“Sie sind kein Deutscher, sie sind so fröhlich!”

Heute hatte ich eine außergewöhnliche Begegnung. Ich war bei einer Änderungsschneiderei in einer nahe gelegenen Kleinstadt. Während des Gespräches mit dem (nicht deutsch aussehenden) Schneider sprach er mich an, daß ich doch sicher kein Deutscher wäre. Ich wunderte mich etwas und fragte nach, was er denn meinte. Er sagte, na, vielleicht Austria (also Österreich). Da sagte ich ihm, das es stimmt, meine Vorfahren stammen aus Österreich. Ich wunderte mich über diesen Treffer.

Was ich ihm jedoch nicht sagte, war, daß dieser Bezug lange, sehr lange zurück liegt. Mein Stammbaum wurde über zwei Linien (Vater, Vater, Vater, …- sowie Mutter, Mutter, Mutter, … ) mit Hilfe meiner beiden Onkels ergründet bis grob zurück in die Jahre 1650 bzw. 1800 und es fanden sich durchwegs deutsche Vorfahren (sofern eine Ortsangabe verfügbar war), jedoch die mündliche Überlieferung besagt, daß die Vaterline vor dem 30 jährigen Krieg (1618 bis 1648) aus Österreich stammt, bzw. meine seinerzeitigen Vorfahren im Verlauf des 30 jährigen Krieges wegen Glaubensgründen Österreich verlassen haben bzw. von dort vertrieben wurden.

Dann sprach der Schneider an, daß meine Frau (die draußen vor dem Schaufenster auf mich wartete) ja auch keine Deutsche sei. Ich wunderte mich erneut und bestätigte dies, denn ähnlich wie bei mir gab es auch bei ihr vor ein paar Jahrhunderten einen Vorfahren aus einem Nachbarland Deutschlands.

Noch nie wurde ich, bzw. wir, auf ähnliche Weise angesprochen.

Nach ein paar Stunden traf ich den Schneider wieder, denn meine Sachen waren fertig (Es waren nur kleine Reparaturen gewesen). Nach dem Bezahlen fragte ich ihn, wie er denn darauf gekommen sei, daß wir keine Deutsche seien, über das Aussehen oder über die Sprache? Er meinte, über das Aussehen. Dann lobte ich seine feine Wahrnehmung und fragte ihn ob er denn Deutscher wäre. Er verneinte und sagte, er sei Araber und freute sich offensichtlich darüber, daß ich mich nach ihm erkundigte. Ich fragte nach einer genaueren Angabe. Da sagte er, er sei Syrer, so wie sein Kollege, der weiter hinten im Zimmer gerade nähte. Dann verabschiedete ich mich freundlich und ging fröhlich raus.

In dem Moment kam der Schneider hinter mir her und sagte: Bemerken Sie, wie fröhlich Sie sind? Sie sind kein Deutscher!! Deutsche gehen so -und er zog eine überdeutliche, depressive Mine, daß einem fast traurig werden konnte!

Wir beide lachten und verabschiedeten uns.

Erstaunlich sage ich da nur.

Ich bin kernechter Deutscher seit vielen Generationen und kann dies auch über Vater- und Mutterline bis über mehr als 100 Jahre zurück beweisen. Auch habe ich Kopien von Geburtsurkunden, Hochzeitsurkunden und eben alles, was sich so finden lies in den Archiven.

Und NUR weil ich fröhlich bin, werde ich als Ausländer eingestuft?

Das ist doch krass.

Anscheinend zeigt es Wirkung, daß ich mich konsequent nicht beeindrucken lassen will von der Angstmacherei der Massenmedien sowie der Zuweisung von kollektiver Schuld (egal ob aus der Vergangenheit oder aktuell Klima…) und – sicher nicht zuletzt – bin ich Leser der Anastasia-Bücher. Und darin findet sich unter vielem anderen erfreulichem ein wunderschönes Gedicht, in dem die Aufforderung enthalten ist, glücklich zu sein:

https://www.konstantin-kirsch.de/2022/04/anastasia-nur-um-eines-bitte-ich-dich-mein-lieber-sohn-sei-gluecklich.html

Wir würde sich Deutschland, oder besser gesagt, die Stimmungslage der Deutschen ins Fröhliche wandeln, wenn alle die Anastasia-Bücher lesen würden?

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Siehe auch mein Beitrag von 2021 über eine Hopi-Botschaft:
https://www.konstantin-kirsch.de/2021/02/durch-freude-leistet-man-widerstand.html

1 Gedanke zu „“Sie sind kein Deutscher, sie sind so fröhlich!”“

  1. Für die Stimmungslage zum Beispiel jüdischer Deutscher würde sich die Stimmungslage jedenfalls nicht gerade verbessern.

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