Eine Nachricht des Präsidenten der Europäischen Berufsimker

Vor wenigen Tagen bekam ich das folgende Schreiben von Bernhard Heuvel, der seit vielen Jahren Berufsimker ist und als Präsident der europäischen Berufsimker sich um Dinge kümmert, von denen viele Menschen nie gehört hatten:

Sehr geehrte Kunden!

Nach einiger Zeit möchte ich wieder von mir hören lassen. In den letzten Monaten habe ich gegen die Situation auf dem europäischen Honigmarkt gekämpft: 50.000 Tonnen billiger und gefälschter Honig sind seit 2021 zusätzlich auf dem Markt. Dadurch können Berufsimker aus ganz Europa, von Rumänien nach Frankreich, von Schweden bis nach Italien keinen Honig mehr in großen Gebinden verkaufen.

Der lokale regionale Markt ist davon nur teils betroffen. Das heißt, bis zu 10 Tonnen Honig kann jeder Imker im eigenen Glas in seiner eigenen Region absetzen. Um von der Imkerei zu leben, ist ein gewisser Umsatz notwendig, und der liegt bei 20-40 Tonnen Honig im Jahr. 10 Tonnen sind da nicht ausreichend! 

Die Berufsimker in Europa haben seit einem oder zwei Jahren kein Einkommen mehr und leben von ihren Reserven. In Ungarn zum Beispiel haben bereits 75 % der Berufsimker ihre Betriebe für immer geschlossen. In ganz Europa sieht es nicht viel anders aus. Die Preise für Honig in großen Gebinden fallen dramatisch. Ein Kollege hat vor einigen Wochen 1,80 Euro pro Kilogramm deutschen Blütenhonig geboten bekommen – Abnahme erst im nächsten Frühjahr. Vielleicht…also ohne feste Zusage.

Als Präsident der Europäischen Berufsimker habe ich die Verantwortung, diesen Missstand auf dem Markt zu beenden. Die Berufsimker, deren Familien und deren Bienenvölker stehen auf dem Spiel. Berufsimker machen weniger als 1% aller Imker in Deutschland aus, doch halten sie 40 % aller Bienenvölker hierzulande. Große Imkereibedarfshändler wie zum Beispiel die Firma LEGA aus Italien oder auch Hersteller von Honigschleudern aus Slovenien sind insolvent, werden verkauft oder machen ganz zu.

 Unser Vorgehen vom Verband ist zurzeit wie folgt:

