Vergleich Xeoos Twinfire und Tigchel-Ofen

Von einem Freund habe ich per email diese Frage bekommen:

Kennst Du den Xeoos-Ofen? (www.xeoos.de)

meine Antwort:

Ja, die Twinfires von Xeoos kenne ich. Habe sie sogar früher kennen gelernt als die Tigchel.
Ist ja modern geworden, dass mit dem Zusatzfeuer nach unten. Es gibt auch andere Anbieter, die diese Feuertechnik anbieten.

Der messtechnische Wirkungsgrad mag knapp ähnlich sein zum Tigchel. Aber eins geht garantiert nicht:
12 kg Holz rein, anzünden, 15min später Anfeuerklappe umlegen und 14 Stunden gemütliche Wärme, ohne einmal nachlegen!

Ein Problem am Xeoos ist die relativ große Scheibe. Wirkt zwar nett das Feuer zu sehen (ist auch Mode geworden), aber darüber verliert es viel Wärme, die das Feuer eigentlich noch haben muss, um gut fertig zu brennen.

Laut dieser Seite: http://xeoos.de/fileadmin/dateien/Zusammenfassung_xeoos.pdf
hat der Xeoos eine Abgastemperatur von 210°C. ( = Verlustwärme im Schornstein)
Beim Tigchel liegt sie weit niedriger: 80 bis 120°C!
Die Wärmeabgabe beim Xeoos läuft über eine hohe Oberflächentemperatur.
Beim Tigchel ist es eine viel größere Abstrahl-Fläche in relativ niedriger Oberflächentemperatur, dadurch viel mehr Strahlungsanteil und weniger Lufterwärmung.

In der Bedienungsanleitung finde ich diesen Satz:
„Die Verwendung von Weichhölzern als Scheitholz sollte aufgrund des geringen Brennwertes und des hohen Ascheanfalls vermieden werden.“
Die Angabe zum Brennwert ist fachlich gesehen falsch, zumindest unvollständig: Weichholz hat oft einen höheren Brennwert als Hartholz, wenn man es pro Gewicht rechnet. Nur wenn man es pro Volumen rechnet ist der Brennwert kleiner! Und hoher Ascheanfall ist bei Weichholz auch nicht generell vorhanden.

Beim Tigchel ist gerade (billiges) Weichholz gut geeignet, weil es sehr stark, schnell und heiß brennt.
Trotzdem produziert auch Weichholz im Tigchel fast keine Asche!

Zum Thema Anheizen finde ich: Bis zum Erreichen der notwendigen Grundglut muss der TwinFire® Starter in Position „Anheizen“ stehen. Nach ca. 30-45 Minuten ist so viel Glut entstanden, dass auf Position TwinFire® gestellt werden kann (Indikator: X-Feuerrost glüht).
Das  bedeutet, man muss nach dem Anheizen mindestens 45 Minuten im Haus bleiben, oder dann wieder da sein, um zum rechten Zeitpunkt umzuschalten. Da aber die eingelegte Holzmenge nur für ca. 1,5 Stunden reicht, muss man praktisch dauernd zu hause sein…

Dann finde ich noch: „Wichtig: Holz ist kein Dauerbrand Brennstoff, das bedeutet: ein Durchheizen über  Nacht ist mit Holz nicht möglich. Zur Dauerglut  eignen  sich Braunkohlebriketts.“
Nun, da der Xeoos fast keine Speichermasse hat, muss man ihn nachts wohl mit Braunkohle betreiben… und die muss man kaufen, sind nicht regenerativ und die Asche sollte nicht in den Garten…

Und dann dies:
„Die Nennwärmeleistung von 5 kW wird mit ca. 1,2 kg  Holz […] pro Stunde erzielt. Legen Sie nie mehr als ein bis zwei Stücken auf einmal auf [2 kg bei 5kW]“
Das heißt konkret, wenn man den Xeoos 14 Stunden lang warm haben will muss man 10x Holz nachlegen. Alle 1,5 Stunden muss man beim Ofen sein. Das geht oft nicht bei aktuellem Lebensstil, z.B. mit Arbeitsplatz ausserhalb der eigenen Wohnung, etc.

Will man das Haus durchgehend heizen, reicht es beim Tigchel aus, einmal pro TAG! Feuer zu machen. Nur bei ganz kalten Tagen macht man zwei mal am Tag ein Feuer im Ofen.
Beim Xeoos darf man Tags UND NACHTS!! alle 1,5 Stunden Holz nachlegen….

