Email Wechsel mit einer Uni

Vor ein paar Wochen bekam ich eine Email Anfrage aus der sich ein interessanter Schriftwechsel ergab:

Uni: Wir möchten im kommenden Wintersemester […] eine Ringvorlesung […] organisieren, in der wir externe Referenten […] zu Wort kommen lassen wollen. […] Könnten Sie sich vorstellen, die Permakultur den angehenden Ingenieuren, Natur- und Wirtschaftswissenschaftlern hier vorzustellen?

KK: Danke für die Einladung. Ich kann mir gut vorstellen einen Vortrag in Ihrer Uni  zu halten. Soll es schon im Sommersemster sein oder erst im Winter?

Uni: Vielen Dank für Ihre überaus schnelle Antwort! Ihr Vortrag ist für das kommende Wintersemester, sprich ab Oktober
angedacht.

Uni: Mit dieser E-Mail lasse ich Ihnen eine vorläufige Version des neuen Konzepts für die Ringvorlesung an der TU Freiberg im kommenden Semester zukommen. Wir kommen nun schon langsam in die Phase der konkreten Planung. Darum schlage ich Ihnen vor, sich unter den zur Verfügung stehenden Terminen […] Ihren Favoriten auszusuchen.

KK: Alle angegebenen Termine sind bei mir derzeit noch frei. Einen Favoriten kann ich nicht nennen.
Bezüglich dem neuen Konzept habe ich eine Frage:  „Als Aufwandsentschädigung für Referenten haben wir eine Pauschale von xx €/h festgelegt.“
Da ich nicht davon ausgehe, dass der Euro die nächsten Wochen / Monate übersteht wird eine Entschädigung in Euro vermutlich wert- und sinnlos sein. Sind Sie schon auf die kommenden Veränderungen vorbereitet?

Uni: Üblicherweise schließt die Verantwortliche des Studium Generale mit den Referenten vor dem vereinbarten Vortragstermin einen Honorarvertrag. Darin steht genau, wie viel Honorar Sie erhalten (xx €) und die Reise-Kosten (Bahn-Ticket wird erstattet nach Zusendung der abgestempelten Fahrkarten oder eine Fahrkostenpauschale von xx € pro km) bzw. falls nötig die Hotelkosten (max. xx €, keine Frühstückskosten). Sie würden auf jeden Fall im Vorhinein eine Ausfertigung dieses Vertrags bekommen können. Sollte Ihnen das nicht zusagen, würde ich mich um eine Zahlung des Honorars am Vortragsabend für Sie bemühen.
Bisher haben wir für die eventuelle Unüblichkeit des Zahlungsverkehrs in Euro zum Zeitpunkt des Vortrags keine Vorkehrungen getroffen. Welche Vorstellung von einer Entlohnung haben Sie denn in diesem Fall? Wenn möglich, gehen wir gerne mit.

KK: Bezüglich des Honorars ziehe ich die Zahlung am Vortragsabend einem Vertrag mit anschließender Überweisung vor. Angenommen ich würde mit der Bahn fahren. Wäre es dann denkbar, dass jemand vom Studium Generale das Bahnticket vorab kauft und mir dieses zusendet? Nach der Fahrt würde ich es als Beleg zu Ihnen senden. Selbst wenn der Euro nicht mehr gelten sollte, dürfte die Bahn vorab ausgestellte Tickets akzeptieren. Ihre Formulierung „eventuelle Unüblichkeit des Zahlungsverkehrs“ gefällt mir und entlockt ein Schmunzeln. Dass noch keine Vorkehrungen getroffen wurden erweckt im Gegenzug ein unglaubliches Staunen. Dass der Euro auf dem Sterbebett liegt dürfte sich doch schon herum gesprochen haben. Jedoch ist es schwierig vorab ein Lösung zu finden weil wir nicht wissen wann genau der Euro verschwindet und was danach angeboten wird. Denkbar wäre eine Einigung in Edelmetallen. Beispielsweise 1,5 oder 2 Unzen Silber (Aktueller Preis ca. 30 Euro pro Unze) Dies könnte aktuell schon gekauft werden und mir nach dem Vortrag gegeben werden (egal was sie dann im Handel kosten).
Dies ist nur eine Idee. Ob dies in Ihrem Hause möglich ist stellt eine andere Frage dar.

Uni: Aus Gesprächen mit der Organisatorin des Studium Generale ist nun hervorgegangen, dass wir Ihnen nur ein Stück weit entgegenkommen können. Es wäre möglich, Ihre Bezahlung (Honorar und Fahrtkosten) am Vortragsabend vorzunehmen. Das Bahnticket vorab zu kaufen und an Sie zu schicken ist leider nicht möglich.
Wir müssen außerdem zunächst noch davon ausgehen, dass der Euro zur Zeit der Durchführung noch unser Handelsmittel bleibt. Anders könnten wir es uns gar nicht erlauben, Projekte wie die Vortragsreihe zu organisieren. Sollte sich die Situation ändern, müssen wir dann kurzfristig eine Alternative finden. Die Vorstellung, dass die Universität für die Bezahlung von externen Referenten jetzt einen Vorrat an Silber anhäufen muss, finde ich absurd.

