Eine Nachricht von meinem Imker-Freund Bernhard Heuvel:
Genau, es geht um das große Ganze. Doch die wenigsten verstehen tatsächlich die wirklichen Nöte des Lebens auf der Erde.
(1) Die Sonne wird älter und älter. Dabei wird sie größer und größer und strahlt mehr und mehr Hitze aus. Rein physikalisch müsste die Erdoberfläche heute +50°C heiß sein. Das ist sie aber nicht. Im Gegenteil, je heißer es wird, desto eher finden sich Gegenreaktionen. Irgendetwas reagiert und kühlt die Erde aktiv ab.
=> Das hat der Physiker James Lovelock https://de.wikipedia.org/wiki/James_Lovelock#Arbeitsschwerpunkte herausgefunden. Er konnte keine andere Erklärung finden, als dass der Planet als Ganzes eine Art Superorganismus ist – und lebendig ist. Das Leben auf der Erde als Gesamtheit kühlt die Erdoberfläche ab.
Aus diesen Erkenntnissen entstand die Gaia-Hypothese. https://de.wikipedia.org/wiki/Gaia-Hypothese
(2) Das Leben an sich entsteht aus Steinen. Ich hatte das schon öfters verlinkt, aber hier nochmal: http://www.immenfreunde.de/humus/HumusLeben.pdf
Die lebensaufbauenden Prozesse finden im Boden statt. Dabei entstehen in erster Linie einzellige Lebewesen.
Besonders wichtig ist dabei die Photosynthese: die fängt das Sonnenlicht ein und es entsteht neben Sauerstoff auch eine Menge Zucker. Der Zucker fließt nicht nur als Honig aus den Blüten der Pflanzen, sondern insbesondere über die Wurzeln in das Erdreich, wo der Zucker die ganzen Bodenlebewesen ernährt, die Steine in Leben verwandeln.
(3) Die „höheren“ Lebewesen entstehen erst auf Grundlage organischen Materials – das sind die Bruchstücke früherer Lebewesen. Diese Bruchstücke werden neu zusammengesetzt und daraus kann höheres Leben erst entstehen.
Allgemeines Ziel muss daher sein, die Mineralisierung/Erosion bereits bestehender Lebewesen zu vermeiden. Deswegen sollte organisches Material (tote Lebewesen) nicht erodiert werden (mineralisiert werden), sondern mazeriert: biologisch aufgeschlossen. Dabei entstehen genau die Bruchstücke, die die Bausteine für höheres Leben sind.
(4) Diese Bruchstücke werden im Boden an Tonmineralien geheftet und gespeichert: das ist der Humus. Für die Speicherung braucht es Klebstoff (wieder der Zucker aus der Photosynthese) und ein Konservierungsmittel: das Lignin. Beides – Lignin und Zucker – stammen in der Hauptsache von Bäumen. Denn nur Bäume haben das riesige Blattwerk, mit dem sie sehr viel Photosynthese machen. Und nur Bäume haben derart riesiges Wurzelwerk, daß sie den Zucker (gespeichertes Sonnenlicht) im Boden verteilen können. Das Lignin stammt auch in der Hauptsache von Bäumen. https://de.wikipedia.org/wiki/Lignin
Fazit
Das größte Problem für alle Lebewesen zurzeit ist, daß die lebensaufbauenden Prozesse im Boden massiv gestört werden. Die Speicherung in Form von Dauerhumus (das ist kein! Kompost) wird ebenfalls verhindert. Dadurch wird das Leben an sich auf der Erde gestört. Die Ursachen sind in der Landnutzung zu finden: das Versiegeln von Oberflächen, die Entwaldung. Schließlich die Art der Landwirtschaft, wo der Boden entwaldet und regelmäßig umgepflügt wird. Das Umpflügen ist die größte ökologische Katastrophe, weil die feinen Wurzelnetzwerke der Pflanzen und die feinen Pilz-Netzwerke im Boden zerstört werden. Die verschiedenen Gifte geben dem Bodenleben den Rest.Wenn die lebensaufbauenden Prozesse weiter gestört werden, werden als Erstes alle höheren Lebewesen „erkranken“ und langfristig verschwinden. Der Aufbau des Körpers, das Immunsystem ist an die Versorgung mit „Proteinen“ und Nährstoffen über die Nahrung (die aus dem Boden kommt) gekoppelt.
