Vorgestern war ich im regionalen toom-Baumarkt, wollte ein paar Dinge kaufen, wie seit mehreren Jahrzehnten übrigens.
Als ich raus gehen und bezahlen wollte, dachte ich, ich sehe nicht richtig: KEINE Kasse geöffnet!
Also keine, im üblichen Sinne. Es gab NUR vier, neu eingebaute, sogenannte ‚Selbstbedienungskassen‘.
Solch einen technokratischen Firlefanz kenne ich seit vielen Jahren bei IKEA, doch einerseits waren dort immer auch normale Kassen geöffnet und ich konnte immer sehen, daß diese ‚Selbstbedienungskassen‘ viel Aufmerksamkeit von Mitarbeitern brauchen. Seit ich das sah, zweifelte ich, ob das wirklich weniger Personal braucht. Insbesondere weil auch nach vielen Jahren immer noch viele Mitarbeiter nötig sind um alles zu kontrollieren.
Computerbild berichtet zu dem Thema übrigens, daß man in den USA und in Großbritannien die Nase voll hat von diesen Selbstbedienungskassen und sie wieder einpackt. Das ist jedoch etwas ungenau formuliert: Diese Geräte werden eher an die dummen deutschen Unternehmer verkauft, damit hierzulande die Unternehmer noch eine Zeit lang drauf zahlen sollen, während woanders schon längt erkannt wurde, daß diese teuren Anlagen mehr Kosten verursachen statt Geld zu sparen.
https://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Internet-Selbstbedienungskassen-Abbau-von-Self-Checkout-Systemen-37920525.html
Im toom blieb ich standhaft und bediente diese Maschine nicht. Vielmehr forderte ich laut: Kann bitte jemand eine Kasse öffnen?
Mir wurde gesagt, daß doch vier Kassen offen seinen. Ich ergänzte, daß ich an eine echte Kasse will.
Doch da regte sich nichts. Als eine der vier ‚Selbstbedienungskassen‘ frei war, schob ich meinen Einkaufswagen dort hin und fragte die dort stehende Angestellte, ob sie denn eine Kasse hätte. Sie zeigte auf den Automat und bot mir an zu erklären, wie man das bedient. Ich verweigerte die Bedienung der Maschine und forderte die Mitarbeiterin auf, doch diese Maschine für mich zu bedienen. Sie sagte, daß sie das nicht dürfe und ich sagte, daß ich das nicht machen würde. Sie tat es dann doch, sprach aber, daß sie Vorschriften hat, die vorgeben, daß sie das nicht dürfe.
Als alles durch die Verkäuferin gescannt war fragte sie mich, wie ich bezahlen wollte. Ich habe natürlich Bargeld gewählt. Sie forderte mich auf, das Bargeld in den Automaten zu stecken. Dies verweigerte ich und reichte es ihr. Sie lehnte ab das Geld anzunehmen, wegen ihren Vorschriften… Da legte ich das Bargeld auf die Maschine und sagt, dort ist das Geld. Da nahm sie es und steckte es in die Maschine. Daraufhin kam Wechselgeld aus dem Gerät, bzw. es fiel in eine Schale. Sie meinte, ich könne dort mein Wechselgeld nehmen und ich streckte meine offene Hand ihr entgegen und forderte laut, daß ich mein Wechselgeld wollte. Da nahm sie es aus der Maschine und gab es mir, inkl. den Bon.
Dann sagte ich laut, daß es in Deutschland vor 80 Jahren mal eine Zeit gab, in der es „Vorschriften“ gab und Leute, die sich an die Vorschriften gehalten hatten, so gab es auch die Vorschrift Juden zu vergasen, und es gab welche, die dies getan hatten, nur weil es „Vorschriften“ dazu gab und ich weigere mich so einen faschistischen Scheiß mitzumachen. Dann forderte ich alle Angestellten auf, nach oben, ganz nach oben sich zu beschweren wegen diesen Kassen.
Da meinten diese, das könne ich auch selber tun.
