Ein sehr informativer Film vom SWR, Südwestrundfunk, Abteilung Handwerkskunst über das Herstellen einer Sense in reiner Handwerksarbeit. Bei all meiner Kritik an den Massenmedien finde ich dieses Format gut und wertvoll.
Der Film zur Sensenherstellung in Rekonstruktion der Art und Weise, wie es Kelten gemacht haben dürften, wurde gestern veröffentlicht:
Die Webseite der Kelten-Schmiede lautet:
https://www.trommer-archaeotechnik.de/
Ich finde spontan nur einen kleinen Fehler im Film. Bei Min 6:40 wird gesagt:
„Einen Gebrauchsgegenstand wie eine Sense heute so herzustellen, unvorstellbar. Heute stanzt man die Sensen aus dünnem Blech.“
Nun, es gibt sicherlich „Sensen“ im Baumarkt, die aus dünnem Blech gestanzt wurden. Aber so ein Billig-Stanz-Blech-Werkzeug taugt nichts, zumindest nicht längerfristig. ich sehe solchen Neu-Schrott als reine Masche um dem vom Sensen unzufriedenen Kunden anschließend einen Aufsitzmäher andrehen zu können…
Es gibt heutzutage immer noch geschmiedete Sensen, auch zu bezahlbaren Preisen. Diese werden sicherlich nicht wie im Film einzeln auf dem Fussboden sitzend nur mit Blasebalg und Hammer, sondern mit größeren Werkzeugen, insbesondere maschinellen Schmiedehämmern hergestellt. Dennoch sind auch diese Sensen Handwerkskunst.
Hier als Ergänzung zum obigen Film und zum inhaltlichen Vergleich mit der Kelten-Methode, zwei Filme über die aktuelle Herstellung von Sensen bei Schröckenfuchs in Österreich:
Hier gibt es die geschmiedeten guten Sensen aus Österreich:
https://www.silvanus.at/Sensen/Sensen-und-Wuerfe/
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Nachtrag:
Mein Freund und Sensenlehrer Erwin Zachl aus Österreich hat mir auf diesen Blogeintrag geschrieben:
Zu Deiner aktuellen Filmbetrachtung kann ich nur sagen:
Eine gute Filmidee, ganz nettes Drehbuch, aber sonst ziemlich weit von der Realität entfernt.
Auch die Keltischen Schmiede haben im Stehen gearbeitet! Und Sensen wurden bis zur Erfindung des „Schwanzhammers“ (Konrad Eisvogel, Anf. 16. Jhdt) ausschließlich mit der „Faust“ geschmiedet.
Schwanz(hammer)- besser als – Faust(hammer). Und selbst die Schwanzhämmer waren noch bis 1970 bei der Sensenerzeugung als Arbeitshilfe im Einsatz.
Und selbst heute noch sind wohlgefertigte Sensenblätter im Prinzip von Hand gemacht – unter Mithilfe moderner Werkzeuge allerdings.
Und ja – es gibt Produkte, die behaupten, eine Sense zu sein. Diese Produkte wurden tatsächlich aus einem Stück Blech gestanzt.
Zum „Technischen“ im Film: Ich kenne mich da wirklich aus, habe selber das Schmieden gelernt und weiß wovon ich rede:
„archäologisches Technikverständnis“ ist ganz nett, wird aber von Leuten gedacht, die in Wahrheit keine Ahnung vom „Arbeiten“ haben. Da kann es schon vorkommen, wenn der Plot passt, dass ein TV.Team anreist und ein Filmchen dreht. Dass sich die Protagonisten nicht schämen, sowas mitzumachen – aber das Geld ist halt doch ein Luder …
Erinnert mich an die absurden Arbeitsverhältnisse in „Herr der Ringe, ff.“ und dem fast vergessenen Film, „Besuch von einem anderen Planeten“ aus den frühen 1970er-Jahren.
Nett, mal anzusehen, aber ziemlich unrealistisch.
Hier eine historische Abhandlung von Josef Zeitlinger, dessen Sohn ich selber gekannt habe und der, so wie seine Vorfahren alle, ein Sensenschmied war.Sensen, Sensenschmiede und ihre Technik. Von Josef Zeitlinger, Leonstein, 1943
https://www.zobodat.at/pdf/JOM_91_0013-0178.pdfÜbrigens: Es gibt keine Belege, ob die Kelten tatsächlich Sensen gemacht haben. Sowas ähnliches wahrscheinlich.
Die Frage ist aber, auf welche Weise dieses Kunsthandwerk zu ihnen gekommen ist. Denn die Entwicklung von Sensen- und Sichelähnlichen Geräten kam tatsächlich aus dem Nahen Osten – und dafür gibt es reale Belege.