  1. Beschwerde bei der Europäischen Kommission: zusammen mit allen europäischen Berufsimker- und Imkerverbänden legen wir zurzeit Beschwerde bei der Kommission ein und wollen einen sofortigen Importstopp aus Asien bewirken. 
  2. Herkunftsländer bei Honigmischungen auf dem Etikett: Die Imker aus ganz Europa haben bereits bewirkt, daß auf den Honigmischungen nicht mehr „EU/Nicht-EU“ draufstehen wird, sondern alle Herkunftsländer in absteigender Reihenfolge. Zurzeit reden wir mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium darüber, daß die Prozentangaben der Anteile vollständig aufgeführt werden müssen – und nicht nur bei den wichtigsten. Es gibt gar keinen Grund, nicht alle Prozente aufzuführen, außer dem, vor dem Verbraucher etwas zu verstecken.
  3. Zusammen mit dem schwedischen Berufsimkerverband wurden uns 450.000 Euro an Förderungen genehmigt, die wir zur Einrichtung eines Rückverfolgbarkeitssystems benötigen. Zurzeit ist es so, daß zum Beispiel 5 Tonnen Honig gekauft wird, eine Rechnung ausgestellt wird. Diese Rechnung wird nun dazu genutzt, um 20 Tonnen Honig in jeweils 5 Tonnen-Chargen zu verkaufen. Meistens über Landesgrenzen hinweg. Das bedeutet: von Litauen nach Schweden, von Schweden nach Deutschland und von Deutschland nach Österreich. Weil es für die Behörden über die Landesgrenzen hinweg schwieriger ist, die Rechnung nachzuvollziehen. Das geht sogar soweit, daß Berufsimker Honig verkaufen, eine Rechnung wird ausgestellt – und der Honig wird nie abgeholt. Es geht nur um das Papier, um die Rechnung. Dagegen wollen wir ein System mit Blockchain-Technologie entwickeln, um den Rechnungsbetrug entgegen zu wirken, und um das Honigglas bis zur Honigzarge zurückverfolgen zu können.
  4. Es hat sich gezeigt, daß die Labore mehr oder weniger machtlos gegen die neuesten Fälschungen sind: sie sehen die Fälschung mit den gängigen Methoden wie LC/MS, HRMS, NMR und anderen Methoden nicht. Wir von den Berufsimkern haben den Verdacht, daß die Fälscher mit gentechnisch veränderten Bakterien in der Lage sind, Enzyme zu erzeugen, die aus billigsten Sirupen künstlichen Honig herstellen: mit dem exakt gleichen Zuckerprofil und in allen gewünschten Farben, Texturen und Geschmacksrichtungen. Vom Buchweizen-, Kastanien- bis zum Waldhonig lassen sich alle Honige mit Hilfe der Gentechnik erzeugen. Dem setzen wir zurzeit eine neu entwickelte Labormethode entgegen: dem DNA-Test. Damit können wir hoffentlich die Fälschungen entdecken. 
  5. Informieren der Öffentlichkeit: die Verbraucher und Konsumenten müssen genau erkennen lernen, daß deutsche Namen auf der Vorderseite des Etikettes nicht bedeuten, daß es sich zum deutsche Honige handelt. Außerdem muß der Verbraucher wissen, was es mit Honigmischungen auf sich hat, und daß in den Mischungen besonders gut gefälschte Honige versteckt werden können. Der Verbraucher muß verstehen, daß zwar Honig importiert werden kann – aber nicht die flächendeckende Bestäubung. Dazu haben wir mit einem Filmteam einen Dokumentationsfilm erstellt, der hoffentlich bald ausgestrahlt wird. Natürlich wird der Verbraucher skeptisch gegenüber Honig werden – berechtigterweise! Und natürlich müssen wir nachher eine Imagekampagne für unseren guten Honig machen. Für unseren Honig, für unsere Bienen und für unser altes Handwerk. Doch abwarten alleine hilft uns Berufsimkern nicht, da wir von unseren Bienen leben müssen.

Und so jagt für mich zurzeit ein Termin nach dem nächsten: vom Onlinemeeting mit dem Bundesministerium, bis zu Vorort-Terminen bei den wichtigsten Honighändlern, bei den verschiedenen Honiglaboren im In- und Ausland, vom Drehen des Dokumentationsfilms, vom Nehmen von Proben von Honigen aus den Supermärkten im In- und Ausland, von Gesprächen mit Berufsimkerverbänden in ganz Europa. Vor kurzem war ich in Estland und Finnland, um die Verbände dort zu unterstützen. Das bedeutet lange Autofahrten, lange Flüge und viel Vorbereitung.

Ich werde zu allen meinen Tätigkeiten im September ein Video veröffentlichen.

Sie als meine Kunden unterstützen meine Arbeit und helfen mit ihren Käufen meiner Produkte, daß ich meine Arbeit fortsetzen und meiner Verantwortung gegenüber den Familien der Berufsimker nachkommen kann.

Trotz der knappen Zeit – an den Bienen muß ich zwischenzeitlich auch noch arbeiten – versuche ich meine Beiträge weiter zu entwickeln. Außerdem habe ich einen neuen Onlineshop eingerichtet, der aber noch nicht perfekt und fertig ist. 

Das hat sich in der Zwischenzeit getan: 

Neuer Onlineshop unter https://bernhardheuvel.sellfy.store/ – das ist erstmal die Probeversion, die später dann auch unter www.zurfleissigenbiene.de laufen wird. Wenn ihr den Shop durch Anmeldung und vielleicht eine kleine Bestellung testen könnt, wäre ich euch sehr dankbar!

