Seit Jahren imkere ich mit dem natürlichen Schwarmtrieb. Das heißt die Bienen dürfen schwärmen. Ich mache keine Schwarmverhinderung. Bei diesem Umgang mit Bienen besteht die Herausforderung darin den Bienenschwarm einzufangen. Im Lauf dieser Jahre habe ich schon viel probiert mit mehr oder weniger Zufriedenheit.
Gut funktioniert hat der Schwarmfang- und Siebkasten:
SOFERN der Schwarm in niedriger Höhe an einem gut zugänglichen Ast hängt kann man damit sehr gut den Schwarm einfangen. Besonders günstig ist das Königinnen-Absperrgitter in Kombination mit dem Flugloch. Dadurch kann dir gefangene Königin nicht mehr weg, jedoch können nicht eingefangene Bienen nachträglich noch einziehen.
WENN jedoch der Schwarm weit oben und in Buschwerk versteckt liegt ist diese Kiste nur schwer zu benutzen.
WENN man diesen Siebkasten im Regen stehen lassen würde, damit die letzten Bienen hinfliegen und reinkrabbeln können, dann regnet es durch die Gitterlöcher in die Kiste und der Hartfaserdeckel löst sich auf. Dieses Werkzeug ist also nicht allwettertauglich.
Oft verwendet habe ich die Kombination eines Einkehrtrichters mit zwei zusammengebauten Mulitboxen:
(Dazu habe ich einen Beitrag in diesem Blog stehen)
Man kann leicht auch kleine Mengen an Bienen, beispielsweise von abgeschnittenen Ästen in den Trichter werfen und so den Schwarm komplettieren. Diese Bauweise hat jedoch zwei bedeutende Nachteile: Den ganzen Schwarm am Stück einzutrichtern geht nicht weil Masse an Bienen im Trichter stecken bleiben kann. Desweiteren gibt es kein Flugloch durch das Bienen selber hinein krabbeln können. Wenn man nach dem Schwarmfang mit dem Auto fahren muss gibt es das Problem mit Bienen, die aussen auf der Kiste sitzen.
Aber dies stört einen wahren Imker ja gaar nicht 😉
Siehe dazu dieser Film: https://youtu.be/mYOwLWfLdwc
Nun, ich mag keine im Auto frei fliegenden Bienen…
Dann gibt es noch das Seifertsche Schwarmfangrohr. Eine sehr geniale Erfindung!
erste Beschreibung von Henry, dem Erfinder: http://www.imkerforum.de/showthread.php?t=17000
Dazu gibt es einen Film in dem Henry die Anwendung erklärt: http://www.imkerforum.de/content/video_schwarmfangrohr
Diese Bauweise hat Bernhard weiter entwickelt in dem er statt einer Strumpfhose am unteren Ende einen “Minkens Schwarmfangbeutel” montiert (erhältlich über Holtermann). Bernhard hat einen schönen bebilderten Text dazu geschrieben:
http://www.immenfreunde.de/forum/viewtopic.php?f=11&t=288&start=30#p3775
Diese Kombination aus KG Rohren und dem Minkens Schwarmfangbeutel erscheint mir ideal WENN man den gefangenen Schwarm gleich vor Ort in einen Bienenwohnung geben kann. Will man den Schwarm transportieren geht das auch:
http://www.immenfreunde.de/forum/viewtopic.php?f=11&t=169#p3722
Aber wie gesagt: Nicht mein Ding mit frei im Auto fliegenden Bienen.
Dann habe ich einen Beitrag entdeckt über einen Schwarmfang-Eimer, entwickelt von Peter Borchard.
Ein Foto mit Kurzbeschreibung ist hier zu finden: http://staufenimkerei.npage.de/neuigkeiten.html
(ungefähr zur Hälfte herunter scrollen bis: “Mit dem Eimer unterwegs”)
Die ausführliche PDF gibt es über diesen Link: http://staufenimkerei.npage.de/get_file.php?id=23492076&vnr=259573
Wichtig ist der Hinweis auf der Textseite unter “Ergänzung”: “Wenn der Schwarm im Eimer ist, und der Deckel verschlossen wird, entsteht zunächst ein Bienenstau an der Bienenflucht. Damit dieser Stau entlastet wird, öffne ich für ca. 15 Minuten das Flugloch, damit die Bienen schneller in den Eimer gelangen können. Anschließend wird das Flugloch mit gerollter Wellpappe (die hat jeder) wieder verschlossen. Das war es schon.”
