Acht Monate Betriebserfahrung mit Tigchel Ofen

Vor genau acht Monaten haben wir einen Tigchel-Speicherofen 4D aufgestellt.

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Gleich zu Beginn habe ich Anfang März Messreihen erstellt über den Temperaturverlauf an den Ofenoberflächen.
Ich wartete bis jetzt mit der Veröffentlichung, weil ich zuerst mehr Erfahrung mit dem Ofen haben wollte.

Interessant war, dass sogar im Sommer immer mal wieder ein oder zwei Tage so kalt waren, dass es passend war, den Ofen zu befeuern.

Die Innenseiten des Brennraumes werden regelmäßig so heiß, dass praktisch jeglicher Russ komplett verbrannt wird und so die Steine sauber aussehen. Nur in ein paar Ecken der Türe bildet sich Ruß, der nicht mehr wegbrennt, weil dort durch die Türe die Temperaturen nicht ganz so hoch gehen.

Die Scheibe der Türe bekommt nur an den Ecken ein ganz wenig Ruß, der sich leicht entfernen lässt.

Der Holzverbrauch ist äußerst gering im Verhältnis zur freigesetzten Wärme.

Es entsteht so wenig Asche, dass man darüber sehr erstaunt sein kann.

Das Flammenspiel ist während der ca. 2 Stunden Brenndauer sehr schön anzusehen.
Sollte man über etwas längere Zeit das Flammenspiel bewundern wollen, kann man auch Holz nachlegen. Allerdings muss man dies tun, solange das Feuer brennt oder die Glut noch sehr heiß ist. Nur dann brennt das neu aufgelegte Holz schnell an, ohne lange zu schwelen. Wenn das Feuer ausgegangen ist, wartet man besser, bis die Asche kalt geworden ist, bevor man ein neues Feuer startet. Durch ein Nachlegen kann man auch die freigesetzte Wärmemenge erhöhen, was an besonders kalten Wintertagen von Vorteil ist.

Die Bedienung ist kinderleicht. Beim Befüllen muss ein Neuling gegebenenfalls lernen, dass die Hölzer senkrecht stehen und von oben angezündet werden.

Die abgestrahlte Wärme wird von allen Besuchern als sehr angenehm empfunden. Das Sitzen auf der Ofenbank ist wunderschön, man kann sogar über die Ofenbank auf den 4D-Ofen klettern und sich oben drauf setzen. Wenn der Ofen frisch aufgeheizt ist, ist allerdings die Seitenwand mit bis zu 150°C zu heiß zum anlehnen. Man setzt sich in so einem Fall auf die Ofenbank und lehnt sich hinten an die Wand.

Über 11 Stunden nach dem Anfeuern haben die Seitenwände noch Temperaturen von ca. 60°C!

Die Sitzfläche der Ofenbank startete bei der Messreihe bei 20°C, erreichte nach 5 Stunden eine Maximaltemperatur von 36,3°C und war nach 10 Stunden noch bei 29,3°C. Wenn man alle 12 Stunden den Ofen einfeuert, ergeben sich gleichmäßigere und etwas höhere Temperaturen.

Hier das Bild der Temperaturverläufe (anklicken zum Vergrößern).
Achtung: Nach 30 Minuten wurde der Anfeuer-Bypass geschlossen und nach 2 Stunden 15 Minuten wurden die Luftklappe und der Ofenrohrschieber geschlossen:

tigchel-ofen-temperatur-verlauf

Die untere hellblaue Linie ist die Temperatur der Zimmerwand. Diese ist sehr stabil und durch die Wärme des Ofens leicht angehoben. Man kann deutlich sehen, dass nach 11,5 Stunden die Temperatur deutlich über der Starttemperatur liegt.

Hier ist eine PDF-Datei mit Erläuterungen: testbrand-mit-datenreihe-1

Dann habe ich nochmals eine Testreihe gemacht, bei der ich die Luftklappe und den Ofenrohrschieber nicht geschlossen habe. Dies kann beispielsweise passieren, wenn man 15 Minuten nach dem Anfeuern nur die Anfeuerklappe schliesst und dann wegfahren muss. Der Ofen kühlt deutlich schneller aus, hält die Wärme aber dennoch viel länger als die meisten Billig-Öfen.

