Ferdinand Ludwig (www.baubotanik.de) hat sehr bedeutende Funde gemacht!
Zum einen gibt es in der sächsischen Landesbibliothek Dresden ein Buch von Friedrich Küffner, gedruckt 1716!
Zum anderen hat er mehrere Hinweise gefunden im Buch „Geschichte der Gartentheorie“ von Clemens Alexander Wimmer.
Zuerst zum Buch von Friedrich Küffner (1716):
Titel: Bau-Kunst derer lebendigen Baum-Gebäuden
Das Buch ist eingescannt worden und liegt als pdf zum Download bereit (38,8 MB!!):
http://digital.slub-dresden.de/fileadmin/data/275179605/275179605_tif/jpegs/275179605.pdf
Gegen Ende des Buches sind auch viele Zeichnungen enthalten.
Bezüglich den anderen Entdeckungen zitiere ich die email von Ferdinand Ludwig:
Und dann hab ich noch was… Hier ein Excerpt aus dem Buch „Geschichte der Gartentheorie“ von Clemens Alexander Wimmer:
S. 24-30: Pietro de´ Crescenzi (1233-1321) (Bologneser Gelehrter, Jurist und Verwalter, der sich mit 70 auf sein Landgut zurückzog um sein „Werk zu vollenden“ (=Gartenbaubuch)
12 Bücher „Ruralia Commodora“. Hier zitiert aus den ersten vier Kapiteln des achten Buchs (über den Lustgarten); Bücher fertig gestellt 1304-1306; deutsch erstmalig 1493; Übersetzung bei Wimmer nach Richter 1981„… Außerdem errichte man dort Laubengänge (pergularia) in einem geeigneten Teil, in der Art eines Hauses oder Pavillons (papilio) (S. 26)
„Es soll in diesem Lustgarten ein Palast mit Gängen und Kammern ganz aus Bäumen errichtet werden, in dem König oder Königin mit den Rittern und Damen sein können, wenn es nicht regnet. Solch einen Palast aber kann man auf folgende Weise bequem errichten. Alle Flächen für die Gänge und Kammern werden abgemessen und bezeichnet, und anstelle der Wände werden, wenn es gefällt, Fruchtbäume gepflanzt, die leicht wachsen, wie Kirsch- und Apfelbäume. Oder, was besser ist, es werden dort Weiden, Silberpappeln oder Ulmen gepflanzt. Und durch Pfropfen sowie mit Hilfe von Pfählen, Latten und Bändern wird ihr Wachstum über viele Jahre hindurch so geleitet, dass sich Wände und Dach aus ihnen bilden. Schneller aber und leichter würde es gehen, wenn man den Palast oder das genannte Haus aus Holz errichtet, ringsherum überall Weinreben pflanzt und das ganze Gebäude damit bedeckt. Auch können in diesem Lustgarten große Lauben (tentoria) aus trockenem Holz oder aus grünen Bäumen gemacht werden. Außerdem trägt es viel zum Vergnügen bei, wenn im Lustgarten wunderbare Pfropfungen geschehen, auch mehrere an ein und demselben Baum…“ (S. 27f)
„Um Gräber und Höfe oder um Gärten können zweckmäßig Einfriedungen aus grünen Bäumen, ähnlich den Einfriedungen durch eine Mauer oder einen Plankenzaun, auch mit Türmen oder Bergfrieden bestückt, auf folgende Weise gemacht werden. Am oberen Rand der Gräben, die den Platz umgeben und die vollkommen von allem Gestrüpp und von alten Bäumen befreit sein müssen, pflanze man tief Weiden oder Pappeln, wenn der Boden danach verlangt, oder Ulmen, wenn sie die betreffende Erde lieben. Man setze sie dicht, mit einem Fuß Abstand oder weniger, und in gerader Linie. Wenn sie dann gut gewachsen sind, schneide man sie dicht über dem Boden ab, verflechte die jungen Triebe der Stämme vier Finger breit ineinander (inspissentur), führe sie mit Stangen, Pfählen und Bändern so lange aufwärts, bis sie acht oder zehn Fuß erreicht haben. In dieser Höhe werden sie, wenn sie eine bestimmte Stärke erreicht haben, geschnitten. Etwa fünf Fuß hinter (infra) dieser Einfriedung aber setze man zur selben Zeit wie die anderen ebensolche Pflanzen im Abstand von zehn Fuß. Diese schneide man, wenn sie die oben genannte Höhe erreicht haben, ab und biege sie mit Hilfe von Stangen gegen die zunächst und gegen die außen stehenden Pflanzen nieder und die außen stehenden wieder gegen sie; und das soll so jedes Jahr geschehen, bis gleichsam eine Art starkes Geflecht (cratis) entstanden ist, auf (super) dem Menschen sicher verweilen können. Dann lasse man den äußeren Teil in der Stärke einer Grenzmauer wachsen. Er könnte in einer nach Belieben bestimmten Höhe alljährlich in Form von Mauerzinnen geschnitten und auf diese Art gehalten werden (teneri). Im Verlauf einer solchen Einfriedung hat man an den Ecken und anderswo, wenn es gefiel, je vier Bäume pflanzen können, sie erst gerade wachsen lassen, dann in zehn Fuß Höhe alle abschneiden, mit Hilfe von Stangen gegeneinander biegen und gleichsam Dächer (solaria) aus ihnen machen, sie abermals in die Höhe richten und auf die selbe Weise formen. Über (super) dem Tor aber wird ein Haus am besten stehen und vor diesem das Dach der oben genannten Bäume. Auch in Höfen oder Gärten kann ein Haus mit Säulen aus Bäumen gemacht werden, am besten, wenn man dieselben in schon ausgewachsenem Zustand verpflanzt, darüber Balken anbringt und sie mit einem Dach (tecto) aus Schilf oder Stroh bedeckt; indessen soll aber ein Zweig aus jeder einzelnen Säule über das Dach hervorragen; das wir diese Säule stets vor Trockenheit bewahren und schützt dieses Haus wunderbar vor der sommerlichen Glut.“ (S. 28f)
Nachtrag: Soeben bekomme ich noch einen weiteren Hinweis:
Im „Handbuch der Obstkultur : aus der Praxis für die Praxis bearbeitet“ / von Nicolas Gaucher. – 3., neubearb. u. verm. Aufl.. – Berlin: Parey, 1908
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