Diese Bauweise zielt in eine brauchbare Richtung. Jedoch gibt es ein Problem wenn es regnet. Dann läuft Wasser durch die Bienenflucht in den Eimer. Ausserdem schreibt der Autor selber, dass es einen Stau geben kann. Durch das Öffnen des Lochs kann jedoch (im schlimmsten Fall) die Königin und damit der gesamte Schwarm abhauen.
So habe ich mir Gedanke gemacht wie ein verbesserter Schwarmfang-Eimer aussehen kann.
Man nehme einen 20-25 Liter Honigeimer und macht seitlich drei große Löcher (ca. 12 cm Durchmesser) mit einem entsprechenden Großlochbohrer. Dazu kommen 6 kleine Löcher für Befestigungsschrauben, unten ein Ring an kleinen Wasserablauflöchern, und 4 Löcher in den Deckel. Auf die Innenseite des Eimers kommt ein halb durchgeschnittenes Absperrgitter das festgeschraubt wird (gebogen habe ich das zersägte Gitter vorab um den Korpus einer 11kg Gasflasche). Unten beim Übergang zum Boden wird mit Acryl oder Silikon die Verletzungsgefahr reduziert weil Bienenflügel und Beine sich an den Drahtenden des Gitters verletzen könnten. Auf die Unterseite des Deckels wird ein Stück Holz geschraubt an dem sich der Schwarm anhängen kann. In der Mitte ist eine Ringschraube so dass man auch einen Königinnenkäfig montieren könnte. Die Befestigungsschrauben Holz/Deckel sind Ringschrauben mit Ring nach oben, so dass man mit dem Deckel auch Fleiluftkunstschwärme machen kann. Als letztes wird der noch sichtbare innenbereich des Deckels sowie die Aussenseite des Eimers um die großen Löcher herum mit einem Schleifpapier leicht angerauht. Will man so einen Eimer ausleihen an jemanden der öfters Schwärme bei sich im Garten hat und nicht weiß worin er sie fangen kann, dann kommt noch eine Anleitung obendrauf.
Nun die Bilder:
das ist der erste Entwurf, noch ohne Vorbereitung für Freiluftkunstschwarm
zweite Version, mit Ringösen zum Aufhängen des Deckels, und einem Mückengitter um die großen Löcher während der Fahrt zu schließen:
Ein Gummi auf der Rückseite hält das Mückengitter fest:
neue Innenseite des Deckels:
und die Beschriftung auf dem Deckel:
Ich habe mir zwei dieser Eimer gebaut. Einer soll im Garten bleiben, der andere kommt ins Auto. Man weiß nie ob man plötzlich einen Schwarm bekommen kann.
Eigenschaften dieses Eimers:
* wenn man nur einen kleinen Teil des Schwarmes mit der Königin erwischt hat, folgt der Rest.
* Königin kann nach dem Auflegen des Deckels nicht entwischen
* Einsatz im Regen möglich (Schwärme fallen manchmal bei Gewitterstimmung)
* Deckel ohne Eimer auch nutzbar für Freiluftkunstschwarm. Dieser kann nach fertiger Bildung direkt in den Eimer gegeben werden für Transport, Kellerhaft, Behandlung etc.