Der Niedergang des Lebens führt dazu, daß der Superorganismus Erde sich nicht mehr kühlen wird können und schließlich werden relativ schnell 50 und mehr °Celsius erreicht. Die Erde verglüht.
Früher oder später wird das sowieso passieren, aber das Leben hätte durchaus noch einige hunderttausende Jahre auf der Erde Bestand haben können.
Um das Leben zu „retten“ wäre die völlige Abkehr von der Landwirtschaft (Landmisswirtschaft) notwendig und die Bewaldung der festen Erdkruste notwendig. Wir müssen uns kühlen, kühlen, kühlen. Das geht nur über Bäume.
Alternative Landnutzungssysteme wie Aquaponics, Agro-Forestry (Wald-Landwirtschaft) oder andere Systeme (Chinampas) gibt es schon lange und sind bereits ausgereift. Systeme wie die Chinampas (aus Mittelamerika) können sogar das Vielfache an Ernte pro Fläche wie die industrielle Landwirtschaft erzeugen. Trotzdem werden diese Systeme weder in Erwägung gezogen noch irgendwie weiter beachtet.
Es fehlt einfach das Bewusstsein für die Probleme des Lebens auf der Erde. Der Horizont beschränkt sich auf den Monatslohn, den Jahresurlaub und das alltägliche Bier (sic!) vor dem Fernseher.
Alles unnötig. Das ist eigentlich das wirklich Dramatische daran.
Wir Imker sind sehr nah dran am Leben, weil wir mit dem gespeicherten Sonnenlicht arbeiten. Und wir leben und arbeiten mit den Lebewesen, die dieses Bewusstsein für diesen Lebenssaft in die Welt der Menschen bringen. Wir sind keine Zuckerproduzenten, sondern Bewußtseinsbildner. Das ist die Aufgabe der Imker: den Menschen zu zeigen, was die Bienen sehen.
Freundliche Grüße
Bernhard Heuvel
Erwerbsimker
Wegen der Bedeutung wiederhole ich diesen Link:
http://www.immenfreunde.de/humus/HumusLeben.pdf
und ergänze diesen Link:
http://www.immenfreunde.de/humus/bodenanalyse.pdf
In unserem Webshop gibt es auch das passende Buch zum Thema:
https://www.waldgartendorf.de/shop/artikel/humusphaere/
Darüberhinaus ergänze ich die Buchempfehlung für die Anastasia-Bücher, weil diese helfen, den beschränkten Horizont zu erweitern:
https://www.waldgartendorf.de/anastasia/ (Beschreibung)
https://www.waldgartendorf.de/shop/anastasia/ (Shop)
Rein Physikalisch + 50°C ??
nach welcher Theorie? die gängige Berechnung nach der Solarkonstante (bislang keine gravierende Änderung bekannt) ergibt werte im Bereich von -18°C als Physikalische Gleichgewichtstemperatur nach der Strahlungsbilanz ,,, rein physikalisch…
Welche Rechenweise soll jetzt + 50°C als „rein physikalische“ Erdtemperatur ergeben?
Ansonsten: Ja das mit dem Humus und den Huminmölekülen ist ein Problem im Boden, das verkannt wird, wobei es Lösungen dafür gibt (-> http://www.regenerative-landwirtschaft.net)
Hallo Frieder,
nach der Gaia-Theorie von James Lovelock. Und eigentlich auch wegen der Erkenntnisse aus der Erforschung der Sonne. Hier wird die Theorie bei der Harvard-Universität behandelt: https://courses.seas.harvard.edu/climate/eli/Courses/EPS281r/Sources/Gaia/Gaia-hypothesis-wikipedia.pdf
Die Sonne und ihr Einfluss auf das Klima werden hier im Fachjournal diskutiert:
https://www.nature.com/articles/20816
Wie ich schon geschrieben habe: Lösungen gibt es zur Genüge, wozu auch die regenerative Landwirtschaft gehört. Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben in erster Linie ein Umsetzungsproblem.