Hier die zweite Testreihe:

tigchel-ofen-temperatur-verlauf2

Und hier die zweite PDF-Datei mit den Erläuterungen: testbrand-mit-datenreihe-2

Nach meinen Erfahrungen und den Reaktionen der Besucher kann ich den Tigchel-Ofen uneingeschränkt empfehlen!
Mit einem Preis von ca. 7.000 Euro (ohne Ofenbank) empfinde ich den 4D als sehr günstig. Vergleichbar von der Leistung wären nur Grundöfen, die fest eingemauert werden und niemals an unserer Position auf einem Holzbalkenboden aufgestellt werden könnten. Ausserdem kosten gute Grundöfen leicht über 20.000 Euro.
Bezug des Ofens über diese Seite: http://flammeundfeuer.com/tigchel.htm

Ich kann mir sogar vorstellen, dass ein 4D-Tigchel Ofen auch in einer Jurte oder einer Gartenhütte sehr gute Dienste erfüllen würde. Man muss dann nur etwas zurückhaltend sein mit der Holzmenge, damit es nicht zu warm wird.

***

Eine Woche nach dem 4D-Tigchel haben wir vor 8 Monaten im Saal der alten Schule den großen 10D-Tigchel aufgestellt:

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Für diesen 10D-Ofen habe ich noch keine Messreihen gemacht, jedoch begeistert er besonders, weil er mit einer Ladung Holz selbst nach 24 Stunden noch richtig heiß ist!

Die Tigchel Öfen haben über 90% Effizienz!!

3 Gedanken zu „Acht Monate Betriebserfahrung mit Tigchel Ofen“

  1. Hallo Konstantin

    Ich habe ihren Bericht und Erfahrungen mit dem Tigchel Ofen mit viel Interesse gelesen ich hätte aber noch ein zwei Fragen.
    Wir haben uns ein Einfamilienhaus Haus gekauft (130 Quadratmeter) ohne Zentralheizung und heizen dieses Haus jetzt schon 5 Jahre mit normalen Kaminöfen auf jeder Etage ( Keller,Erdgeschoss und 1 Obergeschoss der Kamin im Keller nur ein paar mal im Winter wenn es sehr kalt wird) über Nacht kühlt das Haus dann immer stark aus und wir müssen den bzw. die Öfen immer auf volle pulle stellen was man auf am Verschleiß von den Öfen extrem merkt ( die aber auch zu wenig kW Leistung haben 6kw) . Meine Frage wäre ob uns so ein tigchel ofen ich dachte an den 8 oder gleich den 10D reichen würde um zumindest das Erd und Obergeschoss zu heizen und das starke abkühlen über Nacht weg zu bekommen? Unser Haus ist massiv gebaut hat aber keinen Wärmedämmungen!

    Gruß Sascha Vogel

  2. Hallo Sascha Vogel,
    vermutlich müsste man das Haus vor Ort begutachten, oder zumindest Grundrisspläne, Schnittzeichnungen und Fotos haben, um ein korrekte Beratung zu geben. Die Speichermasse der Tigchelöfen mit der dadurch sich ergebenden langsamen Wärmeangabe über Wärmestrahlung ist sicherlich passend zu einem Haus, dass sich schnell abkühlt.
    Fraglich ist wie gut die Wärme vom Erdgeschoss ins OG kommt. dazu ist der Deckenaufbau entscheidend. Hier bei uns ist im OG eine deutliche Wirkung zu spüren vom 10D im EG. Ich empfehle die Kontaktaufnahme zu Herrn Jan Bos: http://flammeundfeuer.com/

  3. Hallo Herr Kirsch,

    Sie als alternativ denkender Mensch müßten doch auch die Gebäudehüllflächentemperierung nach Henning Großeschmidt nachvollziehen und schätzen können, oder?
    Bin gespannt, was Sie schreiben.

    Mit freundlichem Gruß,

    M. Lenzing

    ****
    Sehr geehrter Herr Lenzing,

    ja, die Temperierung nach Großeschmidt ist mir wohlbekannt. Ich schrieb auch schon mal dazu: http://www.konstantin-kirsch.de/2016/12/temperierung-statt-luftheizung.html
    Mittlerweile haben wir hier 7 Räume ausschließlich mit dieser Bauweise ausgestattet, dazu noch das Treppenhaus. Der große Saal hat nur unten am Boden die Temperierungsrohre (nicht jedoch in Körperhöhe) und zusätzlich den großen Tigchel-Ofen. Geplant ist, daß alle Räume die Temperierung nach Großeschmidt bekommen. Durch die Thermostate regelt sich der Wärmebedarf der Temperierungsleitungen von alleine sobald die Holzöfen befeuert werden. Diese Öfen haben den Vorteil der als therapeutisch angenehm empfundenen Tiefenwärme. Wenn man beispielsweise im Winter durchfroren von Draußen rein kommt, dann ist die Strahlungswärme eines Ofens grandios angenehm. Meine Empfehlung ist daher: Kombination auf Temperierung und Tigchel-Öfen. Dies hat auch den Vorteil, daß man die Temperierung durch thermische Solaranlagen betreiben kann und die Tigchelöfen sind voll funktionsfähig bei Stromausfall. Man ist so für alle Gegebenheiten gut gewappnet.

    Viele Grüße
    Konstantin Kirsch

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