* gute Belüftung
* für Transport und Kellerhaft geeignet
* geeignet zur Kombination mit dem Scharmfangrohr
* Bienen lassen sich leicht aus dem Eimer in die neue Beute kippen
* Anwendung für Laien leicht erlernbar
* wetterfestes Material
* billige Herstellung
Dann gibt es noch eine ganz besondere Option:
In den unbenutzten Eimer passt ein “Sonny Imkerhelm” und ein “Ami Schleier” (Holtermann Nr 4012+4261) plus Handschuhe und ein Bienenbesen. In dieser Kombi können diese Eimer z.B. den regionalen Feuerwehren ausgeliehen werden. Diese werden oft bei Bienenschwärmen gerufen, ihnen fehlt es jedoch meist an der entsprechenden Ausrüstung für den Schwarmfang. Nachdem die Feuerwehr den Schwarm in den Eimer gefangen hat rufen sie den Imker, der den Eimer am Einsatzort abends abholt… Wäre es denkbar so einen Eimer als Serienprodukt herzustellen und alle Feuerwehren damit auszustatten? Satt einem eingeschraubten Gitter könnte man in die Wand des Eimer gleich bei der Herstellung passende Schlitze formen. Doch bevor wir so weit kommen muss sich der Eimer erst in der Praxis bewähren.
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ACHTUNG: Der Schwarmfangeimer wurde grundlegend weiterentwickelt. Bitte den neueren Artikel vom 23.5. auch lesen!!!
Hallo Herr Kirsch,
ich Persönlich benutze schon immer eine Eimer. Ein loch an der Seit (Ein- und Ausgang) und eines am Deckel (mit 3mm Drahtgeflecht). Das mit dem Gitter ist ein Hervorragende Idee. Ich weiß nur nicht ob es unbedingt Notwendig ist.
Bisher sind meine gefangenen Schwärme nicht wieder aus Ihrer neuen Behausung ausgezogen.
Ich steck immer eine leer Wabe & Honigwabe, oder einfach nur Anfangstreifen, beides Funktioniert.
Viele Grüsse
Rob
Schwarmfangeimer-Staufenimkerei-Diskusion
Hallo Herr Kirsch,
bezüglich Regen läßt sich das Problem ganz einfach lösen, indem mein Schwarmfangeimer mit einer Platte schräg abgedeckt wird. Hatte das Problem aber nie. Schwärme finden in der Regel bei sonnigem Wetter statt.
Der von mir entwickelte Schwarmfangeimer den großen Vorteil, dass sich die Arbeiterinnen nicht einfliegen können. Gerade wenn der Schwarm eingefangen wird und der eigene Bienenstand in der Nähe ist, muss diesen Umständen Rechnung getragen werden.
Bei Ihrer Entwicklung haben Sie einen ununterbrochenen Flugverkehr in beide Richtungen, die Bienen fliegen sich ein und können dann nur außerhalb des Flugkreises von der Schwarmfangstelle in die Beute einlogiert werden. Und dieser Flugverkehr wird durch meine Entwicklung bewust unterbunden. Gerade in Städten, wo die Schwärme eingefangen werden, ist ein Flugverkehr bewußt zu verhindern, um die Bevölkerung zu beruhigen.
Insofern ist meine Schwarmfangeimer-Entwicklung aus der praktischen Übung heraus entstanden.
mfg
Staufenimkerei
Hallo Konstantin,
ich habe den Schwarmfang-Eimer direkt mal nachgebaut, mit kleinen Modifikationen:
1. Absperrgitter aus Kunststoff anstelle des Metallgitters (Ich hatte nunmal nur das Kunststoffgitter). Ging sehr sehr gut, ich musste nur einen kleinen Teil abschneiden – das war’s.
2. An der Deckelinnenseite am Brettchen habe ich noch eine Dreiecksleiste montiert. Daran hat sich der Schwarm als Traube gut angehängt.
3. Die Löcher etwas kleiner (hatte nur einen 92mm Bohrer)
Außerdem habe ich die Bienen einlaufen lassen, anstatt die Bienen in die neue Beute zu kippen.
Eine Kleinigkeit war (in diesem speziellen Fall) unpraktisch: Die Rundung vom Eimer. Der Schwarm hing an einer Hausecke nahe der Regenrinne, sodass ich mit dem Eimer nicht bündig drunter kam. War dennoch kein Problem, die Königin fiel anscheinend direkt beim ersten Versuch passend in den Eimer.
Viele Grüße vom Kellerwald
Josh