Vor etwas über 25 Jahren startete ich mein Experimentier- und Forschungsprojekt für lebende Häuser und Permakultur am Triesch (Osthessen). Nachdem ich ein Jahr lang den ehemaligen Rapsacker beobachtete, formten sich die ersten Ideen, welche Gestalt dieser Stückchen Erde annehmen könnte. Um die Ideen vor Ort zu markieren wollte ich deutlich sichtbare Schnüre spannen, beispielsweise als Markierung der Wege, des Obstbaumbereiches und so weiter. So nahm ich damals dünne Äste und Holzleisten mit ca. 50 bis 80 cm Länge und schlug sie alle paar Meter senkrecht in den festen Boden ein. Am oberen Ende wollte ich die Markierungsschnur befestigen. Nun war die Entscheidung, welche Schnur genommen werden sollte. Ich fand im Fachhandel für Landwirte Garn zum Pressen von Strohballen. Daber gab es zwei Ausführungen: Sisal und Plastik. Selbstverständlich war mir Sisal spontan viel sympatischer. Jedoch stank dieses Garn derart heftig nach Chemie, es war wohl getränkt mit einem Mittel, daß es nicht verrotten sollte, so spürte ich eine instinktive Sperre gegen das (mit Gift getränkte?) Sisalgarn und entschied mich für die Plastikvariante. Dieses Garn war blau und ich konnte es gut sehen. Mein Gedanke war, daß es so gut zu sehen ist, daß ich es auf jeden Fall wiederfinde sobald ich es nicht mehr benötige und dann kann ich es dem Recycling zuführen oder über den Müll entsorgen.
Es kam jedoch so, daß diverse Kräuter und Stauden schnell dieses blaue Garn überragten, der Schnee im Herbst die Pflanzen mit den Schnüren herunter drückte und “Gras drüber wuchs”, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich sammelte relativ zeitnah vieles der Schnüre wieder ein, jedoch waren manche Teile nicht mehr zu finden. Es war erstaunlich, wie schnell mehrere Zentimeter Erde über den Schnüren lag, die Wurzeln von Stauden und Gehölzen den Boden durchwurzelten und beim Versuch die Schnüre herauszuziehen sind sie öfters abgerissen.
So finde ich auch heutzutage, über 25 Jahre nach der Anwendung der blauen Schnüre, immer noch einzelne Stücke. Mal beim Umpflanzen eines Jungbaumes, mal beim Beikrauthacken usw.
Vor ein paar Tagen fand ich in einer Hecke eine Überraschung: Ein leeres Vogelnest, zum Großteil aus blauen Fasern!
Sofort habe ich an die Anastasia-Bücher gedacht, in denen an mehreren Stellen geschrieben steht, daß die Tiere den Menschen dienen. Die Geschichten handeln vom Nahrung bringen, Bäume umpflanzen sowie dem holen von Wasser. An anderer Stelle steht, daß es sehr wichtig sei, den Dreck wegzuräumen, den man selbst verursacht hat. Nun, ich selber habe diese blauen Schnüre in diesen Garten gebracht und es ist meine Verantwortung sie wieder zu entfernen. So freue ich mich sehr, daß nun auch Tiere dabei helfen, die letzten Fasern zu finden und zusammen zu tragen. Und wenn diese Fasern dann erst noch genutzt werden für ein warmes Nest, ist mir das auch recht.