CERN: Hunderte russische Wissenschaftler sollen gehen. Aber was ist mit den hunderten Tonnen an russischem Messing? Bleibt das im Westen oder muss das auch zurück nach Russland?

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Nähe von Genf (süd-westliches Ende der Schweiz) der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger LHC der Welt gebaut. (Die sogenannt einfachen Bürger haben davon vielleicht noch nichts gehört oder gelesen, wenngleich sie es über Steuergelder finanziert haben.)

An Planung und Bau waren über 10.000 Wissenschaftler und Techniker aus über 100 Ländern beteiligt, es kooperierten hunderte Universitätslehrstühle und Forschungsinstitute. Die maßgebliche Komponente ist ein Synchrotron in einem 26,7 Kilometer langen unterirdischen Ringtunnel, in dem Protonen oder Blei-Kerne gegenläufig auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht werden.

Quelle: Wikipedia

Interessanterweise liegt ca. 3/4 des 26,7 km langen Ringtunnels auf (bzw. unter) französischem und nur ca. 1/4 auf (bzw. unter) Schweizer Territorium. Es ist wahrlich ein internationales Projekt.

Das Teilchenphysik-Labor CERN war nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden, um Nationen für friedliche Forschung zusammenzubringen. 1955 begann das Institut, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten.

Ich bezweifle dennoch, daß wissenschaftliche Grundlagenforschung immer und nur für friedliche Zwecke genutzt wird. Meinem Kenntnisstand nach ist es nämlich so, daß gerade das Militär hochgradiges Interesse an neuen Erkenntnissen hat, denn wer weiß für welche neuen Waffen man diese gebrauchen kann… Dennoch ist eine Kooperation von 10.000 Wissenschaftlern und Technikern aus 100 Ländern eine internationale Kooperation, die alleine wegen dieser Kooperation über Ländergrenzen hinweg, einen friedlichen Beitrag leisten kann.

Mit der Eskalation in der Ukraine hat sich das Interesse von CERN wohl offensichtlich geändert:

Die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf beendet auf den 1. Dezember ein Abkommen mit Moskau. Per 30. November droht Hunderten von russischen Wissenschaftlern die Ausweisung aus der Schweiz.

Quelle: https://www.blick.ch/schweiz/spannungen-unter-cern-forschern-die-schweiz-weist-hunderte-russische-wissenschaftler-aus-id20157779.html

Aus einer anderen Quelle lesen wir:

Tatsächlich handelt es sich um einen beispiellosen Entscheid. In der Vergangenheit hatte das CERN beispielsweise Jugoslawien (Serbien und Montenegro) sanktioniert, indem es die Zusammenarbeit während des Bosnienkriegs 1992 aussetzte.

Doch vor dem jüngsten Beschluss, die Kooperation mit Russland und Weissrussland nicht zu verlängern, hatte das Kernforschungszentrum nie Länder von der internationalen wissenschaftlichen Forschung ausgeschlossen.

Die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen dem CERN und Russland bestehen seit fast sechzig Jahren.

Die Organisation mit Sitz an der französisch-schweizerischen Grenze in der Nähe von Genf unterzeichnete in den 1960er-Jahren ‒ auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges ‒ die ersten Vereinbarungen mit russischen Labors.

Im Jahr 1991 erhielt die Russische Föderation Beobachterstatus am CERN. Seitdem leistet Russland sowohl finanziell als auch wissenschaftlich einen wichtigen Beitrag zu den Experimenten des Kernforschungsinstituts.

Zu den Konsequenzen dieses Entscheids gehört ein Einnahmenverlust von mehr als 2 Millionen Franken pro Jahr.

Einen Beitrag in dieser Grössenordnung hat Russland nach Angaben des CERN bis 2022 und zum Teil auch 2023 an das CERN bezahlt. Mit diesem Kapital hat Russland den Bau des Teilchenbeschleunigers Large Hadron Collider (LHC) des CERN mitfinanziert.

[…]

«Das CERN wurde gegründet, um Wissenschaft zu betreiben sowie den interkulturellen Dialog und den Frieden zu fördern; es gab keinen politischen Druck», sagt er [ehemaliger CERN-Mitarbeiter Maurizio Bona]. «Aber im Jahr 2022 hatte die Politik plötzlich Vorrang vor den Interessen und Prinzipien der Wissenschaft.»

