Der große Widersacher – Mit unseren Feinden arbeiten (DragonDreaming)

Im Sommer 2010 lernte ich John Croft kennen, den Erfinder/Begründer von DragonDreaming. Er nahm teil bei meinem Vortrag im  Ökodorf SiebenLinden über den Minuto.
Siehe dazu auch meine seinerzeitigen Blogeinträge:
http://www.konstantin-kirsch.de/2010/07/minuto-workshop-im-oekodorf-7-linden.html
http://www.konstantin-kirsch.de/2010/07/minuto-goes-down-under-mit-john-croft-und-dragondreaming.html

John erzählte mir seinerseits vom DragonDreaming. Hier ein Bild von 2010:

Die Philosophie von DragonDreaming stützt sich auf die indigene Weisheit der Aborigines aus Westaustralien und beruht auf drei gleich wichtigen Anliegen:

Dienst an der Erde, Aufbau von Gemeinschaft und persönliches Wachstum.

Im Verlauf der 13 Jahre hat sich DragonDreaming deutlich weiterentwickelt und auch die Broschüren bzw. ebooks sind professioneller geworden:

Hier eine alte Version von 2010 mit 15 Seiten, hochgeladen aus meinem Archiv:
Dragon+Dreaming+Einfuehrung+ebook+2010

und hier der Link zur aktuellen Datei (mit doppelt so vielen Seiten):
https://dragondreaming.org/wp-content/uploads/2020/01/DragonDreaming_eBook_german_V02.09.pdf
englische Version:
https://dragondreaming.org/wp-content/uploads/2020/01/DragonDreaming_eBook_english_V02.09.pdf

In der Version von 2010 findet sich auf Seite 6 ein Absatz, der in der neuen Version anders formuliert wurde:

In jedem Projekt gibt es 4 Gruppen von Personen:
● Aktive Unterstützer sind jene Personen, die mit mir an einem gemeinsamen Projekt arbeiten.
● Passive Unterstützer finden das Projekt gut, bleiben aber passiv. Gegebenenfalls geben sie dir eine Unterstützungserklärung, wenn du sie darum bittest.
● Passive Gegner finden dein Projekt falsch, es ist ihnen aber nicht so wichtig, dass sie irgendetwas dagegen unternehmen werden.
● Aktive Gegner werden alles Mögliche unternehmen, um das Projekt zu verhindern.

Die aktiven Gegner sind die, die meinem Projekt am meisten helfen werden, mehr als jede andere Person. Meine Aufgabe ist, zu diesen Personen hinzugehen und aufrichtig zu fragen: „Ich weiß, dass du mein Projekt dumm findest, und falsch, und dass du nicht willst, dass es stattfindet. Ich möchte unbedingt deine Gründe dafür erfahren!“
Mit den Antworten, die ich erhalte, gehe ich zurück zu der Gruppe der aktiven Unterstützer und wir haben die Aufgabe, zu jedem einzelnen Punkt eine Antwort zu finden. Damit gehe ich wieder zu den Gegnern und sage ihnen, dass wir uns ehrlich bemüht haben, und zu jedem ihrer Punkte Antworten gefunden haben. Dann werden sie sagen „Ja, aber…“ und werden weitere Punkte nennen.
Das Spiel geht so weiter, bis auch der größte Gegner sagen wird „Hmmm…, ich glaube das könnte klappen!“ Das wäre der beste Moment um dieser Person zu sagen: „Du weißt gar nicht, wie viel du schon zu unserem Projekt beigetragen hast. Möchtest du nicht mitmachen?
Das wäre großartig!“ Und oft stimmen diese Personen dann auch zu.
Wir finden unsere eigenen Schatten im größten Gegner und müssen ihn ins Projekt integrieren. Aktive Gegner sind oft leichter zu integrieren und zu aktiven Unterstützern zu machen als passive Gegner, weil sie ja bereits aktiv sind.

(Zitatende)

In der aktuellen Version findet sich auf Seite 23 die geänderte Fassung des Textes:

Der große Widersacher
Mit unseren Feinden arbeiten

Ein Widersacher kann uns tatsächlich bei einem Projekt sehr helfen, indem er uns nicht bedachte Faktoren bewusst macht, von denen wir nicht wussten, dass wir sie nicht wissen. Wenn wir so einen aktiven Widersacher entdecken, müssen wir feiern, da jene Person – wenn wir es schaffen, sie in Form eines Win-Win-Spiels einzubinden – diejenige sein wird, die uns am meisten hilft. Wir sollten dann das Gespräch mit ihr suchen. Richte folgende Generative Frage an sie:
„Ich weiß, du denkst unser Projekt ist falsch (oder schlecht oder dumm), und ich würde wirklich gerne erfahren, warum?“
Schreibe die Antwort auf und überprüfe sie auf Richtigkeit. Dann bring das Ergebnis Deinem Traumteam und versucht gemeinsam, eine Antwort für jeden genannten Punkt zu finden. Dann geh wieder zu jenem Widersacher mit einer neuen Generativen Frage:
„Erinnerst Du dich an unser letztes Treffen? Wir glauben, wir haben eine Lösung gefunden. … Was meinst du?“
Wahrscheinlich wird die Person antworten, „Ja, aber…“ und mit einer zweiten langen Liste aufwarten. Diesen Prozess einige Male zu wiederholen wird normalerweise schließlich zu einer anderen Art von Antwort führen: „Ja, ich denke, jetzt wird es funktionieren!“ Dies ist der schönste Moment, eine Feier tiefempfundener Dankbarkeit. Du sagst: „Danke, Du ahnst ja gar nicht, wie sehr du unserem Projekt geholfen hast! Würdest du gerne unserem Traumteam beitreten, um dieses Projekt zu verwirklichen?“ Aufgrund des entgegengebrachten Respekts sagt derjenige dann möglicherweise sogar Ja.

