Im Imkerforum habe ich eine interessanten Beitrag entdeckt den ich mit Zustimmung des Autors hier wiedergeben darf:
Zum Thema Humus.
Wir Menschen sind in unserem Körper nicht alleine – sondern etwa 1,5 Kilogramm unseres Körpergewichtes besteht aus Mikroorganismen oder auch Mikroben genannt. Da siedeln durchschnittlich auf und in jedem Menschen 150 Arten verschiedener Milben, Nematoden, Bakterien, Pilze und andere. Als Beispiel seien hier ganz populäre Lebewesen genannt. Da ist zum Beispiel das kleine Rädertier Philodina erytrophthalma. Das schwimmt in der Tränenflüssigkeit unserer Augen herum. Trifft ein Bakterium auf das Auge, strudelt dieses kleine Tier mit seinen fadenartigen Armen das Bakterium heran und frisst es auf. Auf diese Weise verhindert dieses Rädertier die Infektion unserer Augen. Ja richtig, während Du diese Zeilen liest, schauen noch andere Augen als die deinen zu.
Bleiben wir beim Auge. Das Wimpernhaar endet in einem Hautsack, wo es verankert ist. In diesem Hautsack des Haaransatzes wohnt eine illustre Milbengesellschaft mit dem kunterbunten Namen Demodex follicularum. Bitte lasst die Ameisensäure stecken – sie tun uns Menschen nur gutes. In einer kleinen Gruppe leben diese Milben auf unserer Augenwimper und verzehren die Bakterien, die sich von uns Menschen ernähren wollen. Auch diese Milbe schützt uns so vor Krankheit.
Neben den geselligen Milbentypen gibt es Einzelgänger. Das ist zum Beispiel die Milbe Demodex brevis, die nicht in der Wimper, sondern verteilt über unsere Haut lebt – dort wo die Haare der Haut verankert sind. Diese Milben leben einzelgängerisch, eine Milbe pro Haar. Sie kommen vor allem im Gesicht vor.
Die restliche Haut ist mit den verschiedensten gutartigen Bakterien besiedelt, wovon ich die Bifidobakterien hervorheben will. Diese leben ebenfalls in diesen Haarbalgtaschen, wo sie sich von dem Talgfett ernähren, das unser Körper zur Schmierung der Haare abgibt. Diese Bakterien zersetzen das Fett zu Fettsäuren und bilden damit den berühmten Säureschutzmantel, der unsere Haut umgibt. Die Fettsäuren wirken leicht antiseptisch und das Vorhandensein dieser Bakterien ist der einzige Grund, warum wir nicht vollständig am ganzen Körper ständig mit Geschwüren überdeckt sind – sie verhindern mit ihrer Lebenstätigkeit die Infektion mit bösartigen Bakterien und Pilzen.
Jetzt gehen wir mal nach Innen, in den menschlichen Körper, wo der Hauptteil der menschlichen Mikroben lebt.
Dort vor allem im Darm, wo unser Darm einen zuckerhaltigen Schleim absondert und dort viele Arten Mikroben ein Zuhause gibt. Warum geben wir Menschen all diesen Mikroben ein Zuhause?
Das ist ganz einfach – sie zersetzen die Nahrung für uns und versorgen uns dann mit den Baustoffen, die wir zur Reparatur unseres Körpers benötigen.
Und auch sie schützen uns von innen vor dem Befall mit bösartigen Mikroben. Aber sie machen noch etwas: Sie stellen für uns Stoffe her, die es gar nicht in der Nahrung vorkommen. So sind es Pilze und Bakterien, die Vitamin B12 und Vitamin K für uns herstellen. Vitamin K erhalten wir ausschließlich aus der Arbeit dieser Mikroben und es ist ein wichtiger Bestandteil von Antikörpern, die unsere Körperzellen herstellen. Ohne diese Bausteine keine Antikörper und auf Ebene der Zellen hängt unser Immunsystem davon ab, daß diese Mikroben in uns leben und für uns arbeiten. Im Umkehrschluss geben wir Ihnen ein warmes Zuhause und sorgen unsererseits für Nahrung.
Das Fazit dieser kurzen Abhandlung – wir sind gesund und wir leben, weil wir mit Mikroben zusammen eine Lebensgemeinschaft bilden.
Jetzt machen wir ein Gedankenexperiment. Stellen wir uns einen ausgestreckten menschlichen Darm vor – eine Röhre. Die Innenwände dieser Röhre ist mit Zotteln ausgestattet, viele kleine Finger. Diese Zotteln sind komplett mit Schleim umgeben – dieser Schleim ist zuckerhaltig und besiedelt von unseren Mikroben.Greifen wir jetzt mal virtuell mit dem Arm in diesem Darm und stülpen diesen um – wenden also das Innere nach außen. So daß die Zotteln und der Schleim jetzt außen sind und die glatte Röhre innen.
Das ist genau das Bild einer Pflanzenwurzel.
Die Pflanzenwurzel entspricht einem umgedrehten tierischen Darm. Die Nahrung fließt jetzt nicht inwendig vorbei, sondern das Nährmedium ist jetzt der Boden.
Wie der Mensch, besitzen auch die Pflanzen eine ganze Reihe von Mikroben, hier vor allem Bakterien und Pilze, die mit den Pflanzen leben, ihnen wichtige essentielle Stoffe liefert und sie vor Befall schützt. Die Pflanze bedankt sich dafür, indem sie den Mikroben im Wurzelbereich Zucker liefert, das aus der Photosynthese stammt. (Wobei der Chloroplast als Photosynthesearbeiter eine Mikrobe ist, die vor Urzeiten in eine Pflanzenzelle eingewandert ist und seither mit der Pflanze eine Lebensgemeinschaft bildet.)
