Ein außergewöhnliches Buch: “Die MineralienWende” von Dr. Stefan Hügel

Als langjähriger Permakultur-Profi hatte ich die Ehre, ein Exemplar des Buches vor Veröffentlichung zu erhalten mit der Anfrage ob ich eine Rezension dazu verfasse. Ich danke dem Autor für diese Ehre.

Gerne gebe ich meinen ersten Eindruck vom Buch wieder:


Welch eine Überraschung:
Beim Lesen dieses neu erschienenen Buches ruft es in mir: “JA!”
Und schon ein paar Seiten weiter, wieder: “JA!”
Ich spüre Freude, daß fundamental wichtige, große und komplexe Themen gut verständlich dargestellt sind.
Und noch dazu wird im Buch laufend auf eine Unmenge an Studien verwiesen, die die Aussagen wissenschaftlich untermauern!

Um was geht es?

Auch wenn es mir gewagt erscheint den Inhalt des Buches zu umreißen, so wage ich es trotzdem:

Für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pflanze, Tier und Mensch braucht es Mineralien im Boden.
Dabei sind weit weit mehr Mineralien gemeint als die 3, die im bekannten NPK-Dünger enthalten sind, also Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K).
Es gibt lebensnotwendige Spurenmineralien, denen gelegentlich Aufmerksamkeit geschenkt wird (z.B. Zink und Selen)
Es gibt sogar auch giftige Mineralien, Schwermetalle, die jedoch in geringsten Mengen einen Gesundheitsvorteil bieten (z.B. Arsen und Blei).

Im Stoffwechsel fördern sich manche Mineralien gegenseitig, andere stören sich gegenseitig. Es ist ein hoch komplexes Gefüge mit unzähligen Wechselwirkungen.

Durch die Aufnahme der Mineralien über die Wurzeln in die Pflanzen und der anschließenden Ernte mit Transport, Verzehr und Toilettenspülung verlassen die Mineralien das Feld und landen oft im Meer. Sie sind praktisch gesehen “weg”. Der Kreislauf ist unterbrochen. Selbst wenn NPK jährlich zugeführt wird, über Tierdung zumindest ein Teil der geernteten Mineralien wieder aufs Feld zurück kommt, und über Gesteinsverwitterung laufend neue Mineralien freigesetzt werden, so nimmt doch die Menge der Spurenmineralien im Boden laufend ab.

Dies führt zu geschwächten Pflanzen, dies führt zu Bedarf an “Pflanzenschutzmitteln” (= Giften), dies führt zu geschwächten Tieren und geschwächten Menschen.

Im ganz großen Bild kann man die Landwirtschaft als Bergbau bezeichnen (englisch: mining), also die Gewinnung von Bodenschätzen und Rohstoffen aus der oberen Erdkruste.
Dieser Vorgang führt im übrigen unweigerlich zum Verfall der Gesellschaft (historisch schon mehrfach vorgekommen).

Stefan Hügel klärt über Einzelaspekte und über das große Bild auf. Er empfiehlt kurzfristig die passende Nahrungsergänzung mit der längerfristigen Remineralisierung des Bodens und mit Selbstversorgung von remineralisierten Flächen zu kombinieren. Er will also nicht nur Nahrungsergänzung verkaufen (wie mancherlei Firmen), er beschreibt dies nur als günstiges Übergangslösung. Auch sind Mineralien für Stefan Hügel nicht alles, beispielsweise schreibt er auf Seite 38, daß eine starke Muskulatur vor Osteoporose schützt. Es geht also nicht darum nur das “richtige” zu konsumieren, sondern auch das richtige zu tun.

Mit Hilfe einzelner Zitate gebe ich nun einen Einblick ins Buch:

Dieses ganze System ist im Grunde genommen ein gigantischer Transport-Prozess, der auf riesigen Ackerflächen Mineralien aus dem Boden extrahiert, um sie schließlich in den Ozean zu leiten. Sollte Ihnen das ganze Prozedere absurd vorkommen, haben Sie es vermutlich richtig verstanden! (Seite 13)

Die empfohlene Zufuhr von 4,7 g [Kalium] pro Tag mag auf den ersten Blick sehr hoch erscheinen. Dennoch ist dieser Wert absolut gerechtfertigt. Wenn Sie ein langes, gesundes Leben führen möchten, dann müssen Sie unbedingt auf eine ausreichende Kaliumzufuhr achten. (Seite 27)

Das Mischen von Kaliumchlorid in Ihr Salz ist daher ein äußerst kluger Schachzug! Ich selbst mische es im Verhältnis 1:1 und auch wenn es ein bisschen anders schmeckt, mir fehlt der Geschmack von reinem Salz nicht im Geringsten! (Seite 33)

Der hohe Verzehr von Getreide und anderen Saaten begünstigt das Auftreten von Zinkmangel, da ihr hoher Phytinsäuregehalt die Aufnahme blockiert. (Seite 51)

Von den zwölf Spurenelementen, die untersucht wurden, zeigte Selen die höchste Korrelation mit der Lebenserwartung. Gebiete mit den höchsten Selen-Bodenkonzentrationen wiesen auch die höchste Dichte an Hundertjährigen auf. (Seite 81f.)

