfänger der Bienenhaltung sehr viel Geduld: mit den Bienen und mit sich selbst. Die Bienenhaltung ist lange nicht mehr so trivial, wie sie einst vielleicht mal war. Die Bienen befinden sich mitten im Strudel des Insektensterbens (>70 % Rückgang der Insektenmasse, Artensterben, etc.) und inmitten von globalen klimatischen Veränderungen. Neuartige Pestizide, neue Pathogene und neue Parasiten bedrohen die Bienen. Gleichzeitig wird ihnen durch Verbauung, Entwaldung und Monokulturen die Nahrungsgrundlage entzogen. Das macht die Bienenhaltung sehr viel anspruchsvoller als je zuvor.
Seite 106
Bernhard ist aktuell Vollerwerbsimker mit 400 bis 500 Völkern und beschreibt in dem Buch einiges, was beim Entstehen und Führen einer derartigen Imkerei zu beachten ist. Dieser Hauptberuf ist jedoch für die allerwenigsten Menschen passend. Gleichwohl sind die Beschreibungen und Einblicke sehr wertvoll, denn mit diesen Ausführungen kann man auch eine sehr kleine Imkerei mit beispielsweise 3 bis 5 Völkern derart aufbauen und betreiben, daß es kein Hobby ist sondern sehr produktiv. Ein Hobby ist gewissermaßen eine Tätigkeit, bei der man mehr Aufwand hinein steckt, als man erntet. Wenn man jedoch eine Tätigkeit professionell angeht und mehr ernten will als man investiert, dann muss man schon genau wissen was man tut und insbesondere was man lassen sollte.
Bernhard empfiehlt beispielsweise die Anzahl der eigenen Bienenvölker von Anfang an zu begrenzen. Man solle die gesamte Ausrüstung und die passende Infrastruktur aufbauen und einrichten und zuerst anstreben, daß die Bienen gesund und ertragreich sind bevor man daran denkt die Anzahl der Völker zu vergrößern. Immer muss die Anzahl der Völker zusammen passen mit dem Platz für Ernte, Verarbeitung, Lagerung. Bernhard rechnet mit 4 Quadratmeter Raumbedarf pro Volk. Bei nur 5 Völkern sollte man also schon einen Raum mit 20 m² vorhalten nur für die Imkerei. Sicher kann man die Küche improvisiert umrüsten während der Erntezeit, doch einen gewissen Lagerraum braucht man trotzdem. Bei einer Imkerei mit 500 Völkern braucht es schon eine Halle mit 2000 Quadratmetern!
Bernhard erklärt, das es sinnvoller ist, weil vom Geld und Arbeitsaufwand günstiger, nur 5 Völker zu halten mit je 100 kg Honigertrag, als 25 Völker mit je 20 kg. Bienen können nur viel Honig produzieren, wenn sie gesund sind. Werte von 100 kg Honig oder mehr können nur von kerngesunden Völkern gebracht werden. Und nur kerngesunde Bienen haben eine Chance sich gegen Schädlinge, wie z.B. die Varroamilbe, auf Dauer zu behaupten.
Achtung: Bitte nicht irritieren lassen von diversen Tippfehlern und versäumten Korrekturen.
Wie sagt Bernhard Heuvel dazu: „Das Buch ist nicht perfekt geworden, sonst wäre es nie erschienen!“
Das Buch kann hier gekauft werden:
https://www.waldgartendorf.de/shop/artikel/bienen-im-kopf/
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Nachtrag, korrigierte Bezugsadresse des Buches:
https://www.zurfleissigenbiene.de/kurse-und-vortraege/vortraege/buch-bienen-im-kopf.html