[…]

Der russische Physiker Andrei Rostovtsev, Mitglied von Science4Peace und ehemaliger CERN-Mitarbeiter, gehört zur Gruppe von Wissenschaftlern, die glauben, dass die Entscheidung rein politisch war. «Der wissenschaftliche Fortschritt wurde der Politik unterworfen», sagt er.

[…]

Rostovtsev argumentiert, dass es wohl relativ einfach war, Russland aus dem CERN auszuschliessen, da es bereits seinen Beitrag zum Bau des Teilchenbeschleunigers und der Detektoren geleistet hatte.

Quelle: https://www.swissinfo.ch/ger/wissenschaft/cern-der-ausschluss-russlands-hilft-putin/77552011

In den letztgenannten Link von Swissinfo findet sich dieses Bild:

Untertitel: „Seit 2002 wurden Tausende von Messinghülsen aus russischen Militärdepots eingeschmolzen, um sie im CMS, einem der Detektoren des LHC-Teilchenbeschleunigers des CERN, zu verwenden.“

Und damit findet man auch einen bedeutenden Teil des russischen Beitrags, der geleistet wurde – und nun können die Russen gehen – und das Messing da lassen. …

Sofort denke ich an den (veralteten) Spruch:

„Der Mohr hat seine Arbeit getan der Mohr kann gehen“

Siehe dazu: https://en.wiktionary.org/wiki/der_Mohr_hat_seine_Schuldigkeit_getan,_der_Mohr_kann_gehen

Was hat es nun mit dem russischen Messing auf sich?

Details dazu erfährt man von einem Text des CERN vom 23. November 2011, im Webarchiv gespeichert im Jahr 2013, und aktuell auf der CERN Webseite nicht mehr zu finden! Ich zitiere hier den kompletten, übersetzten Text, manche Teile davon durch mich in fetter Schrift hervorgehoben:

Verwendung von Granaten der russischen Marine

Für den Bau der Endkappe HCAL (HE) waren die Gruppen aus Russland und Dubna (RDMS) verantwortlich. Die Endkappen bestehen aus 17 Schichten dichter Absorberplatten, die die Energie von Quarks und Myonen aus Kollisionen aufnehmen und zusammen mit Szintillatorplatten aus Kunststoff die Energie der Teilchen messen.

Da die Platten so groß und schwer sind, wussten die Teams, dass sie während des Experiments stark beansprucht werden würden. Um ihre Position relativ zum Strahlrohr 15 Jahre lang beizubehalten, durften sie sich jedoch nicht verbiegen. Als Material für die Platten wurde schließlich Messing in 50 mm dicken Schichten gewählt.

Es wurde jedoch Messing von so hoher Qualität benötigt, dass es praktisch unmöglich war, es zu finden. Und Messing ist ein teures Material – etwa doppelt so teuer wie Aluminium und 1,5-mal so teuer wie Stahl. Als die russischen Ingenieure die Frage diskutierten, erinnerte man sich an eine Studie über die Eigenschaften von Messing für militärische Artilleriezwecke, die vielversprechend klang.

In den russischen Militärlagern befanden sich Tausende von Messinggeschossen, die diese strengen Anforderungen erfüllen würden – alle 50 Jahre alt, von der Marine hergestellt und so konzipiert, dass sie den hohen inneren Belastungen und der Lagerung auf See an Bord eines Marineschiffes aus den 1940er Jahren standhalten. Die Schalen könnten für die Verwendung im HCAL eingeschmolzen werden.

Die erste Hürde bestand darin, die Erlaubnis des Befehlshabers der Marine zu erhalten, was nie einfach war, aber dieser stimmte schnell zu. Fünfzehn Marinearsenale begannen mit dem Recycling ihrer Granaten, von denen viele von den Kriegsschiffen in Murmansk ausgeladen wurden, um ihr neues wissenschaftliches Leben als Absorberplatten im CMS zu beginnen.

Zunächst wurden die Granaten in eine Anlage im Norden Russlands geschickt, um ihren explosiven Inhalt zu entschärfen. Anschließend wurden die Patronenhülsen bei JSC Krasnyj Wyborzhets in St. Petersburg gelagert, bevor sie eingeschmolzen und zu Platten gewalzt wurden – ein schwieriger Prozess, da das Messing bereits halb verarbeitet war.