Die Pflanze füttert also diese Mikroben, diese bedanken sich mit Bausteinen für das Wachstum und das Immunsystem.
Was hat das alles mit Humus zu tun?
Wenn Lebewesen sterben, sinken sie zu Boden und werden dort zersetzt. Es ist aber mitnichten so, daß sie in kleinste Moleküle zerfallen – also in die Grundsubstanzen. Sie werden nicht zu Staub, wie uns ein falsch übersetztes Bibelsprichwort weis machen will. Sie werden vielmehr in grobe organische Strukturen zerlegt. Diese sogenannten Makromoleküle werden jetzt von Bodenlebewesen genutzt, um daraus noch kompliziertere organische Strukturen zu bauen.
Dort werden also organische Strukturen zum Aufbau von höherem, im Sinne von komplexen Leben genutzt. Alle Tiere und Pflanzen benötigen diese Stoffe und Bausteine, um überhaupt zu leben. Das sind die sogenannten essentiellen Stoffe.
Diese fallen nicht oder nur ausnahmsweise vom Himmel, sondern sind das Werk von Mikroben im Boden. Diese Mikroben gehen einher mit der Bewurzelung, weil nur die Wurzeln den Zucker liefern, welche die Mikroben zur Arbeit benötigen und womit sie die essentiellen organischen Verbindungen in Form von Huminsäuren, Fettsäuren. Aminosäuren, usw.usf. Diese Mikroben stellen auch Enzyme her, welche die Prozesse der Bildung organischer Substanzen beschleunigen oder überhaupt ermöglichen.
Leider ist es so, daß mit dem Pflug und dem Umgraben des Bodens die tiefe, durchgängige Bewurzelung und damit der Humusaufbau massiv gestört wird. Die Folge ist der meßbare Rückgang an wichtigen essentiellen Stoffen in den Pflanzen und in der Folge der Tiere. Weil wenn der Boden die essentiellen Stoffe nicht herstellen kann, fehlen diese den Pflanzen. Und wenn die essentiellen Stoffe in den Pflanzen fehlen, fehlen sie auch den Tieren.
Auf diese Weise bestimmt der Boden, ob die darauf wachsenden Pflanzen und Tiere gesund sind. Denn die essentiellen Stoffe sind wichtig für die Reparatur der Zellen und für die Bildung von Antikörper (Immunsystem).
Im Boden weit ausgebreitet sind auch ganze Netzwerke von Bodenpilzen. Wenn irgendwo auf dem Boden ein Lebewesen stirbt und dort ein bestimmter Stoff anfällt, sind es die Bodenpilze, welche die überschüssigen Stoffe transportieren und somit gleichmäßig im Boden verteilen oder sogar dorthin bringen, wo die Stoffe gebraucht werden.
Wenn jedoch Pflug und Spaten diese Pilzmycel zerstören, wie es in der heutigen Landbewirtschaftung der Fall ist, ist der Bodenausgleich der Nährstoffe unterbrochen.
Was hat das Alles wiederum mit den Bienen zu tun?
Nun, wie überhaupt das gesamte Leben mit Mikroben verknüpft ist, so gibt es bei den Bienen die erstaunliche Anzahl von 5.000 Arten von Mikroben – alleine bei den Honigbienen. Und es sind längst nicht alle Arten gezählt worden. Es ist vielleicht dem hohen Alter der Honigbienen als Art geschuldet, daß sie so viele Mikroben beherbergen. Wovon der größte Teil den Bienen zuträglich und lebensnotwendig für die Bienen ist.
Auch hier produzieren Mikroben wichtige, für die Bienen essentielle Stoffe. Wie zum Beispiel Vitamin K, Milchsäure, Fettsäuren, Aminosäuren, etc.
Die Bienen bedanken sich mit Wärme und mit Nahrung.
Der oben verlinkte Artikel (siehe hier und hier) bestätigt die lange angestellte Vermutung, daß alle diese Mikrobenwelten – die Mikroben im Humus, die Mikroben der Pflanzen, die Mikroben der Tiere und der Bienen – miteinander in Verbindung stehen.
Die für das komplexere Leben wichtigste Gruppe dieser Mikroben befindet sich im Boden. Sie bauen in einem Gemeinschaftswerk den Humus auf, auf den die Fruchtbarkeit und Gesundheit allen Lebens basiert.
Die Bienen spielen insofern eine Rolle, da sie Mikroben im Bienenstock überwintern und die Blüten im Frühjahr damit impfen. Die Fruchtbarkeit der Blütenpflanzen ist damit garantiert. Diese Mikroben stellen Enzyme her, die wiederum überhaupt ein gesundes Wachstum der Frucht der Blütenpflanze garantieren.
Die dringlichste Aufgabe der Menschheit ist es, diese Zusammenhänge zu erkennen und bei der Nutzung und Bewirtschaftung von Land zu berücksichtigen. Ansonsten werden Krankheiten aufgrund der Mangelversorgung derart überhand nehmen, daß nichts mehr zu retten ist. Humus ist daher kein Stoff, sondern die Leistung einer Lebensgemeinschaft im Boden, aber auch aller beteiligten Lebewesen. Diese Ordnung kann nicht gestört werden, ohne großen Schaden zu verursachen.
Leider kann ich das an dieser Stelle nicht detailliert ausführen. Eigentlich erfordert dieses Thema eine ganz umfängliche Beschäftigung eines jeden einzelnen Menschen. Jedenfalls sollte das Thema nicht mit lapidaren Sprüchen und Gedanken verwässert vielmehr mit aller Ernsthaftigkeit verfolgt werden.
Gruß
Bernhard