Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit Keylines. Dieser englische Fachbegriff der Permakultur wird übersetzt auch als Schlüssellinie bezeichnet. Kurz gesagt geht es um Höhenlinien in der Landschaft, um Wasserfluss sowie um die Reduzierung der Erosion.
Von mehreren meiner Blogartikel zum Thema verweise ich jetzt auf zwei:
http://www.konstantin-kirsch.de/2018/01/aufbauende-landwirtschaft.html
http://www.konstantin-kirsch.de/2020/12/buchtip-water-for-any-farm.html
Im Internet gibt es eine Fülle an Seiten und Filmen zu den Suchbegriffen „Keyline“, „Keyline Design“, „Keyline Plow“ und „Yeomans Plow“.
Ein englischer Wiki-Eintrag: https://en.wikipedia.org/wiki/Keyline_design
Neu für mich ist die faszinierende Darstellung der Zusammenhänge von Landschaftsgestaltung und Wasserfluss mit Hilfe der AR-Sandbox.
Über einem echten Sandkasten ist eine 3-D-Tiefenkamera montiert sowie ein Beamer kombiniert mit entsprechender Software.
Eine deutsche Beschreibung der Funktion:
Die analoge, reale Sandlandschaft kann nach Belieben geformt werden, das entsprechende Höhenmodell wird in Echtzeit gescannt auf den Sand projiziert. Zusätzlich zu diesen Höheninformationen wird die Realität mit einer Wassersimulation erweitert. Insbesondere Regen, Abfluss, Flussverläufe und Hochwasser wie auch Deich- oder Dammbrüche können so anschaulich gezeigt werden.
Zitatquelle: https://www.gfz-potsdam.de/sektion/hydrologie/infrastruktur/augmented-reality-sandbox/
Als Quelle der Erfindung fand ich die University of California mit dieser Seite: https://arsandbox.ucdavis.edu/
Auf einer Übersichtskarte kann man die Standorte dieser High-Tech-Sandkästen sehen. In Deutschland gibt es sie grob 20 mal.
Hier ein Film zur Einstimmung der Funktionen:
Der Dozent Andrew Millison der Oregon State University erklärt in den ersten 38 Sekunden dieses Filmes die Anwendbarkeit für die Permakultur:
Andrew Millison hat einen Film über „Checkdams“ veröffentlicht:
und ein weiterer Film über Bumerang-Swales insbesondere wertvoll für trocken Landschaften:
Desweiteren gibt es einen sehenswerten Online-Kurs über Keylines in der Landschaft:
Keyline® in the AR Sandbox #1: Contour Lines and Water Flow
Keyline® in the AR Sandbox #2: Landform Water Divides
Keyline® in the AR Sandbox #3: Design for Water
Keyline® in the AR Sandbox #4: Design for Access
Keyline® in the AR Sandbox #5: Design for Trees
Keyline® in the AR Sandbox #6: Design for Management
Keyline® in the AR Sandbox #7: The City Forest
Phantastisch – was Menschen alles hervorbringen. Sogar (noch) in Universitäten in USA.
Ich befürchte allerdings, dass dadurch nach und nach das gesamte traditionelle Wissen der Menschheit definitiv verloren geht, weil halt „nur“ auf Festplatte oder sonstigen Datenträgern aufbewahrt.
Wie sehr diese Problematik in unsere Erinnerung eingreift, ist in vielen Bereichen der EDV bereits bittere Wahrheit geworden. Viele Daten können schon heute nicht mehr wiederhergestellt werden, einfach, weil das nötige Know How dafür schon verloren gegangen ist.
Wo gibt es noch Abspielgeräte für VHS oder Video 2000? Wo sind die Kassettenplayer der schnöden Kassetten der 70er/80er-Jahre? Ja selbst Disketten in verschiedenen Größen können nicht mehr verwendet werden, weil es keine Floppies mehr gibt, bzw. die Jugend gar nicht mehr weiß, dass es sowas gegeben hat. CD ist das nächste Opfer … und so wird es weitergehen …
Und mit jedem Verschwinden einer Technik verschwindet ein erklecklicher Anteil an menschlichem Wissen. Und jetzt komme mir keiner mit „Schwarm-Intelligenz“. Das ist nur das schöngeredete Unvermögen, traditionelles Wissen in Papierform oder gleich überhaupt persönlich weiterzugeben.
Elektronischer Sandkasten – ich finde das so richtig gut. Aber es ist zuwenig, sich nur darauf zu verlassen.
Wie Bill Mollison mir in die Hand hinein sagte: Nicht die Graduierten brauchen wir. Wir brauchen die Praktiker!
Herzlich
der Erwin
*****
Lieber Erwin, ja, wir brauchen die Praktiker, keine Frage. Über diesen Blog kann ich nur die virtuelle Welt rüber bringen. Der Duft des Bodens, das Gefühl des kalten Morgentaus an den blanken Füßen, all das gibt es nur in der Realität.
Viele Grüße
Konstantin
Mein Statement ist auch nicht als negative Kritik aufzufassen. Vielmehr als Anregung.
Natürlich ist es mühsam, erstmal Höhenschichtlinien herzustellen/zu vermessen, korrekt einzuzeichnen um dann erst die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Natürlich würde ich dieses „Spielzeug“ (wiederum nicht negativ sehen!!!), englisch würde ich dann „Playground“ dazu sagen, also ein Grund/Land zum Durchspielen verschiedener Ereignisse/Katastrophen vorzufinden, auch verwenden.
Aber noch viel spannender würde ich eine Einrichtung finden, die reale Flächen (als 3D) aus einer 3D-Aufnahme (aus der Luft) drucken würde. Sand kann heute problemlos in verschiedensten Konsistenzen „gedruckt“ werden. Dann könnte man Ereignisse 1:1 sehr real durchspielen. Das wäre doch was …
Der Erwin