Superadobe Haus in Québec, Kanada

Vor ein paar Tagen fand ich einen schönen Kurzfilm über ein Superadobe-Haus in Kanada.
Besonders interessant daran finde ich die Angaben zur Luftfeuchte im Haus sowie zu den geleisteten Arbeitsstunden.

Obwohl ich die Verwendung von Raschelröhren (Hyperadobe) den Earthbag-Schläuchen vorziehe, und deshalb auch diese Raschelröhren in unserem Webshop anbiete, so ist es mir auch ein Anliegen, Beispiele von Earthbag-Bauten zu zeigen.

Hier ist der Film (englisch / teils französisch mit englischen Untertiteln):

Incredible Dome Home Built with Earth Bags – Sustainable SuperAdobe House

Link: https://www.youtube.com/watch?v=_8IEuKECttM

Hier ist der Standort des Gebäudes vom Satellit aus zu sehen:
https://www.bing.com/maps/?cp=45.787098%7E-74.570364&lvl=19.5&style=h

Und hier ist die Webseite des Projektes:
http://www.eco-dome.ca/

Zuerst gebe ich die im Film genannten Angaben zur Arbeit wieder (ab min 3:40):

4 Monate, 4 Menschen, 6 Tage die Woche und 12-15 Stunden pro Arbeitstag!

Wenn ich all das multipliziere (4 Menschen x 4 Monate x 4 Wochen x 6 Tage x 13,5 Stunden) komme ich auf 5184 Arbeitsstunden!

Sicherlich werden die mithelfenden Freunde nicht als Angestellte mitgewirkt haben. Und die Bauherren selber rechnen ihre Stunden auch selten… Dennoch kann man den Mindestlohn in Kanada (17,4 Dollar) mit diesen Stunden multiplizieren und kommt dabei auf: 90.201 Ca-Dollar. Umgerechnet auf Euro sind das rund 60.000 Euro. Dazu kommen dazu noch Zusatzkosten für Betonfundament, Architekt, PP-Schläuche, Stacheldraht, Zement, Farbe, Installation, Fenster usw.

Leider konnte ich keine Aufstellung aller Kosten finden, ich schätze jedoch den Materialaufwand auf 40-90.000 Euro, also vermute ich eine Größenordnung von 100.000 bis 150.000 Euro für das Haus. (wohlgemerkt bei Berechnung der Arbeitsstunden, die bei Superadobe einer der größten Positionen ist.)

Mir geht es allerdings in keiner Weise darum, alles nur in Geld zu rechnen. Andererseits wäre es fahrlässig, den Aufwand gar nicht zu beziffern.

Man kann auch erkennen, wieviel Geld man sparen kann, wenn man die Arbeitsleistung selber macht und nicht zukaufen muss (ca. Drittel bis Hälfte).

Der andere Punkt ist die im Film angesprochene hohe Luftfeuchte (ab min 4:04):

Es wird im Film ausgeführt, daß diese Bauweise aus der Wüste Kaliforniens stamme, daß im weit kühleren Kanada der Zementputz Feuchte durchgelassen hätte, daß die Luftfeuchte im Gebäude sehr hoch war, so daß sie sich entschlossen hätten eine “Poly Membrane” außen aufzubringen. Was das genau bedeutet weiß ich nicht. Es dürfte ein wasserdichter Außenanstrich gemeint sein.

Das hätte die eindringende Feuchte gestoppt, aber die Luftfeuchte sei immer noch zu hoch gewesen. Im darauf folgenden Sommer hätten sie dann einen Ofen (Rocket Mass Heater) eingebaut und mit dessen Wärme konnten sie das Gebäude trocknen.

Soweit zu den Aussagen im Film.

Ich verstehe die Verwunderung der Bauherren über die hohe Luftfeuchte nicht. Viele Kubikmeter feuchter Mix aus Erde mit Zement wurden in fast dichte Gewebe-Schläuche gefüllt und dann von Außen und Innen verputzt. Da sind mit Sicherheit mehrere Badewannen voll Wasser in die Bausubstanz gekommen. Und wie soll dies wieder raus kommen?

Und insbesondere wie schnell soll dies aus den ziemlich dichten Säcken wieder raus kommen??? So ein Bau trocknet entweder über lange Zeit oder über hohe Wärme. In der Wüste Kaliforniens geht das eher schnell… Aber im kühlen Norden ist eine Wärmequelle Pflicht, um so ein Gebäude trocken zu bekommen!

Auch deshalb empfehle ich die großmaschigen Raschel-Röhren für solche Bauwerke, weil diese die Feuchte sehr schnell durch das Gewebe lassen und damit nicht nur die Trockenzeit nach dem Bau viel kürzer ist sondern auch die Pufferung der Luftfeuchte im Betrieb viel besser funktioniert.

Dennoch interessant finde ich diesen “Superadobe Bauwerk Anfängerkurs”:
https://earthbagstore.com/de/kurse/superadobe-baukurs-fur-anfanger/

Man sollte sich meiner Ansicht nach umfassend mit dieser Art und Weise an Erdbauten beschäftigen, bevor man ein eigenes Projekt startet.

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