Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit dem Entwickeln von zukunftsfähigen Visionen und deren Verwirklichung. Der Auftakt dazu ist auf der einen Seite gar nicht so schwer, man gehe in sich, meditiere, spüre, träume, und bringt das Gefundene an die Oberfläche. Doch auf der anderen Seite, im Feld der Materie, im Handeln der Realisierung, hat man einiges an Herausforderungen zu meistern.
An erster Stelle steht die Geduld und das Durchhaltevermögen. Materie zu formen, also etwas zu verwirklichen, dauert bei weitem länger als eine neue Idee zu haben. In anderen Worten: Gedanken haben eine hohe Geschwindigkeit und Materie ist Gedanke mit abgebremster Bewegungsgeschwindigkeit. Wo man einerseits danach streben möge, immer schneller zu denken anstatt “auf der Leitung zu stehen”, so muss man die Gedankengeschwindigkeit absichtlich ausbremsen, sofern man in die Realisierung auf die Ebene der Materie übergeht.
Desweiteren ist zu beachten, daß man selber eine Idee als großartig, beeindruckend, erhaben, freudvoll empfinden kann, andere Menschen hingegen diese Idee womöglich gänzlich anders empfinden. Man fühlt sich eventuell als hätte man endlich die Lösung eines Problemes erkannt, nach langer Zeit endlich einen Ausweg aus einer Zwickmühle gefunden – und die Mitmenschen? Sie haben vielleicht noch nicht einmal das Problem als solches erkannt und zeigen deshalb auch kein Interesse an der gefundenen Lösung – sondern bekämpfen es gar.
In sich drin, in Herz und Hirn, kann man alle möglichen Gefühle und Ideen haben ohne das es Mitmenschen mitbekommen müssen. Sobald man jedoch den ersten Schritt in die Verwirklichung geht, indem man seine Empfindungen und Gedanken in Wort und Bild mitteilt, mündlich oder schriftlich, dann beginnt die konkrete Interaktion mit den Mitmenschen.
Die Vielfalt der Erfahrungen und der Sehnsüchte der Menschen kann dabei eine farbenfrohe Gesellschaft mit allerlei Ausdrucksmöglichkeiten bilden. Hilfreich hierfür ist Respekt des Einzelnen, daß andere Menschen anders sind und sein dürfen. Störend ist hierfür die Vorstellung, daß andere Menschen die gleichen Vorstellungen haben sollen, die man selber in sich trägt.
An dieser Stelle kann man an ein Zitat denken, das irrtümlich Voltaire zugeschrieben wurde, wobei es von seiner Biografin Evelyn Beatrice Hall stammt:
“Ich hasse, was du sagst, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.”
Siehe dazu auch hier: http://falschzitate.blogspot.com/2017/05/ich-hasse-was-du-sagst-aber-ich-wurde.html
Voltaire hat sich anderes geäußert, beispielsweise so:
“Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist das Recht eines jeden freien Menschen, das man nicht leugnen kann, ohne die abscheulichste Tyrannei auszuüben.”
So mag es also sein, daß jeder das Recht hat, die eigenen Gedanken zu äußern. Dazu gehört, daß man auch tolerieren muss die Gedanken anderer zu Gehör zu bekommen, denn jene haben auch das Recht ihre Gedanken zu äußern.
Der nächste Schritt auf dem Weg der Verwirklichung großer Ideen ist es Mitmenschen zu finden, die gleiche Gedanken tragen, oder Mitmenschen für die eigenen Ideen zu begeistern. Je innovativer die eigenen Ideen sind umso mehr fällt der erste Weg weg und es geht nunmehr nur um das Begeistern anderer. Hierbei ist Respekt von aller größter Wichtigkeit. Man kann die eigenen Ideen in den schönsten Farben ausmalen, der Mitmensch hat jedoch die Freiheit an gänzlich anderen Ideen Interesse zu haben. Überzeugen wollen, Druck ausüben, nötigen, hat wenig Aussicht auf langfristigen Erfolg.
Konkretes Beispiel: Seit Jahren kenne und wertschätze ich die Anastasia-Bücher in denen beispielsweise die Vision beschrieben steht, daß es günstig für Körper und Geist der Menschen ist, wenn Familien ihren Landsitz haben auf / für / von dem sie leben können.
Beim Begegnen mit anderen Lesern dieser Buchreihe kam es einerseits zu freudigem Austausch mit anderen Gärtnern andererseits lernte ich auch vereinzelt Menschen kennen, die ihre Mitmenschen mit Wortgewalt überzeugen wollten. Jene strebten in Richtung Parteipolitik um allen Menschen das Leben auf einem Hektar aufzuzwingen. Solches Engagement taugt natürlich nichts, weil das im Menschen inneliegende Sehnen nach Freiheit und Selbstbestimmung sich nicht zwingen lassen wird ‘gesund und glücklich’ zu sein. Jene Menschen täten gut daran einfach sich mehr auf sich selbst zu besinnen und zu Gärtnern. Doch auch dazu werde ich jene nicht zwingen. Das dürfen sie selbst erkennen oder auch nicht. Mein Gedanke ist einfach, das ich glaube, es wäre gut für sie.