Zum Thema Wartung finde ich noch dieses:
Rauchgaszüge reinigen
Die Grundreinigung, die je nach Intensität der Nutzung alle 2-3 Jahre durchgeführt werden sollte, darf nur durch einen autorisierten Fachhändler durchgeführt werden. Hierzu müssen die Isolier-Platten [ Vermiculite-Platte ] entfernt werden.
Beim Tigchel kann man selber putzen. Und zerlegen muss man den auch nicht zum Putzen…

Je nach Ausführung und Anbieter liegt ein großer Xeoos sogar höher im Preis als der kleine Tigchel…
Nun, der Tigchel ist noch recht unbekannt, aber das lässt sich ändern!

Mein früherer Blogeintrag zum Tigchel-Speicherofen:

http://www.konstantin-kirsch.de/2015/11/speicherofen-der-sonderklasse-tigchel.html

*****

Nachtrag:
Ich hörte, dass der Erfinder des umgekehrten Feuers die Firma Wallnöfer in Südtirol sei. Also habe ich mich auf deren Webseite auch mal umgeschaut: http://www.wallnoefer.it/produkte/walltherm-kaminoefen.html

Dort finde ich: Die Asche vom oberen und unteren Brennraum wird täglich entnommen, […] Die Reinigung der Rauchzüge sollte alle 6-8 Wochen durchgeführt werden. […] Dichtungsbänder an Türen und Reinigungsöffnungen sind ca. alle 2-3 Jahre auszutauschen. Der Injektorblock aus Edelstahlfeinguss und die Gussroste im oberen Brennraum haben eine durchschnittliche Haltbarkeit von ca. 3 – 6 Jahren, je nach Benutzung des Ofens. Schamottesteine können mit der Zeit oberflächliche Risse zeigen, in der Regel sind sie dadurch aber noch stabil und erfüllen Ihren Zweck, erst wenn sie nach ca. 7-8 Jahren zerfallen, sollten sie getauscht werden. Die Glasscheibe des unteren Brennraums ist sehr hohen Temperaturen ausgesetzt, sie muss in Einzelfällen periodisch ausgetauscht werden, falls sie Ihre Transparenz verliert. 

Auf dieser Seite http://www.wallnoefer.it/produkte/walltherm-kaminoefen/kaminoefen-wallthermr-air.html
finde ich auch was interessanten: Zum einen heißt der Ofen „Strahlungsofen“ mit dem Begriff „Air“ davor. Dann steht dort: „Warmluftgebläse“ […] Die Zirkulation der Warmluft kann je nach Bedarf zugeschaltet und reguliert werden.

Da gibt es also viel Warmluft…. und viel Arbeit um laufen zu putzen und Teile zu tauschen…

5 Gedanken zu „Vergleich Xeoos Twinfire und Tigchel-Ofen“

  1. Hallo Konstantin, ich denke der Ofen funktioniert sicher ganz toll. Was mir nicht gefällt ist die niedrige Abgastemperatur und zwar aus Sicht des Kamins. Dieser braucht ja eine gewisse Mindesttemperatur um nicht zu versotten. Hast du dazu eine Lösung gefunden?
    Gruß
    Thomas

  2. Hallo Thomas,
    je niedriger die Abgastemperatur, um so mehr Wärme bleibt im Haus. Das ist die eine Sache. Das andere ist mögliches Kondensat im Schornstein. Dies entsteht wenn die Abgase unter 55°C gekühlt werden. Im Schornstein kommt es darauf an: Hat man einen Edelstahlkamin, kann es kondensieren, der hält das aus. Hat man einen aus Stein, muss er trocken bleiben. Es gibt sooo viele Unterschiede bei Kaminen, es gibt welche mit nur einer Feuerstelle, welche mit Mehrfachbelegung etc. Zu dem Tigchelofen gehört ein Abgasthermometer für die Montage im Rohr zwischen Ofen und Schornstein. Das ist wie ein Tacho beim Autofahren. Zusätzlich kann man noch ein Thermometer am Schornsteinkopf montieren mit Fernanzeige neben dem Ofen. Beim Anfeuern lässt man die heißen Gase mit Hilfe der Anfeuerklappe direkt in den Schornstein, bis dieser die nötige Temperatur hat. Dann erst legt man die Klappe um, so dass die Züge komplett in Betrieb sind.

    Dann gibt es noch den Unterschied ob der Schornstein in beheizten Räumen bis zum Dach geht oder über längere Wege durch ungeheizte, ungedämmte Räume bis zum Dach. Im zweiten Fall, kombiniert mit extrem kalter Witterung muss gegebenfalls die Anfeuerklappe etwas geöffnet bleiben, damit genügend Wärme im Schornstein ankommt. All diese Details muss man mit dem Schornsteinfeger besprechen und klären. Dieser Ofen ist kein Kinderspielzeug. Er muss sachgerecht bedient werden. Nur dann ist er super effektiv und der Schornstein bleibt trocken.
    Viele Grüße
    Konstantin

  3. Ganz ehrlich, die Optik spielt auch eine Rolle, und da liegt der Twinfire ganz weit vorne. Ein Ofen muss auch etwas Begeisterung hervorrufen.