KK: Mit der Regelung „Honorar und Fahrtkosten am Vortragsabend“ bin ich einverstanden.

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Mal sehen was bis zum Herbst passiert. Gegebenfalls nehme ich diesen Text als Thema in den Vortrag um über nachhaltige und nicht nachhaltige Zahlungssysteme zu sprechen. Sollte der Euro bis zum Oktober verschwunden sein (was ich vermute) dürfte auch in der Uni ein jähes Aufwachen geschehen und damit ein verstärktes Interesse am Thema entstanden sein.

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Nachtrag vom 6.8.2011:

Soeben erreicht mich eine weitere Email der Uni:

Sehr geehrter Herr Kirsch,

die AG Umwelt möchte ihre Anfrage zurückziehen.
Wir gingen aufgrund Ihrer vorangegangenen E-Mails davon aus, dass wir keine für beide Seiten akzeptable Regelung finden würden und haben uns parallel um einen anderen Referenten bemüht. Die Planungen sind in dieser Richtung nun schon weiter fortgeschritten.
Bitte entschuldigen Sie die verspätete Absage.

Mit freundlichen Grüßen
xxx

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Dieses Verhalten finde ich nun wirklich feige. Zuerst wird eine für beide Seiten akzeptable Lösung ausgehandelt (Honorar und Fahrtkosten am Vortragsabend) und dann kommt eine Absage weil man sich nicht einigen könne. Soll wegen mir ein anderer Mensch den Studenten etwas erzählen und gnadenlos unterbezahlt werden – womöglich in einer Währung die nichts mehr wert sein wird. Ich brauch es nicht für mein Selbstwertgefühl an einer Uni einen Vortrag zu halten. Die Studenten hätten meinen Auftritt vielleicht gebrauchen können. Doch an der geistig nicht nachhaltigen Uni sind echte Praktiker wie ich mit 25 Jahren Permakultur Erfahrung anscheinend nicht gefragt.

7 Gedanken zu „Email Wechsel mit einer Uni“

  1. Interessanter Beitrag Konstantin.
    Warum gehst du davon aus das der Euro im Oktober fällt?
    Ich halte den Sturz des Systems mittlerweile für eine längerwierige Geschichte.

  2. Hallo Tomas,

    es ist in mir ein Bauchgefühl, dass der Euro sehr bald verschwindet. Möglicherweise schon weit vor Oktober. Es kann sich auch länger hinziehen. Doch das Szenario „Schrecken ohne Ende“ ist schlechter als ein „Ende mit Schrecken“. Ich habe noch immer Hoffnung auf ein baldiges Ende des zerstörerischen Geldsystems. Wobei ein Ende des Euros noch längst nicht gleichzusetzen ist mit einer nachhaltigen Lösung. Für eine nachhaltige Lösung müssen jedoch die störenden Aspekte verschwinden / sich auflösen.

    Schau mer mal was passiert. Immer heiter weiter.
    Gruß
    Konstantin

  3. … das werden die Politiker mit aller Macht verhindern, und wenn wir Bürger dafür noch stärker in die Tasche greifen müssen. Es kommt dann der „Euro-Solidaritätszuschlag“ auf unseren Lohn mit drauf, bzw. von runter …

  4. Hm, nächtens hatte ich einen interessanten Traum. Zusammenfassend war es so: ich hatte Euros, sie waren gültig, aber die Frau im Cafe hat nur Tauschwährungen und, zu meinem Glück, auch Minutos akzeptiert.
    Da kommt man sogar beim Schlafen ins Schleudern!

  5. Hallo Konstantin,

    ich arbeite an einer Uni und kann mich in die Organisatoren ganz gut hineinversetzen. Ich kann mir vorstellen, dass sie es merkwürdig fanden, sich darüber Gedanken machen zu sollen, wo man Silberunzen zu kaufen bekommt. Meiner Meinung nach hast Du es ihnen damit schwer gemacht, anstatt die Chance zu nutzen, die sie geboten haben, um Permakultur bekannt zu machen.
    Warum?
    Ich denke dabei an das, was Bill Mollison über den akademischen Betrieb gesagt hat. Er hat die Permakultur ja bewußt außerhalb angesiedelt. Vielleicht steht das jetzt im Weg?

    Grüße
    Uwe

  6. Aber was ist denn jetzt mit dem Zusammenbruch des Euros? Wann kommt er denn endlich? Haben sich die, die herausgefunden haben, dass man sich beim Maya-Kalender verrechnet hat, auch verrechnet?

  7. Hallo Kalle,
    etwas ungeduldig? Keine Panik, der Euro verschwindet schon noch.
    Die viel wichtigere Frage: Was kommt danach? Und was gestalten wir aus der Änderungs-Chance?
    Konstantin

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