Ein Vede kämpft im Donbass

Bei den Berichten aus der Ukranie ist mir ein Interview besonders aufgefallen. Es geht um den Widerstandtkämpfer Sergej aus Ekaterinburg, der an den Kämpfen in der Ostukraine teilgenommen hat. Aus dem langen Text zitiere ich ein paar Passagen:

Er hat eine Familie, zwei Töchter. Sergej ist 48 Jahre alt. Er sieht viel jünger aus: „Weil ich nicht trinke, nicht rauche und kein Fleisch esse“ – sagt er.

– Hatten Sie keine Angst Frau und Kinder zu Hause zu lassen?
– Erstens habe ich Erfahrung. Zweitens, vom Schicksal kann man nicht weglaufen. Ich bin fatalist. Meine größte Angst war meine Kameraden im Stich zu lassen. Angst vor dem Tod hatte ich nicht. Aufgeregtheit, Spielfieber ja.

– Uns hindert niemand dran, russisch zu sprechen und doch ziehen wir in einem fremden Land in den Krieg.
– Das ist kein fremdes Land. Das ist unser Land. Alle diese Städte wurden von Russen gebaut, von meinen Vorfahren. Mein Urgrossvater mütterlicherseits hat bei Suworow gedient. Ich kenne meinen Stammbaum mütterlicherseits, den väterlicherseits zu erfahren hat leider nicht geklappt. Der Großvater ist im WWII gefallen. Übrigens bei der Befreiung der Ukraine. Bei Charkow. Da würde ich auch gerne mal hinkommen, aber noch ist die Stadt in der Hand der Rechten. Ich halte das nicht für ein fremdes Land. Das ist unser Land, unsere russische Welt.

– Doch, juristisch gesehen, ist es ein anderes Land…
– Was es juristisch ist, ist mir egal. Das sind nur Worte. Dort leben Menschen wie ich. Und die brauchen Hilfe.

– Gibt es unter denen (ausländische Söldner) auch welche die für eine Idee kämpfen?
– Was für Ideen kann ein Europa noch haben, wo Gay-Paraden statt finden? Normale Menschen hätten die Situation gleich gecheckt. Ich verstehe z.B. dass jeder das Recht hat seine eigene Sprache zu sprechen. Der ganze Süd-Odsten ist nicht deswegen aufgestanden, weil ein kleiner Haufen Leute angeführt von Bolotow die Macht an sich reißen wollte. Zuerst gab es Schüsse in Nikolaev, als man eine Antimaidan-Demonstration auseinander trieb. Danach die Tragödie in Odessa, als am 2 Mai Leute verbrannt wurden. Ich habe mit den hiesigen Widerstandskämpfern gesprochen. Die sagten, dass es hier zuerst friedliche Demos gegeben hat. Die Vorderungen waren einfach. Wir wollen die Sprache unserer Väter sprechen und in Ruhe arbeiten. Sie wurden nicht erhört. Dann kam der Druck. Das Resultat sehen Sie jetzt. Als erste sind die Afganistan-Veteranen aufgestanden. Haben die Donezker Verwaltung und Sicherheitsdienste besetzt. Als die Regierung die Armee dagegen schickte begann der bewaffnete Widerstand. Dann kamen Freiwillige aus Russland: die ersten von der Krim, dann die Kasaken vom Don.

Ich habe meine Militärausbildung in der Ukraine in Odessa genossen. Dort haben alle russisch gesprochen. Die sprechen Russisch, aber wegen dieser Unterwürfigkeit gegenüber Amerika machen sie die falschen Sachen. Was die wollen ist Entvölkerung der Ostukraine damit man dort ungestört mittels Fracking Gas fördern kann. Damit versuchen die USA die Zusammenarbeit von Europa und Russland im Gassektor zu blockieren.

– Was denken Sie über die abgeschossenen Boeing?
– Ich habe keine Zweifel, dass es eine ukrainische SU-25 (Jagdflugzeug) war. Um es dann auf Russland und die Bürgemilizen zu schieben. Aber die haben sich mit der Flugbahn verrechnet. Die Wrackteile hätten eigentlich über russischem Gebiet runter gehen sollen.

-Sind sie gläubig?
– Ja, aber nicht christlich. Eher nach der vedischen Philosophie. Ich glaube an die Reinkarnation und Karma.

-Wenn, Gott bewahre, etwas mit Ihnen passiert. Wer soll sich dann um Ihre Familie kümmern?
– Ich hoffe auf Freunde, Eltern meiner Frau. Meine Eltern leben nicht mehr. Ihre Eltern wissen nicht über das hier, wir haben beschlossen sie damit zu verschonen. Sehen Sie, meine Frau hat ihr Schicksal, meine Kinder haben ihr eigenes Schicksal, und wenn es geschrieben steht, dass der Papa getötet wird .. dann ist es eben so. Ich sehe das gelassen.

-Sind Sie stolz, dass Sie dort (Ukraine) waren?
– Nein. Das war eine Notwendigkeit. Es gibt keinen Grund stolz zu sein. Slawen zu töten, wie du selbst … was gibt es daran zum Stolzsein? Vielleicht ist die andere Seite stolz, dass sie „Watniki“ (abfällig über Russen und Pro-Russen. Watnik ist ein dicker Filzmantel, den man normalerweise in Sibirien trägt) zur Strecke bringen. Mir tut es nur Leid, dass die Situation so weit eskalieren konnte und wir jetzt Krieg führen müssen.

Und wenn sie (ukrainische Freunde) morgen doch auf der anderen Seite stehen, mit Waffen, wenn Sie auf dem Weg zur polnischen Grenzen sind?
– Dann ist das eben Schicksal. Dann kämpfen wir gegeneinander. Das sehe ich gelassen. Jeder soll seine Sache machen. Wenn bei uns in Russland jeder seine Sachen machen würde, würden wir nirgendwo im Land Probleme haben.

Hier der Link zum vollständigen Interview: http://donbassfront.livejournal.com/4311.html?nojs=1

Dieser Widerstandskämpfer ist ein Offizier, lebt gesund, spricht von Familie, von Schicksal, will helfen, spürt keinen Stolz und hat keine Angst vor dem Tod. Er kämpft für das Land seiner Vorfahren, beschäftigt sich mit seinem Stammbaum, will die Sprache der Väter sprechen, stört sich an Naturausbeutung (Fracking) und betrachtet Menschlichkeit höher als juristisches.

Ich finde das mehr als erstaunlich. Für mich liest sich das fast wie ein Kapitel in einem Anastasia Buch. Der Autor der Buchreihe, Wladimir Megre, stammt übrigens aus dem Norden der Ukraine.

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