Die Wahrheit über Selbstversorgung

Gestern wurde mir ein Film empfohlen, den ich gerne als kontroverse Stellungnahme hier einbette.

Es um die Frage ob man mit Selbstversorgung aus dem Garten sich, bzw. eine Familie ernähren kann.
Der Film ist im Selbstversorgerkanal bei Youtube erschienen und behandelt die Menge an Kalorien, die bei Anbau von vegetarischer Nahrung geerntet werden können. Das interessante Ergebnis, was ich mal vorweg nehme, ist, daß allein die Walnüsse 10% der geernteten Kalorien ausmachten. Von manchem Gemüse müsste man mehr essen, als man essen kann um auf die nötigen Kalorien zu kommen. Sehr kalorienreiche pflanzliche Nahrungsmittel wie Getreide oder Rapsöl kann man schlecht im eigenen Garten anbauen und ernten.

Zitat aus dem Film:

Ernte: 1326 kg
665000 Kalorien
1,82 kg verwertbarer Nahrung pro Person und Tag.
Mehr als man essen kann und trotzdem lange nicht genug um davon leben zu können.
Es fehlen die kalorienreichen Lebensmittel.
Diese lassen sich aber nur schwer selbst produzieren.
Ich habe es versucht 🙂

Hier der Blogeintrag zum Film:
http://www.neulichimgarten.de/blog/dies-und-das/die-wahrheit-ueber-selbstversogung-aus-dem-garten/

Interessant finde ich, daß der Autor Ralf Roesberger den Hinweis auf die Walnüsse gibt, dann aber nicht weiter auf den Anbau von Nüssen eingeht.
Es gibt jedoch weit mehr Nussarten, die interessant sind für die Selbstversorgung:

Kalorien je 100 Gramm:
Walnuss 654
Bucheckern 576
Eicheln 509
Haselnüsse 628
Mandeln 575
Esskastanien 192
Pekannüsse 703
Zedernnüsse 667

Darüber hinaus gibt es noch Butternuss, Herznuss etc.

Bei russischen Zedernbäumen (Pinus sibirica) kann es ein paar Jahrzehnte dauern bis sie überhaupt tragen. Den vollen Ertrag bekommen sie in höherem Alter (160-260 Jahre), dafür können Zedernbäume durchaus 800 Jahre alt werden, wenngleich nach 500 Jahren der Ertrag stark zurück geht.

Pro Baum können 1-5 kg, pro Hektar und Jahr 200 bis 300 kg geerntet werden, in ganz besonders guten Jahren auch 500 bis 2000 kg.

Nehmen wie einmal an, daß 2 kg pro Baum geerntet werden können, dann sind das grob 13000 Kalorien. Das reicht für einen Menschen für eine Woche. Wenn man alle benötigten Kalorien alleine nur von Zedernnüssen ernten wollte, dann bräuchte man dafür also pro zu versorgendem Menschen ca. 50 Bäume. Bei einem Flächenbedarf von ca. 30 m² pro Baum ergibt dies eine Gesamtfläche von 1500 m². Nicht berücksichtigt ist dabei, daß unter den Bäumen noch Gras und Kräuter wachsen können von denen wiederum Nutztiere (z.B. Hühner und Schafe) leben können. Auch ist eine alleinige Zedernnuss-Ernährung sicher nicht sinnvoll.

Ein weiteres erwähnenswertes Lebensmittel ist Honig mit ca. 300 Kalorien pro 100 Gramm, also 3000 pro kg. Den Jahresbedarf an Kalorien kann man von grob 250 kg Honig bekommen, was der Ernte von 5 bis 10 Bienenvölkern entspricht. Man kann übrigens bis zu 1000 kg Honig von einem Hektar ernten kann (z.B. bei blühenden Linden).

Insofern sehe ich die Möglichkeit der Selbstversorgung nicht so kritisch wie im Film, jedoch bitte nicht nur mit Anbau von Gemüse, sondern kombiniert mit Nüssen, Honig, Eiern, Milch, Pilzen etc.

Nachtrag:

Die Angaben für möglichen Ertrag bei Zedernbäumen unterscheiden sich stark. Es wird auch angegeben: Bis zu 1000 kg pro Baum und Jahr.

3 Gedanken zu „Die Wahrheit über Selbstversorgung“

  1. Der Ertrag eines Walnussbaumes kann wesentlich höher sein als 2kg. Die Bäume werden ja auch bis zu 20m hoch.

    10-55kg gibt eine Webseite über Walnussbaume an:
    https://walnussbaum-kaufen.de/walnussbaum-wachstum/#Wie_hoch_faellt_der_Ertrag_der_Walnussernte_aus

    Als Stärke Frucht ist auch die Ess-Kastanie (Maronen) interessant. In den Südalpen gab es Gegenden, in denen zur Geburt jeden Kindes ein Ess-Kastanienbaum gepflazt wurde. Dieser Baum hat dann getragen, bis das Kind Erwachsen war, und ein Baum produziert genug um einen Menschen 1 Jahr mit Stärke zu versorgen.

    Zudem ist sehr fraglich, ob so hohe Kalorien-Mengen durch Stärke für den Menschen überhaupt gut sind. Toby Hemmenway verweist in seinem Vortrag auf Archeologische Fundstellen (Gobekli Tepe) die über die Neolithische Revolution hinaus gehen, und der Gesundheitszustand hat sich mit dem neuen Lebensstil drastisch verschlechtert. Wobei er auch begründet, daß zuvor eine Hortikultur-Gesellschaft gewesen ist. Daß die Menschen das als Rauswurf aus dem Paradies empfunden haben ist gut nachzuvollziehen.

  2. Danke für diesen Beitrag.

    Die Überlegungen zu Esskastanien Mehl Teile ich.

    Allerdings bin ich nicht der Meinung mit der sibierischen Zeder. Ist es nicht sehr Aufwand zu ernten, da die Zapfen gepflückt werden müssen? Auch halte ich die Kronenfläche von 30 m2 als viel zu klein. Bei ausgewachsenen großen und gesunden Bäumen sind 35 pro ha reell, bei Nadelbäumen 100 Bäume pro ha und somit 100 m2 pro Baum.

    *****
    Hallo Fabián,
    meines Wissens nach gibt es mehrere Methoden die Zapfen der sibirischen Zeder zu ernten. Das eine ist das Pflücken, das ist anstrengend und gefährlich und es beinhaltet die hohe Wahrscheinlichkeit unreife Zapfen zu ernten. Die zweite Methode ist das Schlagen der Stämme mit schwerem Gerät. Die reifen Zapfen fallen dann herunter jedoch leidet der geschlagene Stamm, das Kambium wird verletzt und evtl. stirbt der Baum nach mehreren „Anschlägen“. Die schonendste Methode ist das Sammeln der von selber herunter gefallenen Zapfen. Diese sind reif, der Baum bleibt ungestört und man hat keine Absturzgefahr. Jedoch muss man häufig, in der Erntezeit am besten täglich, sammeln. Ich empfehle sich auf die dritte Methode auszurichten.
    Viele Grüße
    Konstantin

  3. Hallo nochmal,

    Ich vergleiche nur meine Erfahrung mit zirbelkiefer zapfen. Diese sind nicht nur vom menschen begehrt, und man muss sehr schnell sein um sie zu ernten. Auch das öffnen der Kerne ist eine schwierige Angelegenheit.
    Denke da ist man mit einem Walnuss oder Esskastanien Baum besser bedient.

    Grüße

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