Beratung

Gerne angenommen wurde in letzter Zeit auch meine Individualberatung im Bereich Imkerei, aber auch Permakultur. Online oder auch vor Ort. Siehe: http://bernhard-heuvel.de/beratung.html 

Seminare, Webinare und Vorträge

Die Termine und Inhalte für die Seminare und Webinare für das zweite Halbjahr sind raus!

http://bernhard-heuvel.de/lecture.html oder https://www.zurfleissigenbiene.de/kurse-und-vortraege/kurse/ 

Präsenz-Seminare bei uns in Usseln: (mit gemütlichen Runden am Abend!)

Mittwoch 11.+ Do. 12. September 2024 Erfolgreich auf dem Markt verkaufen. Ich habe lange selbst auf Wochen-, Spezial- und Weihnachtsmärkten gestanden und reichlich Kniffe gesammelt, um erfolgreich Honig auf dem Markt zu verkaufen. Hier wird die Theorie besprochen und dann ein echter Markt bei uns vor der Haustüre veranstaltet, um das Erlernte direkt auszuprobieren. Praxisseminar. 

Mittwoch 13.+ Do. 14. November 2024 Wir haben in der Imkerei quasi die perfekten Kerzen hergestellt, was dazu führte, daß bei Märkten die Kerzen einen Drittel des Umsatzes ausmachten! Hier zeigen wir Ihnen praktisch, wie das geht und wie auch Sie die perfekten Bienenwachskerzen herstellen. Praxisseminar!

Webinare

25.8.2024 Chronisch gesund: als Imker gesund und munter bis ins hohe Alter – das Einstiegsseminar für den Club der 125-Jährigen: http://www.c125.de/ – bei dem es um das aberwitzige Vorhaben geht, gesund und steinalt zu werden. Und das nicht als Selbstzweck, sondern mit einer Mission. Seien Sie gespannt. Achtung: das Seminar wird voraussichtlich auf den 1. September 2024 umgelegt!

29.9.2024 Humus: alles rund ums Humus!

27.10.2024 Honig vermarkten auf dem Markt – dieses Mal als Onlineseminar. Ich versuche, Christoph Koch als der Marktexperte schlechthin zuzuschalten. 🙂

24.11.2024 Quattro-Volk: mit dem Quattrovolk alle Bienenprodukte ernten. In der Regel ist es nicht ratsam, mit einem Bienenvolk sowohl Pollen als auch Honig, Propolis, Gelée Royal und Königinnen zu produzieren. Aber die Kombination von vier Völkern auf einer Palette, die sich gegenseitig zuarbeiten – ermöglicht die Produktion der meisten Bienenprodukte mit einer Produktionseinheit: dem Quattrovolk. 

Autorentätigkeit

Zurzeit arbeite ich an drei neuen Büchern: das wichtigste Buch ist wohl das lang ersehnte Buch von Imker- und Gärtnermeister Bernhard Jaesch. Das wird ein Buch mit Bernhard und Bernhard, das ich hiermit schon mal ankündige. Wir arbeiten daran, daß es spätestens zu Weihnachten unter dem Baum liegt. Das zweite Buch ist ein Buch über Erwerbsimkerei und das dritte Buch behandelt das Thema Club der 125-Jährigen. Ich werde das Erscheinen der Bücher über diesen Newsletter ankündigen. 

Gern könnt ihr mein bisheriges Buch „Bienen im Kopf“ weiterempfehlen, damit es weiter Verbreitung findet. https://www.zurfleissigenbiene.de/kurse-und-vortraege/vortraege/buch-bienen-im-kopf.html oder im neuen Shop: http://bienenimkopf.de/ 

Ich bedanke mich nochmals für eure Treue, Unterstützung und für das gute Zureden. Ohne euch, hätte ich so manches gar nicht durchgestanden und geschafft! Und ich habe noch viel vor. Damit Europa wieder summt!

Freundliche Grüße

euer

Bernhard Heuvel

PS: Wir treffen uns einmal im Monat zu einer Sonntagsrunde. Siehe: https://www.zurfleissigenbiene.de/kurse-und-vortraege/vortraege/einzelticket-sonntagstreffen.html – ihr seid herzlich eingeladen.

Quelle: Rundbrief von Bernhard Heuvel vom 24.8.2024

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