Ist der hessische Ministerpräsident Boris Rhein lebensfeindlich, bösartig oder einfach nur fahrlässig?

Soeben las ich in der Online-Ausgabe der BILD folgendes:

„Ministerpräsident Boris Rhein (52, CDU) setzt auf Kernfusion. Dabei werden Atomkerne verschmolzen statt gespalten – die Energie ist gut fürs Klima“

Quelle: https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/millionen-fliessen-in-die-forschung-erstes-bundesland-will-zurueck-zur-kernenerg-86602238.bild.html

Ich weiß von der Forschung für Fusionsreaktoren seit Jahrzehnten.
Ich war sogar schon mal in so einer Baustelle drin.
Auch habe ich grundsätzliches Verständnis für physikalische Grundlagenforschung.
Und selbstverständlich interessiert mich eine Energieversorgung, die keinen störenden Einfluss auf das Klima hat.

Was mir jedoch schwer aufstößt ist die SCHWACHSINNS Formulierung „Die Energie ist gut fürs Klima“
Das ist ähnlich dumm wie die Überschrift eines Artikels der österreichischen Akademie der Wissenschaften: „Mit Kernfusion gegen die Klimakrise“
Hier der Link zum Artikel: https://www.oeaw.ac.at/news/mit-kernfusion-gegen-die-klimakrise

Nun betätige ich mich mal als die ultimative Spaßbremse aller Fusionsgläubigen:

Die Kernfusion, wenn sie denn in nennenswertem Maßstab funktionieren würde, ist systembedingt klimaschädlich!

Die Begründung ist so simpel, das kann jedes 5-jährige Kind verstehen (aber vielleicht nicht mehr jeder Studierte…):

  • Ein Fließgleichgewicht ist ein Vorgang in dem gleichviele Teilchen (oder Energie) in ein System einströmen und auch wieder ausströmen. (Beispiel: Eine halbvolle Badewanne, in die gleichviel Wasser einströmt wie abfließt, bleibt dauerhaft halbvoll).
  • Der Planet Erde befindet sich in einem thermischen Fließgleichgewicht, weil gleichviel Energie (in Form von Strahlung von der Sonne) einströmt wie wiederum in Form von Strahlung an den Weltraum abgegeben wird. Die Gewinne und Verluste gleichen sich aus, so dass sich eine durchschnittlich stabile Temperatur eingestellt hat (derzeit ca. + 15°C).
  • Die durchschnittliche Erdtemperatur steigt, wenn die Einstrahlung gleich bleibt und die Abstrahlung abnimmt (sogenannter Treibhauseffekt).
  • Die durchschnittliche Erdtemperatur steigt auch, wenn die Abstrahlung gleicht bleib, aber zusätzlich zur Einstrahlung der Sonne auch noch auf der Erde Wärme freigesetzt wird.
  • Zwar wird bei zusätzlicher Freisetzung von Wärme im Lauf der Zeit auch die Abstrahlung in den Weltraum größer, aber erst NACHDEM die durchschnittliche Erdtemperatur sich erhöht und auf einem höheren Wert eingependelt hat.
  • Ein Kraftwerk (z.B. Fusion), das mehr Energie freisetzt als hineingesteckt wird, erzeugt ein Übermaß an Energie (Das ist ja auch die erklärte Absicht).*
  • Alle Formen dieser Energie (Licht, Wärme, Bewegung) werden schlussendlich zu Wärme. (Das wird keiner abstreiten)
  • Und diese Wärme führt zwangsweise zur KlimaERWÄRMUNG!!!!!!!!!

Ist das so schwer zu verstehen?

Natürlich ist ein Forschungsreaktor, der 0,5 kWh einsetzt und 0,7 kWh freisetzt, keine Größe, die eine messbare Klimaerwärmung produziert (insbesondere nicht, wenn für dieses Experiment 140 kWh Energie aufgewendet wurden um es überhaupt zu machen – nachzulesen hier: https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/kernfusion-ein-unrealistischer-teurer-strahlender-traum/ )

Aber selbst der bezüglich Kernfusion kritische BUND kommt nicht auf die Idee, dass Fusionsreaktoren mit ihrer Wärmefreisetzung eine Erhöhung der Erdtemperatur verursachen.

Wie gesagt, ein einzelnes klitzekleines Experiment stört da nicht, aber Massen an Großreaktoren schon, insbesondere bei laufender Steigerung des Energiehungers der Menschen.