(Zitatende)

Ich mag nun die zwei Varianten der zentralen Frage an den aktiven Gegner/Widersacher wiederholen, weil diese Frage so wichtig ist:

„Ich weiß, dass du mein Projekt dumm findest, und falsch, und dass du nicht willst, dass es stattfindet. Ich möchte unbedingt deine Gründe dafür erfahren!“
„Ich weiß, du denkst unser Projekt ist falsch (oder schlecht oder dumm), und ich würde wirklich gerne erfahren, warum?“

Mit Sicherheit funktionieren beide Varianten. Es geht auch nicht so sehr um die exakte Wortwahl sondern um das ehrliche Interesse am Gegenüber. Es geht darum, das kennenzulernen und zu integrieren, was bei einem selbst im Unbekannten, im Schatten liegt.

Mein konkretes Beispiel ist der Vortrag von Anna Rosga und Mona Schwarz mit dem Titel: „Anastasia-Bewegung: Rechts-esoterische Siedler*innen im ländlichen Raum“
siehe dazu meinen Blogeintrag vom 13. Juli 2023:
http://www.konstantin-kirsch.de/2023/07/anna-rosga-und-mona-schwarz-warum-reden-sie-ueber-mich-aber-nicht-mit-mir.html

Man kann es durchaus so sehen, daß es mein Projekt ist, die Anastasia-Bücher bekannter zu machen und die Verbreitung zu fördern.
Man kann es durchaus so sehen, daß Anna Rosga und Mona Schwarz “aktive Gegner” bzw. “Widersacher/Feinde” meines Projektes sind.

So wäre es passend, die Frage zu stellen:
„Ich weiß nach dem Vortrag, dass Sie mein Projekt dumm finden, und falsch, und dass Sie nicht wollen, dass es stattfindet. Ich möchte unbedingt Ihre genauen Gründe dafür erfahren!“

Der Vortrag war nämlich nicht detailreich genug um die wahren Gründe zu erfahren WARUM die Referentinnen gegen die Anastasia-Bücher sind.

Eine Teilnehmerin ist übrigens NACH dem Vortrag, außerhalb der Veranstaltungsräumlichkeiten so offen gewesen, in der Runde zu erzählen, daß ihr Großvater begeistert in der Hitlerjugend war und sie jetzt etwas wieder gut machen will und sie sich deshalb gegen ‘rechts’ einsetzt!

Das ist eine persönliche Betroffenheit, die ich sehr gut nachvollziehen kann. So etwas ist ein echter Handlungsgrund, ein starker innerer Antrieb.
(Meine Lage ist anders: Meine Vorfahren waren zu Hitlers Zeiten im Widerstand und haben nur mit viel Glück überlebt. Ich bin stolz auf sie und ich wandle gerne in ihren Fußstapfen.)

So etwas in der Art würde ich gerne von den Referentinnen erfahren, denn ich will nicht unterstellen, daß sie solche Vorträge nur des Geldes wegen machen. Sollte dies allerdings der einzige Grund sein, dann wäre es auch interessant, dies zu erfahren.

In dem oben zitierten aktuellen Text findet sich die Aufforderung: “Wir sollten dann das Gespräch mit ihr [Widersacher-Person] suchen.”

Genau darum geht es mir aktuell. Deshalb bin ich zu dem Vortrag gegangen, deshalb habe ich dort gesprochen, deshalb habe ich darüber im Blog geschrieben, deshalb werde ich womöglich bald die Referentinnen anschreiben.

Durch die Widersacher in Presse, Funk und Fernsehen habe ich beispielsweise erkennen dürfen, daß diffamierendes, ausgrenzendes, menschenverachtendes Verhalten, politische Verdächtigungen, Verleumdung, Hass und Hetze, ähnlich wie seinerzeit vor 90 Jahren, immer noch als Verhaltensmuster vorhanden sind, auch wenn es derzeit meiner Beobachtung nach vorwiegend von denen gelebt wird, die sich im ‘Kampf gegen Rechts’ austoben. Und möglicherweise gibt es auch irgendwo noch Antisemitismus und Rassismus, Ansichten, die ich weder in mir noch in meinem Umfeld kenne und die ich schon längst als überholt eingestuft hatte.

Vielleicht ist es so, daß sich die Lage in Deutschland erst dann tiefgründig bessern kann wenn im Herzen jedes Einzelnen die grausame deutsche Vergangenheit emotional aufgearbeitet und damit erlöst wird.

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