Mehr als eine Million Messinggehäuse aus dem Zweiten Weltkrieg wurden eingeschmolzen, um die Detektorteile herzustellen. Aber selbst diese Menge reichte nicht aus, um die 600 Tonnen Messing für die Endkappen herzustellen, und so erklärten sich die USA bereit, weitere 1 Million Dollar in Form von Kupfer (Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink) zur Verfügung zu stellen, um die Endkappen fertigzustellen. Als Beispiel für die internationale Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen, das durch diese Arbeit gefördert wurde, wurde sogar dieses Geschäft auf einer freundschaftlichen „Handschlag“-Basis vereinbart.

In Minsk, Weißrussland, wurde das Messing zu Absorberplatten bearbeitet und schließlich zu Teilen der Endkappen vormontiert, die jeweils 300 Tonnen wiegen, bevor sie zum CERN geschickt wurden. Das Dollezhal Research and Development Institute of Power Engineering (NIKIET) koordinierte die Bemühungen der Nordmarine und der beteiligten Unternehmen und führte 1400 Tests durch, um sicherzustellen, dass das Material von hoher Qualität und für den Bau der Endkappen-HCALs geeignet war.

Die Schalen und das zusätzliche Kupfer wurden zu insgesamt 1296 Messingteilen, die 2002 und 2003 an das CERN geliefert und seitdem im CMS installiert und getestet wurden.

Dieses Projekt war Teil eines internationalen Abkommens zur Umwandlung der russischen Militärindustrie in friedliche Technologie. Die Wiederverwertung der Bestände an Schiffsartillerie in Materialien für die Grundlagenforschung hatte ebenfalls Symbolcharakter: Anstatt zur Zerstörung eingesetzt zu werden, konnten die Waffen der Menschheit durch ihren Beitrag zu mehr Wissen und Technologie aktiv zugute kommen.

Quelle: http://web.archive.org/web/20131125021056/http://cms.web.cern.ch/news/using-russian-navy-shells

Was passiert nun mit den hunderten Tonnen an hoch qualitativem Messing?
Werden die jetzt aus dem LHC wieder ausgebaut und nach Russland geschickt??

Oder wird der „Werte-Westen“ diese Sach-Werte bei sich behalten und nur „die Mohren nach Sibirien“ schicken?

Im übrigen hat der „Werte-Westen“ auch Interesse an den Bodenschätzen-Sach-Werten in der Ost-Ukraine.
Im Donbas befindet sich das größte Vorkommen von Lithium in Europa, … und das braucht es für Batterien von E-Autos… sollte der Donbass auf Dauer an Russland gehen, dann kann dort vielleicht China Lithium für ihre E-Autos abbauen, aber der „Werte-Westen“ hat dann womöglich keinen Zugriff mehr darauf… und kann die Vision von E-Autos in die Tonne treten…
Siehe: https://www.technik-einkauf.de/rohstoffe/european-lithium-kauft-lagerstaetten-in-der-ukraine-615.html

Im übrigen sehe ich in dem Begriff „Werte-Westen“ als egomanische überhebliche politische Propaganda, die suggerieren soll, daß der Westen (z.B. USA und EU) Werte, und der Osten (z.B. Russland und China) keine Werte hätte, also unwert sei, unwertes Leben quasi…

Der Begriff „Werte-Westen“ ähnelt daher frappierend dem aktuellen linken Propagandabegriff „Unsere Demokratie“, zu dem ich Anfang des Jahres schon etwas mehr geschrieben hatte:
https://www.konstantin-kirsch.de/2024/01/was-verstehen-linke-unter-unsere-demokratie.html

Sicherlich gehört zum „Werte-Westen“ die Werte der freiheitlich-demokratischen-Grundordnung.
Das mag für Deutschland und andere Länder in der EU gelten (oder gegolten haben – die EU ist nicht überall demokratisch…).
Aber auch in Deutschland muss man für die Grundrechte vors Gericht ziehen…
https://www.konstantin-kirsch.de/category/rechtswesen

Aber was ist beispielsweise mit den USA? Die gelten formal nur als „unvollständige Demokratie“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_System_der_Vereinigten_Staaten