    *****
    Kommentar von Konstantin:
    Jeder wie er mag: Mich begeistert ein Ofen der vorrangig gut wärmt, der mit wenig Holz viel Wärme angibt, und diese noch gleichmäßig. Wenn die Optik die Hauptrolle spielt, dann kann man auch einen Fernseher mit Lagerfeuerbild laufen lassen und einen Mantel anziehen. Ich finde den Twinfire von der Optik her übrigens widerwärtig. Aber wie gesagt: jeder wie er mag.
    Gruß
    Konstantin

  4. Hallo,

    ich befinde mich in der Sondierungsphase für einen Speicherofen für einen ca. 80 qm Raum bis zu 5m Höhe zum Dach, Bj. 1978. Fläche gesamt: ca. 135qm. Für mich interessant:

    1. Tigchel 10D oder 8D mit Bank, (10.159 EUR) Wgr.:94%, 1200kg
    2. NunnaUuni Mamo Solo PL (16.000 EUR)Wgr.:91%,2780kg oder Blanka PL (3er Zug) für 12.660, Wgr.: 88%, 2260kg jeweils inkl. Lieferung, Montage und Mwst..
    3. Nordpeis Salzburg XL +2 (8.355EUR) bzw. 6.650EUR im europ. Ausland: Wgr.: 90,5%, 2014kg
    4. Warma-Uunit Fiona 140 in 2300mm Höhe. (9070EUR):Wgr.: 89%, 2300kg. (Schwarzglänzend gefliest).

    Der Tigchel hat zwar den höchsten Wirkungsgrad, aber die geringste Speichermasse. Der NunnaUuni hat 25% der gespeicherten Wärme bis zu knapp 50 Std. Der Fiona 140 hat hohe Speichermasse gepaart mit hübscher, hochwertiger Optik (nach Geschmack bestellbar).
    Bei welchen Schwerpunkten kann man sagen, welcher der richtige Ofen im Sinne von Effektivität, Wärmespeicherung und auch im Hinblick des Kaufpreises ist? Meiner Meinung nach gewinnt hier doch, gerade beim Preis/Leistungswettbewerb der Nordpeis, oder?

    Ich bin gespannt auf Ihre Meinung, ich fühle mich noch keiner Marke besonders hingeneigt.

    Mit freundlichem Gruß,

    Markus Lenzing

    *****
    Kommentar von Konstantin:

    Hallo,

    die Öfen 2 bis 4 kannte ich nicht und kann daher nur auf Webinfos zugreifen:

    zu 2.) NunnaUuni Mamo Solo PL
    Die Brennholzlänge wird mit 33 cm angegeben. Beim Tigchel kann man doppelt so lange Stücke reingeben (weniger Sägeaufwand)

    zu 3.) Nordpeis Salzburg XL +2
    Die Brennholzlänge wird mit 50 cm angegeben, was schon deutlich besser ist als nur 33 cm. Auffallend ist, daß das Fenster querformatig ist was darauf hindeuten kann, daß das Brennholz quer eingelegt wird.

    zu 4.) Warma-Uunit Fiona 140
    Scheitholzlänge? keine Angabe gefunden
    schlechter Wirkungsgrad unter 90%!
    Auffallend ist, daß das Fenster querformatig ist was darauf hindeuten kann, daß das Brennholz quer eingelegt wird.

    Bei allen drei genannten Öfen:
    Das Glutbett ist durch die Scheibe sichtbar => schnelle und starke Wärmeabgabe durch das Fenster, jedoch wird diese Wärmemenge nicht vom Speicher aufgenommen.
    Vermutlicher Aufbau durch Mauen mit Mörtel => lange Aufbauzeit, lange Erhärtungsphase bis zum ersten Anfeuern nötig, Umzug praktisch ausgeschlossen, Untergrund muss statisch unbeweglich sein, sonst Rissbildung (Tigchel ist trocken gesteckt mit Dehnfugen, kann auch auf Balkendecken und sogar Schiffen montiert werden, ist problemlos beim Umzug zu zerlegen und mitzunehmen (auch Verkauf ist daher möglich), und kann sofort nach dem Aufbau in Betrieb genommen werden).

    Beim Tigchel ist die Brennkammer ein senkrechter Schacht. Man füllt die Holzscheite senkrecht hinein und zündet oben an:
    Das ergibt die effizienteste Pyrolyseverbrennung. Die untere Hälfte des Schachtes mit dem Glutbett ist von allen Seiten umhüllt, nur die obere Hälfte hat ein Fenster. Dadurch entsteht der ausserordentliche Wirkungsgrad. Dieser ist mehr als nur eine Zahl auf dem Papier. Es geht auch um die laufenden Kosten für Brennholz und Lagerung sowie die Arbeit das Holz und die Asche zu bewegen. Ausserdem hat der Ofen mit dem besten Wirkungsgrad auch die saubersten Abgaswerte und erfüllt daher am leichtesten zukünftige (noch strengere) Umweltvorschriften.