Nun, statt das zu tun schreibe ich lieber im Blog dazu.
Dann sagte ich noch laut, daß solche Kassen, ein Grund sind hier nicht mehr einzukaufen!!
Beim nach draußen gehen kam im übrigen ein Kunde auf mich zu, der mich bestätigte und sagte, daß er bei solchen Kassen hier nicht mehr einkaufen würde.
Im Internet finden sich dazu passende Kommentare:
„Yo, war letztens in einem Toom Baumarkt. Es gab nur Selbstbedienungskassen. Dann bin ich halt in den Baumarkt nebenan gegangen. Billiger war er auch noch.“
Quelle: https://www.facebook.com/toom/posts/das-schlafgemach-ist-vorbereitet-was-ist-eure-inspo-f%C3%BCr-diesen-sommer-schaut-doc/830716112419357/
Ich stehe genau genommen auf der Seite der Angestellten, denn denen werden aktuell Vorschriften gemacht, sich so zu verhalten (Kunden an den Kassen ausbilden), so daß ihre eigenen Arbeitsplätze abgeschafft werden können. Das wird zwar nicht direkt funktionieren, weil diese Kassen mehr Personal brauchen, aber längerfristig sind sie den Job los, sobald die Firma pleite geht.
Diese ‚Selbstbedienungskassen‘ drehen übrigens die Schuldfrage und die Haftung um: Wenn man aus Versehen etwas falsch scannt, falsch tippt, falsch bedient, und einer der herum springenden Kunden-werden-kontrolliert-Kontrolleure erkennt den Fehler, dann steht man gleich im Verdacht das absichtlich getan und damit Betrug oder Diebstahl begangen zu haben.
Bei den normalen Kassen hingegen, hat man nur die Verantwortung das ausgewählte Gut zu zeigen (also nicht in Taschen versteckt zu haben) und die Kassiererin scannt und tippt alles zusammen, kann Fehler machen, oder alles richtig, der Kunde kontrolliert die Verkäuferin und bezahlt dann.
Im übrigen kann ich in „sauberen“ Geschäften, beispielsweise Apotheken, solche Kassen eher noch verstehen. Wobei auch dort die echte Beratung sehr wichtig, eher noch wichtiger ist. Aber gerade bei einem Baumarkt, in dem es IMMER dreckig zugeht, weil es um Baustoffe geht, um Pflanzen, lose Erde, staubige Gebinde mit Zement und Kalk, Graphitpulver, Lackdosen, Sprühdosen usw. da passt solch eine Hightech-Gerätschaft ganz und gar nicht. Man muss nur den Fußboden neben dem Lackregal anschauen, oder das alte Förderband an den normalen Kassen, da sieht man wie viel Dreck im Baumarkt üblich ist.
Wenn ich wetten würde, dann würde ich wetten, daß diese Kassen im Baumarkt schnell wieder verschwinden, oder laufend kaputt sind. Doch was dann? Sobald die Deutschen diesen Mist nicht mehr wollen, gibt es dann ein noch deppertes Land, dem man diese Geräte als „schick“ andrehen kann? Ich bezweifle es arg. Dann bleiben diese Dinger vielleicht noch als museales Relikt einer technik-vernarrten Epoche übrig…
Als zugedröhnter Vollossi weis ich natürlich, das der nächste Toombaumarkt in der Nähe von Sontra in Kassel Druseltal- Kohlenstrasse ist, hinter dem McDonalds liegt.
Toom war wie Obi schon immer etwas teurer, aber ich habe das anno 2006 unterstützt oder wenn man so sagen möchte, geduldet, weil rewe (=toom) fairer mit den angestellten und zulieferern umgegangen zu sein scheint, so meine damalige wahrnehmung. siehe hash #edeka werbung.
musst du nicht veröffentlichen
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Hallo Markus,
ich veröffentliche es dennoch, denn ich bin nicht nach Kassel gefahren sondern zum toom in Bebra
Viele Grüße
Konstantin