Zum „Werte-Westen“ gehören aber auch ganz andere „Werte“, beispielsweise vielfältig-blutrot-bunte Straßen:
https://www.konstantin-kirsch.de/2024/08/an-vielfaeltig-blutrot-bunte-strassen-sollen-wir-uns-gewoehnen-aber-friedliebenden-gaertnern-werden-waffen-verboten.html

und wohl auch staatlich bezahlte Satanisten im Kampf gegen Paradiesgärtner:
https://www.konstantin-kirsch.de/2020/12/staatlich-bezahlte-satanisten-im-kampf-gegen-paradiesgaertner.html

dann gehört dazu noch die Vermurksung der Sprache (Gendern genannt), die Frühsexualisierung von Kindern, das Fördern von Geschlechtsumwandlung (auch bei Kindern), die Förderung von Kinderlosigkeit, die Missachtung des Rechtsstaates durch Amtsträger, die Verfolgung von denen, die wagen zu sagen „ich bin gerne ein Deutscher“ oder die Verleumdung von Meinungsabweichlern der grün-braun-pseudobunten Gleichschaltung und vieles mehr.

Und nun besitzt der russische Putin die Frechheit sein Reich und seine Werte als höherwertig darzustellen als den „Werte-Westen“ und erleichtert es jenen, die traditionell russische Werte wie heterosexuelle Paare, Familie mit Kindern, Religion, Volkstanz usw. gut heißen, nach Russland auszuwandern.

Sogar der Focus schreibt dazu:

„Putin will Russland zum Zufluchtsort für Gegner „satanischer“ westlicher Werte machen.“

Quelle: https://www.focus.de/politik/neues-einwanderungs-dekret-putin-will-russland-zum-zufluchtsort-fuer-gegner-satanischer-westlicher-werte-machen_id_260238152.html

Bei Telegram las ich vielfach davon, doch niemand gab die Originalquelle der Regierung an. Ich suchte ein paar Stunden und wurde schließlich fündig:

http://publication.pravo.gov.ru/document/0001202408190001?index=1

Hier die Übersetzung des Textes:

DEKRET DES PRÄSIDENTEN DER RUSSISCHEN FÖDERATION
Über die Gewährung humanitärer Unterstützung für Personen, die traditionelle russische spirituell-moralische Werte teilen

Um die grundlegenden Rechte und Freiheiten des Menschen zu schützen und Personen zu unterstützen, die sich frei für eine spirituelle, kulturelle und rechtliche Verbindung mit der Russischen Föderation entschieden haben, und in Übereinstimmung mit Artikel 24 Absatz 1 des Föderalen Gesetzes vom 15. August 1996 Nr. 114-FZ „Über die Ausreise aus der Russischen Föderation und die Einreise in die Russische Föderation“ sowie Artikel 3 Absatz 2 des Föderalen Gesetzes vom 25. Juli 2002 Nr. 115-FZ „Über den Rechtsstatus ausländischer Bürger in der Russischen Föderation“, bestimme ich:

  1. Personen, die sich entschlossen haben, aus ihrem Heimatland oder ihrem ständigen Wohnsitz aus politischen Gründen, die auf die Ablehnung der dort verfolgten Politik zurückzuführen sind – insbesondere der Politik, die destruktive neoliberale ideologische Prinzipien aufdrängt und den traditionellen russischen spirituell-moralischen Werten widerspricht, wie sie in den Grundlagen der staatlichen Politik zum Erhalt und zur Stärkung der traditionellen russischen spirituell-moralischen Werte festgelegt sind –, dürfen einen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung ohne Berücksichtigung der von der Regierung der Russischen Föderation festgelegten Quote und ohne Nachweis über Russischkenntnisse, Kenntnisse der russischen Geschichte oder der russischen Rechtsordnung stellen.
  2. Es wird festgelegt, dass:
    a) Eine Liste der Staaten, die eine Politik verfolgen, welche destruktive neoliberale ideologische Prinzipien aufdrängt und den traditionellen russischen spirituell-moralischen Werten widerspricht, von der Regierung der Russischen Föderation auf Vorschlag des Außenministeriums der Russischen Föderation genehmigt wird.
    b) Ein Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung unter den in Punkt 1 dieses Dekrets genannten Gründen wird nach dem Verfahren gestellt, das in den Artikeln 6 und 61 des Föderalen Gesetzes vom 25. Juli 2002 Nr. 115-FZ „Über den Rechtsstatus ausländischer Bürger in der Russischen Föderation“ festgelegt ist.
    c) Eine Entscheidung über die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung gemäß diesem Dekret wird unter der Bedingung getroffen, dass keine Ablehnungsgründe gemäß Artikel 7 des Föderalen Gesetzes vom 25. Juli 2002 Nr. 115-FZ „Über den Rechtsstatus ausländischer Bürger in der Russischen Föderation“ vorliegen.
  3. Die Regierung der Russischen Föderation hat innerhalb eines Monats:
    a) Maßnahmen zur Umsetzung dieses Dekrets sicherzustellen;
    b) ihre Rechtsakte an dieses Dekret anzupassen.
  4. Das Außenministerium der Russischen Föderation hat die Ausgabe einmaliger privater Visa mit einer Gültigkeit von drei Monaten auf der Grundlage der Entscheidung des Leiters der diplomatischen Vertretung oder des Konsulats der Russischen Föderation zu gewährleisten. Diese Entscheidung kann in Ausnahmefällen auf schriftlichen Antrag des ausländischen Bürgers oder Staatenlosen getroffen werden, in dem die Gründe gemäß Punkt 1 dieses Dekrets angegeben sind.
  5. Das Außenministerium der Russischen Föderation und das Innenministerium der Russischen Föderation haben Maßnahmen zur Umsetzung dieses Dekrets zu ergreifen.
  6. Dieses Dekret tritt ab dem Tag seiner Unterzeichnung in Kraft, mit Ausnahme der Punkte 1, 2, 4 und 5, die ab dem 1. September 2024 in Kraft treten.