Siehe die Formulierung des Bundestages:

„ITER soll mit einem Fusionsplasma im 500-Megawatt-Bereich erstmals zehnmal mehr Energie liefern, als zur Aufheizung des Plasmas benötigt wird, und so die Machbarkeit der kontrollierten [gesteuerten] terrestrischen Energiegewinnung aus Fusionsprozessen demonstrieren. Das Fusionsfeuer soll im experimentellen Rahmen für acht Minuten aufrechterhalten werden. Dabei würden mit einem Energieeinsatz von 50 Megawatt 500 Megawatt Leistung erzielt.“

Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/710950/9e646e9903ac230c92b90192afde2646/WD-8-144-19-pdf-data.pdf
Seite 8, unteres Drittel.
Im Original steht das unpassende Wort „kontrollierten“. Richtig muss es „gesteuerten“ heißen. Diese Verwechslung geschieht oft bei Übersetzung vom Englischen ins Deutsche durch unkundige Übersetzer. Das englische Wort ‚to control‘ bedeutet nicht ‚kontrollieren‘ sondern ‚beherrschen‘ oder ’steuern‘.
IMMERHIN hat dieser eine Übersetzungsfehler Deutschlands fertigende Industrie Milliarden gekostet und die deutsche Automobilindustrie ihre Vorrangstellung. Und trotzdem machen die Übersetzer des Bundestages diesen Fehler immer noch!

Passend dazu noch ein Zitat aus dem oben angegebenen Artikel der österreichischen Akademie der Wissenschaften:
„ITER ist mit 20 Milliarden Euro ein relativ teures Projekt, […] Der Preis sollte mit der Massenproduktion von Fusionsreaktoren aber fallen.“

Ja eben: Massenproduktion…
Und der saudumme Vergleich mit der Sonne…
„Vereinfacht gesagt arbeiten Fusionskraftwerke nach dem Vorbild der Sonne…“

Und wenn dann die Masse der massenproduzierten Fusionsreaktoren munter Wärme in unbegrenzter Menge freisetzen, dann wird aus Mutter Erde eine sonnenähnlicher Stern … nur lebt es sich bei den Temperaturen nicht mehr…

Der ganze faule Zauber der Kernfusion in Bezug zum Klimawandel ist schlimmer als den Teufel mit dem Beelzebub zu vertreiben.

Und kommen wir mal zum Geld: ITER frisst schlappe 20.000.000.000 Euro (20 Milliarden) und das ist lange nicht die einzige Geldversenkstelle …
Ich schätze vorsichtig die Summe aller bisher weltweit verauslagten Forschungsgelder für Fusionskraftwerke auf über 100 Milliarden Euro.

Und diese Dinger KÖNNEN nicht klimaneutral sein…
Wie lebensfeindlich, bösartig, fahrlässig oder gar dumm muss man sein, um Fusionskraftwerke gut zu finden???

Ich brauche keine 15 Minuten, um diesen Umstand jemandem zu erklären. Gut, bei völlig durchstudierten Scheuklappen-Akademikern brauche ich vielleicht mehrere Ansätze und daher schließlich eine ganze Stunde.
Das heißt, ich kann innerhalb maximal einer Stunde jedem darlegen, daß 100 Milliarden Euro für die Katz ausgegeben wurden … Und wenn man davon ausgeht, daß mindestens noch einmal so viel in die Forschung gesteckt werden muss, bis die Dinger laufen und nachweislich das Klima so erwärmen, daß sie deshalb wieder abgeschaltet werden müssen, dann kann ich innerhalb einer Stunde diese Ausgabe von 100 Milliarden Euro als sinnlos beweisen.

Wenn ich für diesen „Verbesserungsvorschlag“ nur 10% Boni bekäme, wäre ich zufrieden. Mit 10 Milliarden Euro Stundenlohn wüsste ich einiges echt sinnvolles und WIRKLICH klimafreundliches anzustellen.

*****

*Fussnote: Das Gleiche gilt für alle Arten an Kraftwerken, die mehr Energie freisetzen als hineingesteckt wird, also auch für Kernspaltungs-Atomkraftwerke, für quantenmechanische Antriebe und selbstverständlich auch für sogenannte freie Energiemaschinen (wenn die überhaupt funktionieren sollten).

Schreibe einen Kommentar