Ich selbst möchte nicht jeden Tag Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Vielmehr wünsche ich mir, daß unsere Nahrung uns wieder vollständig mit allen Nährstoffen versorgt, die wir brauchen. Daher baue ich meine Nahrungsmittel so gut es geht selbst an. Wenn es Ihnen möglich ist, möchte ich Sie sehr dazu einladen! Sie können dafür sorgen, dass Ihre Pflanzen alle benötigten Mineralien und Spurenelemente erhalten. (Seite 99)

Pflanzen sind sogar in der Lage ganze Bakterien zu verschlucken und zu verdauen. Dabei spreche ich nicht von fleischfressenden Pflanzen – alle Pflanzen tun das. Für Pflanzen ist es sogar viel einfacher, fertige organische Moleküle aufzunehmen, anstatt sie aus Luft, Waser und diversen Elementen selbst zu produzieren. (Seite 101f)

Dier üblichste Form von Kaliumdüngung ist Kaliumchlorid. Leider ist der hohe Chloridgehalt oft problematisch, denn jahrelange Anwendung kann das Bodenleben massiv schädigen. In den meisten Fällen wären Kaliumsulfat oder andere Verbindungen zu bevorzugen. (Seite 109)

Kalzium ist von besonderer Bedeutung, wenn es um die Krankheitsresistenz von Pflanzen geht. Die meisten Pflanzenpathogene scheinen Pflanzengewebe mit hohen Kalziumkonzentrationen nicht zu mögen. Früchte und Knollen mit sehr hohen Kalziumkonzentrationen sind länger lagerfähig, haben eine viel geringere Fäulnisrate und werden bei der Ernte oder beim Transport aufgrund der erhöhten Festigkeit weniger leicht beschädigt. Kalzium ist verantwortlich für starke Zellwände und auch für die Bildung von Kalziumoxalaten, die als Schutz vor Insektenfraß fungieren. […] Eine Pflanze mit Kalziummangel ist eine krankheitsanfällige Pflanze. (Seite 110)

Besonders vorteilhaft ist die Wirkung von Silizium als Blattdünger, der die Pflanzen auch unter Stressbedingungen hervorragend gedeihen lässt. Eine solche Anwendung sollte in der Pflanzenproduktion als Standard eingeführt werden. (Seite 114)

Unter allen handelsüblichen Flüssigdüngern, die Spurenelemente enthalten, habe ich aber noch keinen Dünger entdeckt, der zugesetztes Nickel enthält. […] Ich vermute dies liegt an der Tatsache, dass Nickel erst seit 1987 als essentiell für Pflanzen eingestuft ist, während die meisten Nährlösungsrezepte schon vorher entwickelt wurden. Es wirkt fast so, als sei die Pflanzenforschung in den 1980er Jahren stehengeblieben. (Seite 129)

Es gibt noch weitere erwähnenswerte Ansätze. Ein hochinteressanter Ansatz ist die Theorie der “Biologischen Transmutation” von Louis Kervan, die die Umwandlung von Elementen durch verschiedene lebendige Organismen beschreibt. […] Meines Erachtens sind hierbei zwei Aspekte von zentraler Bedeutung: Zum einen wird die heutige Wissenschaft in weiten Teilen ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Es scheint durchaus üblich zu sein, sich auf veraltete Modelle zu beziehen, statt sich an neue Erkenntnisse anzupassen. Zum anderen scheit die Hypothese, dass lediglich Kompost und Gesteinsmehl ausreichen, um Böden zu remineralisieren, eher realistisch. (Seite 142f)

Es könnte also möglich sein, das der Boden als Selbstversorger fungiert und alle nötigen Elemente eigenständig produziert, wenn wir die Menge und Vielfalt des Bodenlebens auf eine neue Ebene heben. Vielleicht sind solche Ideen unrealistisch, vielleicht auch utopisch. Aber es könnte sich auszahlen, mit offenem Geist neue Ideen zu durchdenken und zu überprüfen. (Seite 144)

Ich wertschätze an dem Buch MineralienWende auch die Darstellung wo Wissenschaft Fehler gemacht hat (z.B. Seite 67). Es werden im Buch auch Fachbegriffe erklärt (z.B. der Begriff “LD50”, Seite 73). Ganz besonders freue ich mich über eine Tabelle auf Seite 155. Dort ist eine Liste von 23 Mineralien aufgeführt (also weit mehr als die 3 NPK) mit Angaben welche Konzentration im Boden wünschenswert wäre. Solche “Soll-Angaben” hatte ich bei einer Bodenanalyse schon mal erhalten, aber eben nur für die bekanntesten Mineralien. Von Spurenmineralien, wie z.B. Molybdän hatte ich zwar per Analyse erfahren können, wie viel davon in meinem Boden ist, jedoch bekam ich keine Angabe, wie viel denn wünschenswert wäre. Endlich habe ich nun diese Tabelle!

