Heute früh bekam ich einen Rundbrief vom Permaculture Research Institute aus Australien.
Darüber fand ich einen neuen Artikel über das Wirken von Masanobu Fukuoka, für mich die philosophische Säule der Permakultur. Schon seit über zehn Jahren schreibe ich hier im Blog über ihn. Beispiel:
http://www.konstantin-kirsch.de/2008/01/masanobu-fukuoka.html
Nun also ein neuer Artikel zu Masanobu:
https://www.permaculturenews.org/2020/07/25/the-philosophy-of-masanobu-fukuoka/
Für die schnelle Lektüre nutzte ich den google-Übersetzer:
https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=en&u=https://www.permaculturenews.org/2020/07/25/the-philosophy-of-masanobu-fukuoka/
Der Autor, Dr Trent Brown, beschreibt einerseits das Wirken von Masanobu Fukuoka umfassend, jedoch wird im letzten Absatz des Artikels erkennbar, daß er das Grundlegendste meiner Ansicht nach nicht verstanden hat. Er schreibt (Hervorhebungen von mir):
Nonetheless, I do have my reservations. The injunction to simplify desires and eat according to the cycles of nature may be sage advice to most of us in the ‘extravagant’ North; yet it may ring hollow for many of the farmers in the global South, who struggle to make enough money for one solid meal per day.
Übersetzt:
Trotzdem habe ich meine Vorbehalte. Die Aufforderung, Wünsche zu vereinfachen und gemäß den Zyklen der Natur zu essen, mag für die meisten von uns im „extravaganten“ Norden ein weiser Rat sein. Dennoch mag es für viele Bauern im globalen Süden hohl klingen, die Schwierigkeiten haben, genug Geld für eine feste Mahlzeit pro Tag zu verdienen.
Wie getrennt vom Leben eines Bauern muss man sein, um so etwas zu schreiben? Herr Brown tut so, als ob man als Bauer Geld bräuchte um etwas zu Essen zu haben. Und so etwas dummes schreibt er, nachdem er sich mit Masanobu Fukuoka beschäftigt hat? Unvorstellbar!
Ein Blick in die Autorenbeschreibung am Ende des Kapitels (Hervorhebungen von mir):
I’m a researcher in geography at the University of Melbourne. My research focuses on the social aspects of sustainable agriculture and agricultural skill development, particularly in India. I’m the author of two books, Farmers, Subalterns, and Activists: Social Politics of Sustainable Agriculture in India and India: Continuity and Change in the Twenty-First Century
Nun, ich beobachte seit einigen Jahren in deutschen Permakulturkreisen ein zunehmendes Interesse am Begriff „soziale Permakultur“ in Kombination mit einer Einstellung, als ob etwas neues und bedeutendes erfunden sei. Eigentlich ein überflüssiger Unsinn, weil alle sozialen Aspekte seit jeher zur Permakultur gehören. Auf jeden Fall ist zu beobachten gewesen, daß mit dem verstärkten Auftreten des Begriffes „soziale Permakultur“ das Diffamieren, das Ausgrenzen, das Beleidigen, das Spalten, der Hass, genau genommen also das nicht-soziale Verhalten stark zugenommen hat.
Diese Tendenz zur schädlichen Spaltung des großen Ganzen ist anderen Permakultur-Aktiven auch schon aufgefallen:
http://www.matricultura.org/pdf/AUTarca_Soziale_Aspekte_der_Permakultur.pdf
Vielleicht stecken hinter denjenigen, die „soziales“ wollen, eigentlich Anhänger des Sozialismus, also Verehrer des Todestriebes, siehe dazu meinen Blogeintrag vom Februar letzten Jahres: http://www.konstantin-kirsch.de/2019/02/der-todestrieb-des-sozialismus.html
Und Verehrer des Todestriebes können vielleicht nicht verstehen, daß man ein „solid meal per day“ ganz ohne Geld bekommen kann, wenn man Bauer ist oder Gärtner. Und um das zu verstehen muss man sich mit dem Leben beschäftigen und aufhören zu glauben, daß man alles nur für Geld bekommen könne.
In der aktuellen Lage empfehle ich erstens: Vermeiden von Kursen und Gesprächen, in denen es um „soziale Permakultur“ geht, und zweitens die Lektüre des Originaltextes von Masanobu Fukuoka:
Bravo! Richtig erkannt. Heute wird alle Erkenntnis als persönlicher Livestyle zelebriert. Dabei handelt es sich um einfache Erkenntnis welches Fukuoka in jahrelanger Forschung gewonnen hat. Nur schon dafür einen Begriff wie „Permakultur“ erfinden zu müssen ist eigentlich widernatürlich. Hut ab vor diesem einfachen Bauer, der zugleich ein Meister ist.