Moskau, Kreml
19. August 2024 Nr. 702
W. Putin

In diesem Dekret lese ich, daß es sich nur um eine maximale Dauer von drei Monaten halten soll. Diese Zeitspanne sehe ich eher als eine längere Reise, denn als Auswandern. Was soll denn dann mit denen passieren, die aus einem destruktiv neoliberal geprägten Land geflohen sind, sobald diese 3 Monate abgelaufen sind? Ok, man könnte dort heiraten, aber was ist, wenn man schon verheiratet ist? Oder entspricht es überhaupt den spirituell-moralischen Werten Russlands, zu heiraten um im Land bleiben zu können???

Ich will übrigens hier in der Mitte Deutschlands bleiben.
Insbesondere mit meinen spirituell-moralischen Werten eines Permakultur-Gärtners, kann ich auch hier leben.
Und außerdem glaube ich daran, daß es hierzulande wieder besser werden wird, gerade weil ich und andere Menschen eben NICHT auswandern sondern hier ihren Beitrag für eine Besserung geben.

Vor wenigen Tagen kam nun die Länderliste heraus, für die diese erleichterten Einreisebedingungen nach Russland gelten:

http://publication.pravo.gov.ru/document/0001202409200036?index=1

Hier die Übersetzung des Textes:

REGIERUNG DER RUSSISCHEN FÖDERATION

VERFÜGUNG
vom 17. September 2024 Nr. 2560-r
Moskau

  1. Gemäß Punkt 2 des Dekrets des Präsidenten der Russischen Föderation vom 19. August 2024 Nr. 702 „Über die humanitäre Unterstützung für Personen, die die traditionellen russischen spirituell-moralischen Werte teilen“, wird die beigefügte Liste von ausländischen Staaten und Territorien, die eine Politik verfolgen, welche destruktive neoliberale ideologische Prinzipien aufdrängt und den traditionellen russischen spirituell-moralischen Werten widerspricht, genehmigt.
  2. Diese Verfügung tritt mit dem Tag ihrer offiziellen Veröffentlichung in Kraft.

Vorsitzender der Regierung der Russischen Föderation
M. Mischustin

(Dokument wurde mit elektronischer Signatur unterzeichnet.)


Genehmigt durch die Verfügung der Regierung der Russischen Föderation
vom 17. September 2024 Nr. 2560-r

LISTE
ausländischer Staaten und Territorien, die eine Politik verfolgen, welche destruktive neoliberale ideologische Prinzipien aufdrängt und den traditionellen russischen spirituell-moralischen Werten widerspricht:

  • Australien
  • Österreich
  • Albanien
  • Andorra
  • Bahamas
  • Belgien
  • Bulgarien
  • Großbritannien (einschließlich Kronbesitzungen der britischen Krone und britische Überseegebiete)
  • Deutschland
  • Griechenland
  • Dänemark
  • Irland
  • Island
  • Spanien
  • Italien
  • Kanada
  • Zypern
  • Lettland
  • Litauen
  • Liechtenstein
  • Luxemburg
  • Malta
  • Mikronesien
  • Monaco
  • Niederlande
  • Neuseeland
  • Norwegen
  • Polen
  • Portugal
  • Republik Korea
  • Rumänien
  • San Marino
  • Nordmazedonien
  • Singapur
  • Slowenien
  • Vereinigte Staaten von Amerika
  • Taiwan (China)
  • Ukraine
  • Finnland
  • Frankreich
  • Kroatien
  • Montenegro
  • Tschechien
  • Schweiz
  • Schweden
  • Estland
  • Japan