    Mehr Unterschiede könnte ich vermutlich darlegen, wenn ich die genannten Öfen 2. bis 4. direkt erleben würde, am Besten beim Aufbau und Betrieb mal dabei wäre. Aber vielleicht sind die genannten Gedanken auch schon hilfreich.

    Viele Grüße
    Konstantin

  5. Vielen Dank für Ihren Kommentar.

    Die Scheitholzlänge bei Fiona kann 50cm betragen. Den Aspekt der Scheitholzlänge stelle ich mal hintenan. Der Aspekt der Statik ist bei mir nicht relevant. Der Tigchel bietet allerdings dafür einen sehr schmalen Brennraum. (mehrfaches Spalten nötig?) 89%Wirkungsgrad kann man nicht als schlecht bezeichnen. Ich glaube, dass die Wärmeenergie des Glutbettes auch vom Speicher aufgenommen wird. Sonst würde eine offene Tür ja das gleiche bedeuten. Die Emissionswerte des Tigchelaar sind mir leider nicht bekannt… .
    Interessant wäre die prozentuale Wärmeabgabe im Verhältnis zur Zeit. Leider fehlen vergleichbare Werte. Hätte der Tigchel eine höhere Speichermasse, wäre er vermutlich die 1. Wahl. Er wäre zwar langsamer, aber dafür ausdauernder. Dies ist bei den anderen Modellen ja der Fall.
    SALZBURG XL ist auch Trockenbau.
    Speckstein wird mit Wasserglas und Specksteinmehl gesetzt.
    WarmaUunit ist eine Modulbauweise. Der Brennraum verbrennt auch sehr sauber.

    Jetzt ist guter Rat teuer. Ein Tigchel mit 2300-2500kg bitte!!

    Gruß,

    Markus Lenzing

    *****
    Nun, einen Wirkungsgrad unter 90% bezeichne ich als schlecht, weil es damit eher vorkommen kann, das die Bürokraten in Brüssel den Betrieb des Ofens eines Tages verbieten werden. Und dann bringt es auch nicht viel, wenn man einen eigenen Wald hat und der Brennstoff kein Mangel darstellt.
    Mehr Speichermasse alleine bewirkt nicht generell eine längere Wärmeabgabe. Es geht um viele Faktoren gleichzeitig: Nur die bei der Verbrennung freigesetzte Wärme (siehe Wirkungsgrad) kann später in den Raum abgegeben werden. Das nächste ist die Wärmeaufnahme in der Speichermasse. Das hat mit der Rauchzugführung zu tun, mit der Zuglänge, mit der Wärmeleitfähigkeit des Materials, mit der inneren Oberflächenbeschaffenheit (geringer Wirkungsgrad = höhere Russschicht auf den Innenseiten = schlechterer Wärmeübergang in den Speicher), mit der Bedienung (kurzes, scharfes Feuer oder langsames Dauerfeuer). Es geht um Delta-T zwischen Oberfläche des Ofens und des Raumes. Es geht um Warmluft und Wärmestrahlung. Es geht auch um die Wandstärke der Speichersteine und vieles mehr.
    Ich sah schon mal einen 2,5 to Ofen mit relativ zu kleinem Brennraum und einer Rauchgasführung innerhalb der Masse, die nur einen Teil davon erwärmte. Aus all dem dürfte klar werden, daß das Gewicht alleine kein ausschließliches Kriterium sein sollte. Man wird beispielsweise in der Übergangszeit auch mal ein wenige Wärme wünschen und das auch noch schnell… Da wäre dann eine höhe Masse wiederum ungünstig usw.

    Ich empfehle die Öfen, die in Ihrer engeren Wahl sind konkret und real aufzusuchen. Also außerhalb der virtuellen Welt kennenzulernen wenn sie in Betrieb sind. Besuchen Sie Kunden, seien Sie beim Einheizen dabei, nehmen Sie sich die Zeit mehrere Stunden dort zu sein um zu erleben wie schnell es warm wird, oder wie langsam, wie sich die Wärme anfühlt, erleben Sie wie lange die Wärme hält nach dem das Feuer aus ist. Dann spüren Sie in sich hinein, wie sie sich fühlen. Dann wird klar werden, welcher Ofen zu Ihnen passt.

    Ein Brenner im Keller für die Zentralheizung mag mit reinem Verstand ausgewählt werden. Ein Ofen im Raum sollte auf jeden Fall auch mit dem Gefühl ausgewählt werden, denn man will sich ja später in der Wohnung wohl FÜHLEN.

    Viele Grüße
    Konstantin Kirsch

Schreibe einen Kommentar