Nun komme ich zu ein paar wenigen Negativpunkten im Buch, die verschmerzbar sind, und (hoffentlich) in einer Folgeauflage korrigiert werden:

– In der soeben genannten Tabelle auf Seite 155 fehlt unverständlicherweise das Element Germanium.
– Auf Seite 161 steht: “Mehrere Spurenelemente wie Selen, Silizium und Jod erhöhen nachweislich die Stresstoleranz von Pflanzen bei Trockenheit, Hitze oder Salzstress. Dies wird angesichts des Klimawandels immer wichtiger werden.” Diese Formulierung bedient das eingefahrene und unwissenschaftliche Leitbild der Medien, daß der (seit eh und je) laufende Klimawandel nur in Richtung Hitze und Trockenheit gehen könne, was zwar möglich, aber nicht sicher vorhersehbar ist. Passender wäre diese Formulierung: “Dies kann bei einer entsprechenden Wandlung des Klimas günstig sein.”
– Seite 63 oben sind die Einheiten µg und mg vertauscht
– Auf Seite 86 ist eine Tabelle mit Angaben zur empfohlenen täglichen Aufnahme. Dabei verwundern die Angaben zu Silizium, Molybdän, Chrom und Kobalt, weil die Konzentration in der Mineralienmischung für Menschen des Forschungsprojektes doppelt bis fünfmal so hoch sind wie in der Tabelle empfohlen.
– Auf Seite 103 steht in der Überschrift der Tabelle etwas von Schattierungen innerhalb der Tabelle, die ich nicht finden kann
– Auf 137 steht, daß die höchsten Erträge bei 25 mg/kg Zinn im Boden erzielt wurden. Bei der Tabelle auf Seite 155 steht im Widerspruch dazu als anzustrebender Wert: 0,01 mg/kg.,
– Auf Seite 148 wird empfohlen eine Kationenaustauschkapazität des Bodens ermitteln zu lassen ohne eine Angabe wo man dies machen lassen könnte.
– Auf Seite 154 sind in der Mitte der Seite die Worte “für die” doppelt.

Alles in Allem betrachte das Buch als sehr gut und empfehlenswert.

Am 10.10.2023 wird dieses MineralienWende-Buch zum ersten Mal in der Öffentlichkeit vom Autor und Fachreferenten vorgestellt.

Start wird sein um 19 Uhr. Anmeldung ab sofort unter: https://www.mineralienkreislauf.de/buch/

Das Buch ist ab dem 11.10.2023 in unserem OnlineShop erhältlich:
https://www.waldgartendorf.de/shop/artikel/die-mineralienwende/

3 Gedanken zu „Ein außergewöhnliches Buch: “Die MineralienWende” von Dr. Stefan Hügel“

  1. Wow, toll geschildert. Danke für den Kommentar. Kommt auch Lithium in dem Buch vor?

    ***
    Ja, selbstverständlich kommt Lithium vor. Es geht beim Wohlfühlen ja auch um Glücksempfinden, und das braucht Lithium
    Gruß
    Konstantin

  2. Sehr spannend das da mal die biologische Transmutation aufgegriffen wird… 🙂
    Wird das Thema in dem Buch nur kurz angerissen oder ausführlich behandelt?

    Ich denke, wenn Pflanzen das können, kann der Mensch (!) das erst recht… es bedarf wohl nur der passenden Umgebungsbedingungen, – wobei ich mal gesagt bekommen hab Trockenfasten wäre so eine Möglichkeit die biologische Transmutation anzustoßen und so die ideale Mineralienkomposition im Körper wiederherzustellen…

    Danke für die Vorabeinblicke in dieses Thema 🙂

  3. Kationen Austauschkapazität bekommt man bei Bodenanlysen nach Kinsey/Albrecht. In den USA gibt es die “Eco Farming” Bewegung, welche durch das Journal “Acres” verbreitet wird, wo solchen Ansätze verfolgt werden. Inzwischen gibt es auch Labore in Europa die vergleichbare Analysen anbieten.
    Mir bekannt Levende Jord in Dänemark, CEWE in Österreich. Wobei ich wegen Preis, als ich mal probierte Logan Labs in Ohio USA bevorzugte. Die 15€ Versand waren locker in der Differenz, zumal Düngeempfehlung für Landwirte eh nicht passen im Gemüsegarten.

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