Nicht alle europäischen Länder sind in der Liste enthalten. Hier sind die europäischen Länder genannt, die nicht auf der Liste stehen:

  • Belarus
  • Bosnien und Herzegowina
  • Kosovo
  • Moldawien
  • Russland (selbstverständlich, da es das ausstellende Land ist)
  • Serbien
  • Slowakei
  • Ungarn
  • Vatikanstadt

Damit sind einige Länder Europas, insbesondere in Osteuropa und auf dem Balkan, nicht auf der Liste vertreten.

Ich wiederhole: Ich wandere nicht aus und rate auch davon ab. Ich finde, daß gerade Deutsche, die liebevoll spirituell-moralische Werte in sich tragen, die bereit und geübt sind auf ihr Herz zu hören, hier im Lande bleiben mögen anstatt in die Ferne zu gehen.

3 Gedanken zu „CERN: Hunderte russische Wissenschaftler sollen gehen. Aber was ist mit den hunderten Tonnen an russischem Messing? Bleibt das im Westen oder muss das auch zurück nach Russland?“

  1. Lieber Konstantin,
    Aus Sibirien schreibt dir Felix:
    Ich freue mich, dass du hier das Thema des neuen Dekretes von Putin eingebracht hast, welches die Einwanderung nach Russland für uns Deutsche erheblich erleichtert! Für mich war es ohne dieses Dekret über ein Jahr lang nicht möglich hier eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, obwohl ich mich wirklich sehr bemüht habe und dieses neue Dekret macht es möglich!
    Ich wohne seit Februar im Weltfriedenspol ganz im Süden Zentralsibiriens. Und meine russische Anwältin in Moskau hat mir bestätigt, dass dieses Dekret Gesetzeskraft hat und ich auf dieser Grundlage ab sofort eine Aufenthaltsgenehmigung stellen kann!

    Leider schreibst du zu diesem Thema unter einem Titel, damit erst einmal nichts damit zu tun hat. Und außerdem ist dir bei deiner Recherche ausnahmsweise ein Fehler unterlaufen.
    Schön, dass es Sinn macht, dir hier zu schreiben, weil ich davon ausgehen kann, dass du dieses Fehler korrigierst.
    Dieses neue Dekret ermöglicht den Menschen 3 JAHRE, nicht 3 MONATE im Land zu bleiben.
    3 Monate kann man sich schon lange mit einem Touristenvisum in Russland aufhalten. Aber um sich länger aufhalten zu können, braucht man entweder ein spezielles Visum oder eben eine (auf 3 Jahre begrenzte Aufenthaltsgenehmigung). Wenn man diese begrenzte Aufenthaltsgenehmigung erst einmal hat, kann man ein Jahr später schon die unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung beantragen und dann praktisch unbegrenzt im Land bleiben, aber man muss erste einmal die begrenzte bekommen!
    Und das erleichtert das Dekret enorm! Man muss dafür auch nicht heiraten oder so.

