Das Dilemma nichtrepräsentativer Zitate

In Gesprächen und Diskussionen über die Anastasia-Bücher erkenne ich oft den “Bestätigungsfehler”, also die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen.
Selbstverständlich habe auch ich diese Neigung, sehne mich jedoch danach dies auch wahrzunehmen, oder darauf hingewiesen zu werden, wenn es anderen an mir auffällt.
Generell beobachte ich in der aktuellen Lage der Gesellschaft eine Überflutung an Informationen.
Es ist meiner Ansicht nach praktisch unmöglich, alle angebotenen Informationen wahrzunehmen, zu verinnerlichen, zu prüfen und zu bewerten. Da scheint die Sehnsucht, Informationen vereinfacht einzusortieren in vorhandene Wertemuster, angemessen.
Dazu dienen gerne “Zitate”, also Ausschnitte von etwas größerem.
Als Beispiel nehme ich mal einen einzelnen Satz und zitiere daraus einzelne Worte.
Dies möge eine Parabel sein, verglichen mit dem Zitieren von einzelnen Seiten einer mehrbändigen Buchserie (z.B. Anastasia).
“Aus Scheiße machen wir Gold, unser Steckenpferd heißt: Kompostierung”
Zitat:
“Scheiße”
> also dieses Thema ist ja unter der Gürtellinie, das ist ja unerhört, so was sagt man nicht, …
Zitat:
“Gold”
> geht es jetzt um Kapitalisten, Fort Knox, oder um Bergbau?
Zitat:
“Steckenpferd”
> ach, es geht wohl um ein Kinderbuch, bzw. Kinderspielzeit in der Vergangenheit …
Zitat:
“Kompostierung”
> Ach so, darum geht es, das Thema interessiert mich …
Um zum eigentlichen Thema, hier im Beispiel der Kompostierung, zu kommen, müsste man dem Text lange genug folgen.
Doch wegen der angesprochenen Datenflut, schafft das kaum jemand, bzw. nur Einzelne machen es. Diese wiederum wählen wegen dem Bestätigungsfehler gerne diejenigen Zitate aus, die ihren inneren Erwartungen oder schon vorhandenen Überzeugungen entsprechen. Da Mensch gerne von anderen Menschen eine Bestätigung haben will bezüglich den eigenen Ansichten, werden gerne passende Zitate anderen mitgeteilt zur Überzeugung oder zum Finden von “Gleichgesinnten”. Hierbei spielt wiederum das Phänomen der versunkenen Kosten eine Rolle, siehe:
die es nicht nur in der Finanzwirtschaft gibt sondern insbesondere auch im Sozialen: Wenn man längere Zeit eine gewisse Ansicht getragen hat, Lebenszeit, persönlichen Einsatz und auch Geld in etwas investiert hat, dann will man sich ungern eingestehen, dass dies falsch war, selbst wenn man rational diese Ansicht bekommen müsste durch neue Erkenntnisse.
Daher stellt sich durchaus die grundsätzliche Frage, ob die Verwendung von Zitaten überhaupt sinnvoll ist.
Meiner Ansicht nach ist es durchaus statthaft und sinnvoll, einzelne Ziate zu nutzen, beispielsweise um etwas herauszuheben, was man loben oder wertschätzen will. Das wichtigste bei Zitaten ist mir, das die Quelle angegeben ist, damit jeder Interessierte selber nachschlagen kann um den größeren Kontext zu verstehen.

2 Gedanken zu „Das Dilemma nichtrepräsentativer Zitate“

  1. “Generell beobachte ich in der aktuellen Lage der Gesellschaft eine Überflutung an Informationen.”

    Menschen sollten lernen sich in jeder Situation klar zu werden: WAS ist jetzt hier wichtig, was ist wesentlich, was hat Priorität? Das ist schwierig, aber anders geht es nicht. Dazu müssen Gesprächskreise und soziales Miteinander den Leuten helfen, viele schaffen es alleine nicht mehr.

    Beispiel die “vermischten Nachrichten” (Fachbegriff aus der Medienwissenschaft). Es sind direkt hintereinander Meldungen, Informationen,… wichtig oder unwichtig, nah oder fern, politisch, unpolitisch, Verbrechensmeldungen, Wirtschaftsstatistiken, Wetter… Psychologisch haben die “vermischten Nachichten” den Effekt, dass der TV/Radio-Konsument nicht mehr entscheiden kann was wichtig und unwichtig für ihn persönlich ist und dass er hinterher alles vergesssen hat.

    Dann der Bildungs-Gap. D.h. die Lücke zwischen den Bildungsniveaus der verschieden sozialen Milieus und Schichten. Immer Weniger können mit den Nachrichten und Informationen umgehen, da ihnen das Wissen und die Techniken fehlen. Letztendlich
    führt die entfesselte, hysterisierende, selbst erregende Medien- und Informationslandschaft dazu, dass sozialen Fähigkeiten
    und Arbeitsfähigkeit der Menschen genrell unter Druck geraten. Die Menschen geraten an eine Grenze, dessen was sie verkraften, beweältigen und beherrschen können.