Man halte also Abstand von Überzeugungstätern und finde vielmehr Menschen, die aus innerer Überzeugung ihr eigenes Leben in die Hand genommen haben. Dann kann man gemeinsam ko-kreativ größere Visionen angehen.
Ab einer gewissen Größenordnung kommt man unweigerlich in die Aufmerksamkeit der Politik. Dabei geht es oft darum anderen Menschen etwas vorzuschreiben oder zu verbieten. Hier findet man also wieder Überzeugungstäter sowie Egomanen und Narzisten. Ein schwieriges Feld, das ich persönlich eher meide. Ich habe zwar diverse Gedanken und Ansichten zur Politik, äußere diese teilweise auch, aber irgendeinen Posten anzustreben um Macht über andere Menschen auszuüben, liegt mir fern.
Zu diesem Thema habe ich ein Zitat entdeckt von Marqués de Vargas Llosa, peruanischer Schriftsteller (bis 2011: Jorge Mario Pedro Vargas Llosa). In den 1980er Jahren engagierte sich Vargas Llosa aktiv in der peruanischen Politik und wurde Vorsitzender einer neuen liberalen Partei. 1990 bewarb er sich als Kandidat eines Wahlbündnisses um das Amt des peruanischen Staatspräsidenten und galt lange als Favorit, verlor dann aber die Stichwahl gegen Alberto Fujimori. Er bezeichnete sich im Jahr 2001 als „liberalen Demokraten“.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mario_Vargas_Llosa
Nun das Zitat von Vargas Llosa über Politik und zur Verwirklichung von Ideen:
Was haben Sie in Ihren Jahren als Politiker über sich gelernt?
Dass ich als Politiker völlig untauglich bin. Vom Schreibtisch eines Schriftstellers aus wirkt Politik nicht allzu schwierig, aber wie man das Romanschreiben lernen muss, muss man Politik lernen. Ich fühlte mich als Laiendarsteller in einem Medientheater und musste begreifen, dass das Fernsehen das wichtigste Instrument in einem Wahlkampf ist. Sie können die hehrsten Ideen haben, aber sobald es an ihre Verwirklichung geht, sind Sie in Intrigen, Verschwörungen, Paranoia, Verrat und Abgründe an Schmutz und Niedertracht versponnen. Wenn ich eins über den Morbus der Politik gelernt habe, dann dies: Der Kampf um die Macht lockt die Bestie in uns hervor. Was den Berufspolitiker wirklich erregt und antreibt, ist das maßlose Verlangen nach Macht. Wer diese Obsession nicht hat, wird der kleinlichen und trivialen Praxis der Politik angeekelt den Rücken zukehren.
Zitat aus: https://www.welt.de/print/wams/kultur/article117158024/Wir-Schriftsteller-sind-Hysteriker.html
So wie hier beschrieben fühle ich mich durch diverse Journalisten und deren Beiträge über die Anastasia-Bücher. Möglicherweise hat das weniger mit dem einzelnen Journalisten zu tun sondern, wie im Zitat beschrieben, mit dem grundsätzlichen Muster des Sehnens nach Macht, an Intrigen, Niedertracht etc. Ein spezieller Satz ist dieser: “Der Kampf um die Macht lockt die Bestie in uns hervor.” Die innere Bestie gibt es also schon vorher, sie wird nur hervorgelockt. Ist Politik daher eine Art Selbsterkenntnistherapie?
Ich rate eher dazu in Selbsterfahrungskursen die innere Bestie zu finden anstatt dafür in die Politik zu gehen. Die Suche nach innerem Dämon (und innerem Held) mag sehr erkenntnisreich sein und helfen in der inneren Zentrierung sich zu finden und zu verankern.
Von daher: Innere Arbeit an sich selbst ist sehr gut, vielleicht sogar die wichtigste Tätigkeit auf dem Weg, die eigenen Ideen zu verwirklichen. Man kann dadurch zu einem Vorbild werden, zu jemandem, dem andere Menschen nachstreben. Dies geschieht dann freiwillig und in aller Freiheit, beim einzelnen mehr, beim anderen weniger.
Man sagt auch, das Außen ist ein Spiegel des Inneren.
Wenn man also im Außen eine edle Idee verwirklichen will, dann lasse man diese zuerst im eigenen Inneren reifen und entstehen und bei jeglichem äußeren Schritt der Materialisierung halte man immer wieder inne und spüre in sich hinein. Je besser Innen und Außen zusammen passen um so attraktiver wird das Geschaffene.