    Den Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung stellt man in der Regel persönlich vor Ort in Russland, man muss auch noch einen Gesundheitstest machen und Dokumente ins Russische übersetzen lassen.
    Aber man muss nun auch keinen Sprachtest bestehen und man braucht keinen Quotenplatz! Das waren die beiden größten Hürden. Den Sprachtest habe ich bereits vor einem Jahr bestanden und auch den Gesundheitstest gemacht, aber es war einfach nicht möglich einen dieser begehrten Quotenplätze zu bekommen. Das fällt nun weg.
    Manche Analysten vergleichen das Dekret sogar schon mit dem Einladungsmanifest Katharina der Großen vor über 250 Jahren, was Hunderttausende Deutschen nach Russland brachte.
    Ich halte das jedenfalls für einen schlauen Schachzug Putins. Russland steht im Grunde vor ähnlichen demographischen Problemen, wie Europa. Die Familienförderung ist hier zwar um vieles besser (Ich kenne eine Familie in unserem Dorf, die alleine vom Kindergeld leben kann), aber dennoch bekommen die Frauen im Schnitt weniger als 2 Kinder.
    Dadurch werden auch in Russland junge Menschen aus anderen Kulturen gebraucht und das sind allermeistes Muslime aus Zentralasien. Dort gibt es genug junge Menschen und diese drängen auf allen möglichen Wegen nach Russland. Und weil man in Russland nicht die Verhältnisse wie in Westeuropa haben will, wird regelmäßig nach einer strengeren Einwanderungspolitik verlangt.
    Und nun hat Putin diesen Clou gelandet. Durch dieses Dekret können die Menschen aus dem „Werte-Westen“, also meistens Christen bzw. Atheisten, welche den Russen ethnisch und kulturell eigentlich sehr sehr nahe stehen und welche die Russen auch gerne in ihrem Land haben wollen, leichter einreisen, die Menschen aus muslimischen Ländern aber nicht!
    Wenn man einfach bestimmt hätte, das ab jetzt Christen oder Europäer oder Weiße oder so vereinfacht einwandern können, wäre das ja gegen die Russische Verfassung gewesen, weil da ja dann die Menschen nach Religion oder Ethnie trennen würde.
    Aber so, wie das Putin nun verordnet hat, gibt es dieses Problem nicht. Es ist eine „saubere“ Regelung. Und da Putin ja studierter Jurist ist, achter er immer seht genau auf solche Sachen.

    Wer weitere Details wissen möchte, kann sich gerne an mich wenden unter felixkrauss(ät)posteo.de
    Aber noch zwei Hinweise:
    1. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wer einfach aus Angst aus Deutschland „flieht“, der wird viele Schwierigkeiten da vorfinden, wo er hingeht.
    2. Und wer aus Angst vor dem Winter nach Südrussland zieht, am besten noch auf die Krim, könnte sein blaues Wunder erleben. Hier im Süden Sibiriens, über 4000 km entfernt von Moskau lebt es sich wunderbar, ruhig, sicher und weit weit weg von allen potenziellen Konfliktzonen.
    Nicht umsonst bauen wir den Weltfriedenspol gerade hier auf.
    Wer mehr über den Weltfriedenspol wissen will, kann sich dieses Interview mit mir ansehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=fqPoVNaL-8g

    Alles Liebe aus Sibirien
    Felix

    PS: Ich war heute den ganzen Tag im ärmellosen T-shirt im Garten bei 15 -20 Grad und Sonnenschein. Wir haben hier auch im September und Oktober noch richtig schöne, warme Tage. 😉

    ~~~~~
    Hallo Felix,

    das mit den drei Monaten habe ich mir nicht ausgedacht, sondern davon steht etwas im Punkt 4 des Dekretes:
    4. Министерству иностранных дел Российской Федерации обеспечить выдачу однократных обыкновенных частных виз на срок три месяца на основании решения руководителя дипломатического представительства или консульского учреждения Российской Федерации о выдаче иностранному гражданину или лицу без гражданства визы, принятого в исключительных случаях по их заявлению в письменной форме, в котором указаны мотивы, предусмотренные пунктом 1 настоящего Указа.

    Da ich kein russisch kann bin ich auf die Online-Übersetzer angewiesen und da kommt auch bei verschiedenen Angeboten bisher immer „3 Monate“ heraus.
    Wenn es drei Jahre sind, dann ist das selbstverständlich eine ganz andere Perspektive. Bis dahin spürt der Mensch vermutlich ob er wirklich in Russland bleiben will und es besteht in dieser Zeit die Chance sich selbst in der Gemeinschaft / Gesellschaft einzufügen und auch wirtschaftlich zu etablieren. Und dann kann man auch Wege finden länger oder unbegrenzt in Russland zu bleiben, wenn man es denn will.

    Danke Dir für Deine Ausführungen.

    Viele Grüße
    Konstantin

  2. Ja, wenn man wegen der Gender-Propaganda nicht mehr in seinem Land leben will, soll man dieses spezielle „Privatvisum“ für 3 Monate beantragen, und damit ins Land reisen und dann vor Ort die Aufenthaltsgenehmigung beantragen, die dann 3 Jahre gilt.

  3. … und in Russland lauert die Digitalisierungsfalle – die sind schon viel weiter im Transhumanismus.
    Da fühle ich mich im Inland wohler, da immer mehr Menschen die Risiken erkennen und sich zur Freiheit orientieren.
    Es mag noch nicht die Masse sein, aber soweit ich es mitbekomme, werden es täglich mehr.

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