Anastasia: nutzlose Dinge

Anastasia: «Der Mensch hat im Laufe der Geschichte so viele nutzlose Dinge erfunden. Erinnere dich, Wladimir, auch du warst von vielen solchen Dingen umgeben. Sie alle gelten als große Errungenschaften des menschlichen Geistes. Zahllose Menschen mussten für ihre Entwicklung und Produktion arbeiten. Und nun verrate mir bitte, Wladimir, welches von ihnen dich glücklich gemacht hat.»
Wladimir: «Hm, nun ja, wenn man sie so gesondert betrachtet … vielleicht keines. Doch alle zusammen erleichtern einem schon gewaltig das Leben. Nehmen wir zum Beispiel das Auto. Du setzt dich hinters Steuer und fährst hin, wo immer du willst. Wenn es draußen kalt ist und es regnet, drehst du einfach die Heizung auf. Ist es aber heiß und jeder schwitzt und japst nach Luft, so schaltest du die Klimaanlage ein, und schon wird es angenehm kühl. Was das Haus betrifft, so gibt es in der Küche eine Menge praktischer Einrichtungen, zum Beispiel den Geschirrspüler, der der Hausfrau viel Arbeit abnimmt. Auch der Staubsauger hilft, beim Saubermachen Zeit zu sparen. Alle diese Gebrauchsgegenstände machen uns das Leben leicht, Anastasia, da gibt es keinen Zweifel.»
«Leider sind das alles illusorische Erleichterungen, Wladimir. Sie verkürzen das Leben, und die ganze Menschheit leidet darunter. Und um diese seelenlosen Dinge zu bekommen, müssen die Menschen das ganze Leben hart arbeiten, wie Sklaven. All diese Maschinen sind Indikatoren für das menschliche Unverständnis des kosmischen Daseins. Schaut euch doch einmal genauer um, ihr Menschen! Damit ihr eure Gebrauchsgegenstände bekommen könnt, werden große Fabriken gebaut mit einem enormen Ausstoß giftiger Gase. Totes Wasser ist eine weitere Folge eurer Konsumsucht, und ihr müsst dafür ein Leben lang schuften. Eure Maschinen dienen nicht euch, sondern ihr dient ihnen, denn ihr müsst sie erfinden, bauen und reparieren – und dann betet ihr sie auch noch an!»

Zitat aus: Band 4, Seite 79

1 Gedanke zu „Anastasia: nutzlose Dinge“

  1. Hi Konstantin,
    Ich finde manche dieser Textstellen, die von dir geteilt werden, recht schwer verdaulich. Und da ich gerade nicht schlafen konnte, habe ich mir den Spaß gegönnt diese hier einmal „umzukehren“ 😀

    Viel Spaß beim Lesen.

    Wladimir: «das Tier wird im Laufe der Zeit
    so wenig sinnvolle Dinge erfinden. Sieh nach vorn, Anastasia, auch ich werde von manch solchen Dingen umgeben sein. Manche gelten als kleine Errungenschaften Gottes Geistes. Zahllose Tiere wollen sich an ihrer Entwicklung und Produktion erfreuen. Und nun behalte bitte für dich, Anastasia, welches von ihnen dich unglücklich machen könnte.»
    Anastasia: «Hm, nun ja, wenn man sie so nebenbei betrachtet … wahrscheinlich alle. Doch keine davon erschweren einem nicht mal ein bisschen das Leben. Nehmen wir zum Beispiel die Füße. Du stellst dich hinters Steuer und läufst hin, wo immer du kannst. Wenn es drinnen heiß ist und die Sonne scheint, machst du einfach die Fenster auf. Ist es aber kalt und alle frieren und atmen friedlich vor sich hin, so fängst du einfach an zu tanzen, und schon wird dein Körper warm. Was den Garten betrifft, so gibt es was den Kompost angeht auch ein paar unpraktischer Einrichtungen, zum Beispiel das Kompostklo, das den Kläranlagen-Arbeitern viel Freizeit aufbürgt. Auch der Besen nützt nichts, beim dasein die Zeit rum zu bekommen. Alle diese Gebrauchsgegenstände machen uns das Leben schwer, Wladimir, obwohl ich mir da nicht so ganz sicher bin.»
    «zum Glück sind manche Dinge davon reale Beschäftigungstherapien, Anastasia. Sie verlängern das Leben, und alle Welt freut sich. Und um all diese beseelten Dinge zu verschenken, wollen wir manchmal chillen, wie freie Wesen. Manche Maschinen sind Indikatoren für das göttliche Gefühl des inneren Jenseits. Ich hör in mich hinein, als Wesen! Nicht damit ich meine unnützen Dinge verschenken kann, sind kleine Gärten angelegt worden mit einem geringen Verbrauch gesundem Wassers. Lebendige Luft ist eine weitere Ursache unserer Bescheidenheit, und wir können damit in eben diesem Moment Spaß haben. Unsre Maschinen versklaven uns nicht, und wir werden nicht von ihnen versklavt, denn wir wollen sie Wertschätzen, zerstören und wegschmeißen – und dann verfluchen wir sie auch noch!»

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