    Immer mehr Sender, Sendezeit, Zeitschriften, Zeiungsseiten wollen mit Inhalten gefüllt werden, hier gilt das kapitalistische Prinzip des Wachstumszwanges, der Kapitalverwertung. Wie kommt man da heraus?

    Selbst wenn es gelänge den Kapitalismus abzuschaffen, Die Technologie bliebe erstmal in den Händen von wenigen Konzernen und dem Tiefen Staat (militärisch-geheimdienstlicher Komplex. Was soll damit geschehen, wie ließe sich das menschenfreundlich, basisdemokratisch umgestalten?

    Was muss eigentlich zuerst getan werden? Eine öko-soziale Basisbewegung, Zusammenschluss aller Gruppen und Gemeinschaften zu einem höheren Ganzen (Organismus) oder Rückzug ins Gartenreich, in das eigene siedlungsprojekt? Wem steht das offen, es werden immer nurwenige sein. Oder die Massenauswanderung nach Russland? Auch dafür müssten eine Gemeinschaft aufgebaut, organisiert werden. Wohin wir auch gehen, wir kommen immer zur Organisationsfrage. Es sei denn du bist Millionär, dann brauchst du keine Organisation, dann lässt sich alles mit Geld regeln.

    Soll das ewig so weitergehen?

  2. “nichtrepräsentative Zitate”…? Gibt es das?

    was, wenn die Information aus den Büchern gar nicht durch Zitate repräsentiert werden will ? (weil es mit Worten gar nicht geht)

    was, wenn die nichtrepräsentativen Zitate doch repräsentativ sind, z.B. für den jeweiligen Bewusstseinsstand(Perspektive)?

    Wie viele Menschen würden die Bücher denn lesen, wenn ihre Erwartungen enttäuscht würden?

    was, wenn die Bücher bewusst so gestaltet sind, das JEDER zu seiner Meinung/Lebenssituation ein ansprechendes Zitat finden kann? (was natürlich zu vielen Diskussionen führt, jedoch auch dafür sorgt das die Bücher über die Jahre nicht langweilig werden…)

    Ist es nicht eine Kunst, wie anpassungsfähig die Informationen an geänderte Erwartungen bzw. persönliche Weiterentwicklung sind?! => sich-anpassende Informationen!

    WAS, wenn das Ziel ein scheinbar “unmögliches” war,… nämlich mit den enthaltenen Informationen alle Menschen zu erreichen? Alle?

    ALLE:
    Leute die Schimpfwörter nutzen, Arme, Religiöse, Verbrecher, Offiziere, Großeltern, Reiche, Bauern, Geschichts-Fans, Prostituierte, Politikfans, Familien, Fans von Ausserirdischen, Verschwörungstheorektier, Maler, Esotheriker, Priester, Waisen, Klardenker, Gärtner, Vegetarier, Sportler, Mütter, Models, Depressive, Verliebte, Lehrer, Kranke, Glückliche, Verheiratete, Ausländer, Fleischesser, Geschiedene, Leute die Zitate lieben, Gemeinden, Miesmacher, Weltreisende, Kulturliebhaber, Staatsoberhäupter, Gesunde, Richter, Tierschützer, Väter, Regierungsmitglieder, Veganer, Juden, Köche, Armeen, Asexuelle, Träumer, Kinder, Einsiedler, Fantasy-Fäns, Flüchtlinge Roman-leser, Künstler, Wissenschaftler, Obdachlose, Desinteressierte, Philosophen, Autoren, Kriegstreiber, Klimaforscher, Leute die Hetzkampagnen starten, Bettler, Leute die ALLES Verzeihen, Liebende …
    und und und… Dir fällt sicher noch mehr ein 😉

    Beeindruckend wie vielseitig alles geschrieben ist,

    Niemand wird ausgeschlossen, ALLE können sofort Anfangen…
    … jeder Einzelne Mensch, ohne Geld, ohne Gruppenzugehörigkeit, jederzeit, JETZT, überall, ohne Bedingungen, in jeder Gesellschaftsform… – zumindest lese Ich das aus den Büchern.

    und, als abschießendes Gleichnis: … ist nicht jeder große Baum einmal ein kleiner Spross ohne Organisation? … und in dem Maße, wie er wächst und gedeiht, entsteht um ihn herum automatisch eine perfekte natürliche Organisation, die er quasi unausweichlich anzieht: Bodenlebewesen, Pilze, Mikroorganismen, Moose, Insekten, Vögel, Eichhörnchen… etc.
    Was, wenn der Spross sein Wachstum einstellen würde, nur weil er seine Organisation noch nicht kennt?

    🙂

    DANKE Dir

    ——-

    “Grenzen entstehen nur in unseren Köpfen”

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